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Landkreis Augsburg: Corona-Impfung für Kinder: Unsicherheit bei Eltern und Ärzten im Kreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Corona-Impfung für Kinder: Unsicherheit bei Eltern und Ärzten im Kreis Augsburg

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    Eine Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer ist für Kinder ab 12 Jahren möglich. Empfohlen wird sie bislang aber nur in Ausnahmefällen.
    Eine Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer ist für Kinder ab 12 Jahren möglich. Empfohlen wird sie bislang aber nur in Ausnahmefällen. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Startet das neue Schuljahr mit vielen geimpften Kindern? Politisch wird diese Frage zur Zeit heiß diskutiert. Ministerpräsident Markus Söder macht Druck. Bislang lautet die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko): Impfungen für Kinder nur in Ausnahmefällen. Zugelassen ist der Stoff des Herstellers Biontech/Pfizer aber für alle ab zwölf Jahren. Wie gehen Eltern im Augsburger Land damit um?

    Ein 37-jähriger Vater aus Stadtbergen ist noch unentschlossen. Er sagt: "Ich bin kein Impfkritiker, aber zur Zeit ist die Unsicherheit noch groß." Der Stadtberger fragt sich, welche Gefahr das Virus für seine Kinder überhaupt darstellt. Sein siebenjähriger Sohn sei im vergangenen Winter an Covid erkrankt. "Acht von 20 Kindern in seiner Klasse waren positiv", erinnert sich der Vater. Sein Sohn habe die Krankheit mit leichten, grippeähnlichen Symptomen gut überstanden. Andere der positiv getesteten Kinder hatten gar keine Symptome. "Ich frage mich aber schon, welche Langzeitfolgen zu befürchten sind", sagt der Vater nachdenklich.

    Welche Folgen kann Corona für Kinder haben?

    Daten darüber gibt es bislang kaum, weiß Dr. Christian Voigt. Er ist Sprecher des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte für Nordschwaben und Augsburg. Noch wisse man nicht, welche chronischen Folgen Covid bei Kindern hervorrufen kann. Auch was die Impfung angeht, fehle es bislang an ausreichenden Daten. Voigt geht aber davon aus, dass diese bald vorliegen, schließlich werden in einigen Ländern schon länger Kinder und Jugendliche ohne Vorerkrankungen geimpft. Dass sich die Empfehlung der Stiko dadurch bald ändern wird, kann sich Dr. Voigt gut vorstellen.

    Bislang werden in der Stadtberger Praxis ausschließlich Kinder geimpft, die selbst Vorerkrankungen haben oder im Umfeld von gefährdeten Menschen leben. Alle anderen schickt der Kinderarzt in die Impfzentren des Landkreises. "Wir Kinderärzte brauchen mehr Sicherheit", sagt er. Was er Eltern rät, die unentschlossen sind? "Das ist immer eine Risikoabwägung." Eine Rolle spielen sowohl mögliche Nebenwirkungen der Impfung als auch die Folgen einer Covid-Erkrankung. Wichtig ist, meint der Stadtberger Arzt, dass auch das Kind selbst mit der Impfung einverstanden ist. Im Allgemeinen stellten Impfungen für ein Kind keine größere Gefahr als für einen Erwachsenen dar, so Voigt.

    Vollständig geimpft ins kommende Schuljahr

    Eine 13-Jährige aus Diedorf steht schon lange auf mehreren Wartelisten, berichtet die Mutter: "Wir haben uns beim Hausarzt, beim Kinderarzt und im Impfzentrum angemeldet." Laut Landratsamt sind über die Impfhotline bislang rund 500 Kinder zwischen 12 und 16 Jahren angemeldet. Die 13-Jährige hat am Dienstag schließlich einen Termin bei einer Kinderärztin für den 12. August bekommen. "Ich hatte gehofft, dass wir mit der zweiten Impfung noch vor dem Urlaub durch sind", sagt die Mutter. Ihre Tochter fährt bald auf eine Ferienfreizeit. Da hätte sie sich die Sicherheit schon gewünscht. "Aber nun geht sie wenigstens vollständig geimpft ins nächste Schuljahr, das ist für mich eine gute Nachricht", sagt die Mutter. Sie habe die Hoffnung, dass der Unterricht wieder normal stattfinden kann, wenn möglichst viele Kinder geimpft sind. Andernfalls liege die Befürchtung nahe, dass ganze Klassen bei Corona-Fällen immer wieder in Quarantäne müssen. Dies sei eine große Belastung für Kinder und Eltern, sagt die

    Kinderärzte halten sich an die Empfehlung der Stiko

    Dr. Peter Wörle hält sich in der Bobinger Gemeinschaftspraxis zusammen mit seinen Kollegen Kinderarzt Dr. Johannes Aicher und Internist Oliver Csernai an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Kinder ab zwölf Jahren impfen sie nur mit Vorerkrankungen gegen das Coronavirus. "Die Stiko ist für uns das offizielle Organ. Was Politiker sagen, ist nicht ausschlaggebend für die Medizin", sagt Wörle.

    Ein Problem in der aktuellen Regelung sieht Wörle nicht, zumal die Nachfrage nach Impfungen für Kinder in der Gemeinschaftspraxis gering sei. "An mich ist noch keiner herangetreten", sagt er. Sollten aber Eltern völlig gesunder Kinder eine Impfung wünschen, "dann kann man das diskutieren", meint der Mediziner. Er hält es durchaus für möglich, dass bald andere Regeln gelten: "Wenn sich die Studienlage erweitert, könnte die Stiko ihre Empfehlung ändern. Das wird wahrscheinlich so kommen."

    Appell an Erwachsene: Hohe Impfquote ist entscheidend

    Für Schlagzeilen sorgten zuletzt Anfeindungen gegen einen Arzt aus Neu-Ulm. Weil er Kinder impft, sieht er sich massivem Hass ausgesetzt. Sogar Morddrohungen erhielt der Hausarzt. "So etwas habe ich zum Glück noch nicht erlebt", sagt der Stadtberger Arzt Dr. Christian Voigt. Für ihn ist aber klar: "Das ist eine bodenlose Frechheit. Da fehlen mir die Worte."

    Wichtiger als eine hohe Impfquote bei Kindern ist für den Stadtberger Arzt, dass sich noch deutlich mehr Erwachsene für die Impfung entscheiden. "Nur so können wir verhindern, dass wir wieder einen Lockdown bekommen", sagt Dr. Voigt. Er hält es für falsch, nun politischen Druck auf die Stiko auszuüben, damit diese ihre Empfehlung kurzfristig ändert. Voigt: "Stattdessen sollte man sich lieber Gedanken zu den erweiterten Hygienemaßnahmen wie Luftfilter in der Schule machen."

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