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Landkreis Augsburg: Familien wegen Corona in Quarantäne: So ist die Stimmung in Bonstetten

Landkreis Augsburg

Familien wegen Corona in Quarantäne: So ist die Stimmung in Bonstetten

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    Einer der beiden ersten Coronafälle im Landkreis Augsburg war in Bonstetten. Das Virus bewegt derzeit den ganzen Ort.
    Einer der beiden ersten Coronafälle im Landkreis Augsburg war in Bonstetten. Das Virus bewegt derzeit den ganzen Ort. Foto: Marcus Merk

    Anton Gleich bittet um Entschuldigung: „Ausnahmsweise schüttele ich mal nicht Ihre Hand“, meint der Bonstetter Bürgermeister. „Wir haben unser Wahlgrillen am Freitag abgesagt“, bedauert Gleich. Selbst vor dem Wahlkampf macht das Coronavirus nicht halt. In seiner Gemeinde Bonstetten gibt es eine Erkrankung und einen Infizierten. Sein Gegenkandidat, Werner Halank von den Freien Wählern und seine Frau. Sie hatten sich im Skiurlaub in Norditalien angesteckt. Halank wird bis zur Kommunalwahl nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten.

    Coronavirus in Bonstetten: Bürgermeister ist ganz ruhig

    Er ist bis 17. März in Quarantäne, seine Frau ist im Krankenhaus. Nicht nur er ist von den Vorsichtsmaßnahmen betroffen: Zehn Familien sind laut Gleich für circa zwei Wochen in Quarantäne. Das Gesundheitsamt korrigiert diese Zahlen am Samstag: Es sind nur vier Familien.

    Trotz der aktuellen Lage ist der  Bürgermeister ganz ruhig: „Ich rate den Bürgern zur nötigen Vorsicht. Für Hysterie gibt es aber keinen Grund“, meint der Bürgermeister.

    Die Kindertagesstätte Bonstetten ist auf den Ernstfall vorbereitet.
    Die Kindertagesstätte Bonstetten ist auf den Ernstfall vorbereitet. Foto: Marcus Merk

    Er stehe in enger Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt. Dort sehe man keine gesteigerte Ansteckungsgefahr in seiner Gemeinde. Für die Familien in Quarantäne sei auf jeden Fall gesorgt: „Notfalls schicke ich die Feuerwehr in den Netto nach Welden, um für sie einzukaufen“, meint Gleich. Im Extremfall ziehe man auch eine Schließung der Kindertagesstätte im Ort in Betracht. Dort sei man bereits über diese Möglichkeit informiert.

    Ihre Leiterin Christine Long-Wieland plant nicht, den Kindergarten zu schließen, ist aber auf den Notfall vorbereitet. Immer wieder verweist sie auf die Pressekonferenzen des Landratsamtes. Sie spricht sehr überlegt und wählt ihre Wörter sehr genau. Auch sie steht in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt. „Wenn das Kreisgesundheitsamt es für nötig hält, informieren wir die Eltern und schließen die Kita sofort. Aber erst mal machen wir weiter“, meint die Erzieherin. Sie sei selbst Mutter und habe Verständnis für die Eltern.

    Händewaschen war in der Kita schon vor Corona wichtig

    Viel anders macht man in ihrer Kindertagesstätte aber nicht: „Die Standards sind bei Kindertagesstätten sowieso hoch. Wenn man morgens zur Arbeit geht, ist der erste Weg selbstverständlich immer zum Desinfektionsmittel“, erklärt sie. Ebenso achte man auf regelmäßiges Händewaschen. Das sei schon vor Corona so gewesen. „Alleine schon, weil unsere Erzieher eine Vorbildfunktion haben“, findet Long-Wieland.

    Die Kinder habe man auch ausgiebig über die Infektionsgefahr bei Husten und Schnupfen sowie Handhygiene informiert. Nicht wegen Corona, sondern wegen der Grippe. „Alle Tipps von den Experten sind das, was wir schon immer tun“, sagt die Erzieherin. „Wir haben nichts zu verheimlichen und es gibt keinen Grund zur Hysterie.“ So sehen das scheinbar auch die Bonstetter. „Am Anfang hatte ich eine Phase, wo ich mir Sorgen gemacht habe. Seit ich mich informiert habe, geht es wieder“, meint etwa Jana Pschorr. „Was will man machen? Panik hilft auf jeden Fall nicht“, meint eine andere Passantin. „Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen. Wenn man „tödlich“ in der Zeitung liest, kriegt man schon ein mulmiges Gefühl. Ich habe mich aber entschlossen, die Sache positiv zu sehen“, meint eine andere.

    Veröffentlichung von Halanks Namen wird teils kritisch gesehen

    Die Veröffentlichung von Halanks Namen wird teilweise kritisch gesehen: „Dem Virus dürfte egal sein, ob der Betroffene Politiker ist, der zur Wahl steht oder einen anderen Beruf hat“, meinte etwa Landtagsabgeordneter Fabian Mehring. Er hätte es für hinreichend gehalten, auf von Halank besuchte Veranstaltungen zu verweisen, um seine Familie vor dem bundesweiten Medieninteresse zu schützen.

    Bürgermeister Anton Gleich hat Mitgefühl mit seinem Konkurrenten: „Werner Halank ist ein guter Kollege von mir. Ich bedauere seine Erkrankung sehr und wünsche ihm gute Besserung“. Gleich rechnet nicht damit, dass die Erkrankung seines Gegenkandidaten sich stark auf die Wahl auswirken wird. Er werde sie auf jeden Fall nicht thematisieren.

    Halank hat im Wahlkampf allerdings viele Hände geschüttelt: „Er stand natürlich besonders in der Öffentlichkeit und hatte viele Kontakte. Das steigert sicher die Gefahr“, meint Gleich. Auch in Long-Wielands Kindertagesstätte hatte Halank in der vergangenen Woche einen Termin.

    Bürger, die Fragen haben, können sich per E-Mail unter gemeinde@bonstetten.de und per Telefon unter 08293/909400 bei der Gemeindeverwaltung melden. Dort ist man auch am Wochenende zu erreichen.

    Alle aktuellen Meldungen können Sie hier bei uns im Live-Blog verfolgen: Dritter Coronavirus-Fall im Kreis Augsburg – mehr als 500 Infektionen in Deutschland

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