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Landkreis Augsburg: Explodierende Strompreise lassen Stahlöfen im Kreis Augsburg stillstehen

Landkreis Augsburg

Explodierende Strompreise lassen Stahlöfen im Kreis Augsburg stillstehen

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    Hier steht die Produktion aktuell stundenweise still: Die Lechstahl-Werke in Meitingen-Herbertshofen. Schuld sind hohe Energiekosten.
    Hier steht die Produktion aktuell stundenweise still: Die Lechstahl-Werke in Meitingen-Herbertshofen. Schuld sind hohe Energiekosten. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Eine Million Tonnen Stahl haben die Lech-

    Denn für die Produktion brauchen die Lech-Stahlwerke viel Energie, jede Menge Strom und Erdgas. Die Preise haben sich seit Jahresbeginn vervielfacht. Vorher sind Firmen lange an den Strombörsen relativ günstig an Energie gekommen. Der technische Geschäftsführer Martin Kießling sagt: "Aktuell zwingen uns die durchschnittlichen Strompreise pro Megawattstunde, unsere Produktionsanlagen stundenweise abzustellen, da eine Aufrechterhaltung der Produktion wirtschaftlich keinen Sinn ergibt." Die Preis-Explosion trifft nicht nur die Lech-Stahlwerke. Am Ende wird wohl auch der Einkauf in der Drogerie oder im Supermarkt teurer.

    Die Lechstahlwerke produzieren Stahl aus Stahlschrott.
    Die Lechstahlwerke produzieren Stahl aus Stahlschrott. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Am 7. Oktober 2020 kostete eine Megawattstunde Strom an der Börse etwa 50 Euro. Heuer waren es am gleichen Tag zeitweise über 400. Zusätzliche Kosten, mehr Verschleiß. Das sind Effekte der gebremsten Produktion bei Lechstahl. Denn das Abkühlen von Aggregaten und die häufigeren An- und Abfahrvorgänge kosten Material, wie ein Pressesprecher des Unternehmens sagt. Für Geschäftsführer Kießling ist deshalb klar: "Hier besteht dringender Handlungsbedarf seitens der Politik, da unter diesen Voraussetzungen die Sinnhaftigkeit des Betriebs eines Elektrostahlwerks infrage gestellt werden muss." Schließlich sei der Rohstoff des Meitinger Unternehmens Stahlschrott. Die Produktion stoße so wesentlich weniger CO2 aus als die herkömmliche Stahlherstellung.

    Gefährden die hohen Energiepreise den wirtschaftlichen Aufschwung?

    Nina Reitsam von der Industrie- und Handelskammer beschäftigt sich mit dem Thema Energie. Sie sagt: Die extrem hohen Preise führen zu einer Wettbewerbsverzerrung. Denn: "Unternehmen, die das Glück hatten, schon früher ihren Vertrag abzuschließen, können von niedrigeren Preisen profitieren." Eine Ausnahme sei aktuell, dass nicht die Steuer, sondern die Börse an den hohen Preisen Schuld sei. Für Reitsam ist klar, dass sich das auch in den Geschäften bemerkbar machen wird: "Es wird darauf hinauslaufen, dass die Preise steigen. Am Ende der Kette steht der Endverbraucher." Heißt: Wenn die Firmen mehr für die Produktion zahlen, zahlt die Kundin oder der Kunde mehr für das Produkt. Die Energiekosten gefährden laut Reitsam den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Einbruch durch Corona.

    Ist Besserung in Sicht? "Die Strompreise werden wieder sinken", sagt Reitsam, "aber nicht auf das niedrige Niveau, wie es vor Corona war." Die Regierung könnte die Lage mit niedrigeren Steuern etwas verbessern. Denn die Situation gefährde Investitionen in den Klimaschutz. "Wenn die Stromtankstelle teurer ist als das Benzin, wird man hier kaum eine Wirkung erzielen."

    Gersthofen: Putzmittel und Kosmetik werden teurer

    Mehr Energie als der Metallsektor brauchen in der Industrie nur Chemiefirmen. Davon gibt es im MVV Industriepark in Gersthofen einige. Auch hier machen sich die rasant gestiegenen Preise bemerkbar. Pressesprecherin Ingrid Knöpfle sagt: "Energiekosten spielen eine wesentliche Rolle in der Kostenstruktur der Chemieproduktion und bestimmen neben anderen Faktoren den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen." Eins zu eins an den Kunden weitergegeben werden die höheren Preise nicht. "Sie belasten also das Ergebnis der Unternehmen." Verbraucher zahlen am Ende wohl trotzdem mehr. Denn die Chemieprodukte aus dem Industriepark

    Die Gersthofer Unternehmen haben aber einen Vorteil. Der erforderliche Dampf für die chemischen Prozesse wird in einem Kraftwerk aus Abfall erzeugt. "Dieses Verfahren ist sehr kostengünstig und hilft den Unternehmen in der momentanen Situation. Sie profitieren hier von längerfristigen Dampflieferverträgen", sagt die Pressesprecherin. Zu schaffen mache die Situation den Firmen dennoch. "Um ihr Geschäft attraktiv zu halten, benötigen die Unternehmen konkurrenzfähige und langfristig verlässlich planbare Energiekosten."

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