Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Droht im Kreis Augsburg Gefahr durch Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten?

Landkreis Augsburg

Droht im Kreis Augsburg Gefahr durch Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten?

    • |
    Experten zufolge ist der Tourismus hauptverantwortlich für die zuletzt wieder steigenden Corona-Zahlen. Auch der Kreis Augsburg ist betroffen.
    Experten zufolge ist der Tourismus hauptverantwortlich für die zuletzt wieder steigenden Corona-Zahlen. Auch der Kreis Augsburg ist betroffen. Foto: Matthias Balk, dpa (Symbolbild)

    Die Corona-Zahlen steigen langsam, aber stetig wieder an. Im Augsburger Land gibt es wieder 38 aktive Infektionen, nachdem die Zahl monatelang gegen null tendiert hat. Hinzu kommt eine Dunkelziffer, von angesteckten Menschen, die bisher nicht getestet wurden. Experten machen dafür vor allem Urlaubsrückkehrer verantwortlich. Im Augsburger Land haben sich bereits 160 Rückkehrer aus Risikogebieten beim Gesundheitsamt gemeldet.

    Doktor Roland Huss ist Facharzt für innere Medizin, in der Gemeinschaftspraxis Diedorf, eine der größten Praxen in Schwaben. Er kann die Zahlen bestätigen: „Wir hatten lange nur negative Tests, das ändert sich gerade“, erzählt er. Bis zu 20 Abstriche machen er und seine Kollegen dort täglich während der Infektionssprechstunde. Etwa die Hälfte davon sind Urlaubsrückkehrer, und jeweils ein Viertel sind Menschen, die wegen Symptomen kommen oder sich einfach nur so testen lassen. Die meisten positiven Ergebnisse in seiner Praxis stammen von zurückkehrenden Urlaubern.

    In Diedorf werden Patienten im Auto auf Covid-19 getestet

    Auch in Diedorf werden die Patienten in ihrem Auto getestet und verlassen es nur, wenn es Untersuchungsbedarf gibt. Vier Tage dauert es, bis es ein Ergebnis gibt. Der Arzt braucht schon mal den ganzen Nachmittag, bis alle Patienten getestet sind. Gerade bei den Urlaubsrückkehrern sei die Verunsicherung groß, sagt Huss. Viele werden von ihren Arbeitgebern hergeschickt: „Ein Herr hat sich auf dem Rückweg aus dem Urlaub testen lassen und hatte ein negatives Ergebnis“, erzählt er. Seinem Arbeitgeber reichte das nicht. Er gestattete ihm nicht, seine Arbeit wieder anzutreten, bis er einen zweiten negativen Test vorweisen konnte.

    Auch die Corona-App sorge häufig für Verwirrung, wenn sie nicht richtig funktioniert oder einen Risikokontakt anzeigt: „Man sieht dann aber nicht, wann und wo der stattgefunden hat“, sagt der Arzt. Das verunsichere viele. Die Situation sei aber nicht so schlimm wie im März: „Die Leute sind da mittlerweile ein bisschen abgestumpft“, beobachtet er. Viele der Leute, die einen Test verlangen, hätten keinen Grund sich Sorgen zu machen: „Aber wir testen sie natürlich trotzdem“, erklärt Huss.

    Reiserückkehrer aus Kroatien dürfen in Österreich keinen Halt machen

    Der ehemalige Trainer des SC Altenmünster, Goran Boric, hat seinen Urlaub im nordkroatischen Istrien verbracht. Die Menschen dort seien extrem nervös: „Man will vermeiden, dass Urlauber aus Deutschland in Quarantäne müssen, wenn sie nach Hause wollen“, berichtet er. Das wäre ein schwerer Schlag für die bedeutende Tourismusbranche in Kroatien. Auf der Straße sei niemand ohne Maske zu sehen. Noch ist Kroatien kein Risikogebiet, aber eine andere Regierung warnt bereits vor einer Reise dorthin: Österreich hat eine Reisewarnung ausgesprochen. Wer aus Kroatien zurückkommt, muss einen negativen Test vorlegen oder ihn bald nachholen. Deutsche, die aus Kroatien kommen, dürfen deswegen auf der Durchreise keinen Halt in Österreich machen.

    Boric kritisiert einen Mangel an Sicherheitsvorkehrungen: „An der deutschen Grenze hatte ich keine Testmöglichkeit und kontrolliert wurde ich auch nicht“, sagt er. Es sei ja auch möglich, dass er aus einem Risikogebiet kommt. Er wolle sich natürlich trotzdem testen lassen, aber Nachrichten über falsche Positivergebnisse und händisch ausgefüllte Zettel an den Teststationen haben ihn verunsichert. Zudem sei sein Hausarzt momentan mit Coronatests überlastet. Eigentlich sollte es dieses Jahr nach Spanien gehen. Seine Frau kommt von dort und wäre dieses Jahr mit dem Heimatbesuch dran gewesen. Dass in Spanien kein angenehmer Urlaub möglich sein würde, war aber schon abzusehen, als die beiden gebucht hatten.

    Aus diesen Ländern bringen Deutsche das Coronavirus in die Heimat

    Dieser Meinung war nicht nur Familie Boric: „Wer bereit war, seine Urlaubspläne zu ändern, hat das schon lange getan“, berichtet Gaby Riss vom Tui-Center in Gersthofen. Wer dazu nicht bereit sei, lasse sich auch nicht von einer Reisewarnung abhalten. Auch Risikogebiete wie die Türkei würden weiterhin besucht. Trotzdem hat es die neueste Reisewarnung für Spanien sie schwer getroffen. Der Tui-Konzern hat als Reaktion darauf nämlich alle Spanienreisen storniert. Ihre Provision muss Riss nun zurückzahlen. Wer eine der stornierten Reisen gebucht hat, kann entweder umbuchen oder versuchen, in Eigenregie zum Urlaubsort zu kommen.

    Blitzumfrage: Menschen aus dem Landkreis Augsburg machen Urlaub zuhause

    Aber nicht alle bestehen auf ihrer Fernreise. Die meisten Leser, die auf unsere Blitzumfrage bei Facebook geantwortet haben, bleiben heuer zu Hause. Wolfgang Friedinger hat seinen Türkei-Urlaub auf 2021 verschoben. „Die ganze Zeit Maske tragen bei oft über 30 Grad. Das ist doch kein Urlaub“, findet Richard Hörl. Josef Altendorfer empfiehlt Folgendes, mit dem gesparten Geld: „Den Urlaub im nächsten Jahr kann man dann umso schöner gestalten. Ein Jahr zu Hause bleiben bringt niemanden um.“

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden