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Landkreis Augsburg: Energiewende: Neue Solarparks für den Landkreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Energiewende: Neue Solarparks für den Landkreis Augsburg

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    Die Stromerzeugung mithilfe der Sonne im Kreis Augsburg soll massiv ausgebaut werden. Unser Bild zeigt einen bestehenden Solarpark bei Nordendorf.
    Die Stromerzeugung mithilfe der Sonne im Kreis Augsburg soll massiv ausgebaut werden. Unser Bild zeigt einen bestehenden Solarpark bei Nordendorf. Foto: Marcus Merk

    Seit Ende März ist der Solarpark der Lechwerke (LEW) in Gersthofen um ein paar merkwürdige Konstruktionen reicher. Anstatt der Sonne leicht geneigt gelagert möglichst viel Fläche anzubieten, sind die Photovoltaik-Module, mit deren Hilfe Strom gewonnen wird, senkrecht montiert. Was auf den ersten Blick wie Murks wirkt, entpuppt sich auf den zweiten als hoch spannender Versuch mit Namen "Agri-PV".

    Es geht darum, zwei Dinge unter einen Hut zu bringen, die sich bislang oft ausschlossen. Die Nutzung von Feldern und Wiesen für großflächige Sonnenstromanlagen, ohne dass die Grundstücke für die Landwirtschaft verloren gehen. Genau deshalb gibt es gegen große Solarparks auf freiem Feld oft massive Bedenken. In Gersthofen und Biessenhofen (Ostallgäu) wird nun getestet, wie rentabel die senkrechten Solarmodule, bei denen Vorder- und Rückseite zur Stromerzeugung taugen, im Vergleich zu herkömmlichen

    Senkrecht stehende Solarmodule werden derzeit in Gersthofen erprobt.
    Senkrecht stehende Solarmodule werden derzeit in Gersthofen erprobt. Foto: Thorsten Franzisi

    Hintergrund des Projekts ist eine gesetzliche Vorgabe, die eine massive Erhöhung des Ökostromanteils bei der Stromerzeugung vorschreibt. Bis 2030 müssen 65 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien kommen. Im Moment liegt der Landkreis Augsburg bei rund 40 Prozent - wenn man die großen Wasserkraftwerke am Lech mit einrechnet. Die größten Zuwachsraten - da sind sich die Experten der LEW sicher, bietet der Ausbau der Sonnenenergie. Doch der muss massiv sein.

    Den LEW-Berechnungen zufolge muss in zehn Jahren mindestens eine Verdopplung der installierten PV-Leistung her - wenn das überhaupt reicht. Wegen des steigenden Stromverbrauchs wird unter Umständen sogar dreimal so viel Leistung benötigt. "Die Dimension des angestrebten Ausbaus ist nur wenigen bewusst", sagt Walter Albrecht. Er ist bei den LEW für den Bereich Kommunalmanagement verantwortlich und hat zuvor lange den Bereich "Einspeiser" betreut. Seine Zusammenfassung: "Die Hausdächer werden dafür nicht reichen." Zumal sich auch nicht jedes Hausdach eignet.

    Solarmodule auch auf Gewässer

    Genauso sollen deshalb Carports, Hallendächer, Freiflächen, Felder und Gewässer mit Solarmodulen bestückt werden. "Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, die sich bieten, um Photovoltaik auszubauen", verdeutlicht LEW-Sprecher Ingo Butters. Wobei der Großteil dieses Ausbaus nicht vom Unternehmen selbst, sondern von anderen privaten Investoren geschultert werden soll. Entsprechende Projekte gebe es.

    Dieser Zubau bedeutet auch erhebliche Investitionen ins Stromnetz. Mit einer Milliarde Euro rechnen die LEW in den kommenden knapp zehn Jahren und fordern von der Politik eine zeitliche und räumliche Steuerung des Zubaus. Orte und Bereiche für große Sonnenstromanlagen müssten vorgegeben werden, damit man besser planen könne. Genehmigungsverfahren zum Beispiel für Stromleitungen müssten zügiger vonstattengehen.

    Hinzu kommt das Geld. Mehr als 50 Prozent des Strompreises machen inzwischen Steuern und Abgaben aus. Die Stromsteuer müsse runter und Strom günstiger werden, so die Position der LEW. Öko-Strom dürfte im Zuge des Klimaschutzes noch mehr gefragt sein, um Elektroautos und Wärmepumpen anzutreiben.

    Was passiert nach dem Aus für Gundremmingen?

    Dass der Strom knapp wird, steht nach Einschätzung der LEW eher nicht zu befürchten. An jedem zweiten Tag wird im regionalen Stromnetz aufgrund der erneuerbaren Energien bereits mehr Strom erzeugt als verbraucht. Ein neuer Rekord wurde am 13. Juni aufgestellt mit 1,1 Gigawatt, das entspricht der Leistung mehrerer Gaskraftwerke. Die Abschaltung des AKW-Gundremmingen zum Jahresende sei für die Versorgungssicherheit kein Thema mehr, weil in den Planungen der Netzbetreiber berücksichtigt.

    Das Wasserkraftwerk am Lechkanal in Gersthofen zählt mittlerweile zum Weltkulturerbe und ist immer noch wichtig für die Stromversorgung.
    Das Wasserkraftwerk am Lechkanal in Gersthofen zählt mittlerweile zum Weltkulturerbe und ist immer noch wichtig für die Stromversorgung. Foto: Marcus Merk

    Allerdings ist die Leistung der erneuerbaren Energiequellen, deren wichtigste im Landkreis Augsburg Sonne und Wasser sind, sehr unterschiedlich. Verdeutlicht wird das an einem sogenannten Energiemonitor, wie er für den gesamten Landkreis Augsburg eingeführt werden soll. Bereits abrufbar im Internet ist er für Gersthofen. Am vergangenen Donnerstag, einem trüben und verregneten Tag, wurden in der 23.000-Einwohner-Stadt 60 Prozent des verbrauchten Stroms vor Ort aus regenerativen Quellen erzeugt. Der Anteil der Sonne daran war allerdings überschaubar. Den Löwenanteil lieferte das Wasserkraftwerk am Lech, das seit mehr als 100 Jahren seinen Dienst tut.

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