Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Corona-Inzidenz seit Tagen niedrig: Ist jetzt die Zeit für Lockerungen?

Landkreis Augsburg

Corona-Inzidenz seit Tagen niedrig: Ist jetzt die Zeit für Lockerungen?

    • |
    Immer häufiger gibt es im Gersthofer Rathaus Nachfragen, wie lange die Maskenpflicht noch gilt.
    Immer häufiger gibt es im Gersthofer Rathaus Nachfragen, wie lange die Maskenpflicht noch gilt. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    So niedrig wie jetzt waren die Corona-Zahlen im Landkreis Augsburg lange nicht mehr. In den vergangenen Tagen lag der Wert konstant unter 50, teilweise unter 35. Werte, die im Augsburger Land zuletzt gegen Ende des Sommers erreicht wurden. Doch ist es deshalb nun Zeit für ein Ende des Lockdowns? Wir haben fünf Meinungen dazu eingeholt.

    Noch im September wurden teils einstellige Inzidenzen gemeldet. Dann kam der Herbst und mit ihm die zweite Welle. "Corona: Augsburger Land ist jetzt dunkelrot", titelte unsere Zeitung Ende Oktober. Erstmals wurden mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche gemeldet. Bleibt man im Farbspektrum der damals vorgestellten Corona-Ampel wurde es im Landkreis immer rabenschwarz.

    Im Herbst stiegen die Zahlen trotz Lockdowns und Kontaktverbot

    Trotz Lockdowns, geschlossener Geschäfte und Schulen stieg die Zahl der Neuinfektionen. So schnell sollten die Maßnahmen nicht greifen. Bis Ende des Jahres meldete das Robert-Koch-Institut tendenziell immer mehr Infizierte. Doch wie in ganz Deutschland wendete sich der Trend. Ob das am Lockdown, an der Ausgangssperre oder dem Impfstoff lag, lässt sich allein aus der Inzidenz-Tabelle nicht ablesen. Fest steht aber, dass etwa seit Mitte Januar ein Abwärtstrend erkennbar ist. Mittlerweile gibt es in 17 von 46 Kommunen im Augsburger Land keinen einzigen aktiven Corona-Fall mehr. Wie wird sich die Situation in den kommenden Monaten verändern?

    Landrat Martin Sailer spricht über Lockerungen

    Das sagt der Landrat: Schon vor etwa zwei Wochen hatte Landrat Martin Sailer (CSU) laut über Lockerungen der Corona-Regeln nachgedacht. Damals ging es um die Öffnung der Schulen und Kitas, aber auch des Einzelhandels. Die meisten Geschäfte bleiben aber geschlossen. Dennoch sagt Sailer: "Erste Lockerungen werden ja bereits vollzogen, so ist zum Beispiel die Sperrstunde aufgehoben worden. Am Montag beginnt in abgespeckter Form wieder der Schulunterricht und die Kindergärten werden sukzessive wieder geöffnet." Darüber sei der Landrat sehr froh.

    Doch was, wenn die Zahlen wieder steigen sollten? Sailer: "Ich denke, die große, kritische Marke wird wieder die Sieben-Tage-Inzidenz von hundert Neuinfektionen sein. Wenn wir über diese Schwelle kämen, müsste der Schulunterricht wieder in Distanz stattfinden." Von diesem Wert ist der Landkreis zurzeit aber weit entfernt. Sailer: "Ich gehe davon aus, dass, wenn weiter geimpft wird, wir die Inzidenz auf niedrigem Level halten können werden."

    "Wir schaffen es nur, wenn wir schnell viele Leute impfen"

    Das sagt ein Arzt: Der Arzt Thomas Stechele von der Gemeinschaftspraxis Langweid, die bis Juni 2020 Corona-Schwerpunktpraxis im Landkreis war, beschreibt seine Haltung als "vorsichtig optimistisch". Er warnt vor Panikmache, sieht aber auch, dass die Corona-Pandemie trotz der aktuell niedrigen Zahlen noch nicht bewältigt sei. "Wir schaffen es nur, wenn wir schnell viele Leute impfen", sagt der Mediziner. Er spricht sich dafür aus, Berufsgruppen wie Ärzte, Lehrer, Erzieher so zu schützen.

    Hoffnung macht Stechele der nahende Frühling. Er geht von weniger Ansteckungen aus, wenn sich die Menschen wieder mehr draußen aufhalten. "Ich hoffe, dass die Leute vernünftig bleiben", sagt Stechele. Insgesamt sehe er nicht schwarz und "gute Chancen" für den Landkreis. Zuversichtlich stimmt ihn die Beobachtung, dass viele seiner Patienten die Lage sehr ernst nehmen und sich entsprechend verhalten. Bei noch mehr Verboten sieht der Arzt eher die Gefahr, dass illegale Treffen noch mehr werden. Das wäre im Hinblick auf die Mutationen fatal. In seinem Praxisalltag macht sich der aktuell positive Trend bemerkbar. Stechele: "Es müssen viel weniger Tests gemacht werden und wir haben fast keine neuen Fälle mehr."

    Bundestagspolitiker Hansjörg Durz fordert kleinteilige Lösungen

    Das sagt ein Bundestagsabgeordneter: Sorgen machen dem CSU-Bundestagsabgeordnetem Hansjörg Durz die Mutationen, die schon vereinzelt im Landkreis auftreten. Ein Blick in andere Landkreise zeige, dass bei einer Verbreitung die Inzidenz innerhalb weniger Tage von 30 auf 180 schnellen könne. Drei Dinge sind laut Durz daher wichtig: intensiver testen, die Kontaktnachverfolgung und regionale Unterschiede beachten. Beim Thema Lockerungen gebe es wegen der unterschiedlichen Lage keine bayernweite Lösung. "Hier müssen wir viel kleinteiliger denken." Durz kann den Wunsch der Menschen nach Erleichterungen gut verstehen. "Das ist für uns alle richtig schwer auszuhalten." Er spricht sich aber für vorsichtiges Öffnen aus. Es sei richtig, im Landkreis erst nur die Schulen und Kitas zu öffnen und dann zu beobachten, wie sich das auswirkt. Eine große Unbekannte sei immer noch, wo die starken Infektionsherde sind.

    Bürgermeister sehen Lockerungen mit gemischten Gefühlen entgegen

    Das sagt der Bürgermeister einer Stadt: Nur sieben Corona-Infektionen sind zurzeit in einer großen Stadt wie Gersthofen mit 22.481 Einwohnern gemeldet. Lange Zeit war der Wert deutlich höher gewesen. Der zweite Bürgermeister Reinhold Dempf mahnt trotzdem, jetzt nicht voreilig zu handeln. "Der Lockdown muss so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich sein." Er bittet die Bürger um Geduld. Das Bewusstsein, sich und andere zu schützen, müsse weiter an erster Stelle stehen. Den Fahrplan, als Erstes Schulen und Kitas zu öffnen, findet Dempf gut. Das Thema Maskentragen schlägt im Rathaus am häufigsten vonseiten der Bürger auf. "Wir bekommen immer häufiger Nachfragen nach Lockerungen", so Sprecherin Ann-Christin Joder. Die Stadt habe daher Anfang der Woche beim Landratsamt eine Anfrage gestellt, ob die Pflicht zum Maskentragen in bestimmten festgelegten Bereichen, wo viele Begegnungen stattfinden, aufgehoben werden könne. Die Stadt kann dies nicht auf Eigeninitiative entscheiden, sondern muss sich weiter an die Anordnung des Landratsamtes halten.

    Das sagt der Bürgermeister einer kleineren Gemeinde: Seit mehr als zwei Wochen gibt es in der 2300-Einwohner-Gemeinde Adelsried keinen einzigen Corona-Fall mehr. "Eine gute Nachricht", sagt Bürgermeister Sebastian Bernhard. Woran das liegt, weiß er zwar nicht. In Adeslried hielten sich die Leute aber zum größten Teil an die bestehenden Regeln. Außerdem ermöglichten viele Arbeitgeber in Adelslried ihren Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten. Auf mögliche Lockerungen blickt er mit gemischten Gefühlen. Besonders die Nachrichten zu mutierten Virusformen ließen ihn an überstürzten Lockerungen zweifeln. Auch, wenn besonders Gastronomen und Einzelhändler die dringend nötig hätten.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Freude über niedrige Corona-Zahlen im Landkreis Augsburg ist getrübt

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden