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Landkreis Augsburg: Die Störche kehren in den Landkreis Augsburg zurück

Landkreis Augsburg

Die Störche kehren in den Landkreis Augsburg zurück

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    Traute Zweisamkeit im Storchennest von Gablingen. Im Landkreis Augsburg werden immer mehr Störche gesichtet.
    Traute Zweisamkeit im Storchennest von Gablingen. Im Landkreis Augsburg werden immer mehr Störche gesichtet. Foto: Andreas Martan

    Thomas Wurschy aus Dinkelscherben beobachtet schon seit vielen Jahren die Störche in seinem Heimatort. Aktuell wartet er gespannt, wie sich die Saison weiter entwickelt: „Es ist ja noch früh, da kann noch einiges passieren.“ Der Horst auf dem Dach der Annakirche sei das ganze Jahr über von einem Paar besetzt gewesen, erklärt der Beobachter. Zwei Vögel hätten dort überwintert.

    Wurschy ist sich allerdings nicht ganz sicher, ob mittlerweile nicht eine „feindlichen Übernahme“ stattgefunden hat. „In den letzten Tagen hat es immer wieder kleinere Scharmützel gegeben“, sagt er. Seitdem vermisst er das beringte Weibchen, an dem er das Stammpaar bisher erkennen konnte. Der Beobachter vermutet, dass sie von einer Konkurrentin vertrieben wurde. Beim Männchen kann er sich nicht sicher sein, denn der Vogel trägt keinen Ring.

    Bekommt der Ortsteil Stadel ein zweites Storch-Brutpaar?

    Doch nicht nur in Dinkelscherben fühlen sich die Störche schon wieder wohl. „Im Ortsteil Stadel könnte es sogar sein, dass ein zweites Brutpaar dazukommt“, erklärt Thomas Wurschy. Vor einigen Jahren wurde der Nistplatz auf einem ausgedienten Maibaumstamm vom einem Sturm umgeworfen. Das Stammpärchen zog allerdings nicht in eines der anderen Nester im Landkreis, sondern baute sich einen neuen Brutplatz auf einem Masten in der Nähe. Seitdem nisteten die Störche dort. Auch der ursprüngliche Nistplatz wurde mittlerweile wieder aufgestellt und ein zweites Storchenpaar zeigt jetzt Interesse. Auch wenn er sich noch nicht sicher ist, ob tatsächlich beide Paare bleiben, findet Thomas Wurschy es „interessant, dass sie die Nähe zu ihren Artgenossen suchen“.

    So überleben Störche den bitterkalten Winter:

    Viele Störche verzichten auf den langen Flug nach Afrika und überwintern in Bayern. „Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann als kleine Singvögel, die immer bei uns überwintern“, sagt Weißstorch-Expertin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz.

    Wieding geht davon aus, dass etwa 200 Störche während der kalten Jahreszeit im Freistaat bleiben. Selbst mit zweistelligen Minusgraden kämen die Störche gut zurecht. „Die Tiere haben im Laufe der Zeit so ihre Eigenarten entwickelt: Wenn es ihnen an den Füßen zu kalt wird, setzen sie sich auf Kamine oder Straßenlaternen zum Aufwärmen.“

    Befürchtungen, dass überwinternde Störche erfrieren könnten, seien unbegründet. „Wird es wegen zugefrorener Seen und Flüsse für die Tiere zunehmend schwerer, Nahrung zu finden, fliegen die Störche einfach weiter umher“, erläutert die Expertin.

    Ähnlich sieht es bereits bei den Nistplätzen in Diedorf aus. An der Hauptstraße bei der Abzweigung Richtung Oggenhof, gibt es mittlerweile zwei befestigte Masten, auf denen sich Störche ihre Nester bauen können. Anna Röder vom Umweltzentrum Diedorf hat auf beiden Plätzen mindestens einen Storch gesehen, vermutet aber zwei Pärchen. „Theoretisch hätten wir noch Platz für ein weiteres Paar auf der Kirche“, sagt sie. Anderen Störchen sei es dort zu windig gewesen, aber es könnte sein, dass der Nachwuchs aus den vergangenen Jahren den Platz für sich entdeckt.

    Storchenexperte: So reagieren die Tiere auf Konkurrenz

    Anton Burnhauser, der Storchenbeauftragte in Schwaben, weiß dazu mehr. Er erklärt, dass es mittlerweile nicht ungewöhnlich sei, mehrere Storchenpaare an einem Ort zu beobachten. Grundsätzlich seien die Tiere soziale Wesen, „die auch mal beim Nachbarn vorbeischauen“. Die Vögel würden ihr Nahrungsrevier nach wie vor gegen Konkurrenten verteidigen. Wenn die Rangeleien einige Tage angedauert haben und der Druck zu groß wird, arrangieren sich die Nachbarn meist. Bei der Nahrungssuche gehen sich die Störche dann zwar weiter aus dem Weg, aber „sie kennen sich dann und tun sich nichts“, so Burnhauser.

    Auch Johann Schmid aus Gessertshausen hat das Sozialverhalten der Störche beobachtet. Er hat immer ein Auge auf den Nistplatz im Ort. Schon vor ein paar Wochen habe ein Storchenpaar den Platz für sich beansprucht, berichtet er. Streitereien mit Artgenossen hat er bisher nicht mitbekommen. Zwar würde das Paar mit den Schnäbeln klappern, wenn ein anderer Storch vorbeikommt. Aber „das wirkt auf mich eher wie ein Austausch“, sagt Schmid.

    Auch in Neusäß und Zusmarshausen sind laut LBV Störche

    Storchenpaare haben sich, den Informationen des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) zur Folge, auch in Neusäß und Zusmarshausen niedergelassen. Weiter Richtung Norden wurden dem LBV bisher keine Störche gemeldet, wohl aber unserer Redaktion: Das Nest in Gablingen ist bereits belegt und um den Zusamzeller Kirchturm kreisten jüngst gleich sieben Vögel. Die Störche auf der Pfarrkirche Maria-Immaculata in Zusmarshausen kann man mit etwas Glück über eine Webcam beobachten. Auch sie scheinen in der Region überwintert zu haben.

    Eigentlich sind Störche Zugvögel und verbringen den Winter in wärmeren Regionen. Winterstörche gibt es allerdings schon seit einigen Jahren. Anton Burnhauser weiß: Etwa ein Viertel der Vögel verbringt die kalte Jahreszeit in der Region. Er betont auch, dass man sich um die Tiere keine Sorgen machen müsse. „Das sind stabile Zeitgenossen“, erklärt der Experte.

    Junge Störche fliegen lieber in wärmere Regionen

    Winterliche Temperaturen sind für Störche mit ihrem Federkleid kein Problem. Kritisch wird es erst, wenn sich eine dicke Schneedecke bildet und die Temperaturen dauerhaft unter null Grad fallen. Dann könnte die Nahrungssuche schwierig werden. Der vergangene Winter sei kein Problem gewesen, sagt der Experte. Nur für Jungtiere hätte es kritisch werden können. Sie kommen noch nicht so gut mit kalten Temperaturen zurecht. Zum Glück sei der Zugtrieb in jungen Störchen noch erhalten und die Tiere würden sich schon früh in wärmere Regionen zurückziehen, erklärt Anton Burnhauser.

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