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Ausgangssperre: Wie die Kirchen nun Weihnachten feiern
![Trotz Corona finden auch in diesem Jahr Gottesdienste an Heilig Abend statt. Da die Personenanzahl beschränkt werden muss, planen einige Kirchengemeinden im Landkreis Neu-Ulm mehrere Andachten hintereinander. Trotz Corona finden auch in diesem Jahr Gottesdienste an Heilig Abend statt. Da die Personenanzahl beschränkt werden muss, planen einige Kirchengemeinden im Landkreis Neu-Ulm mehrere Andachten hintereinander.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Wegen der Ausgangsbeschränkung müssen Pfarreien die Weihnachtsmessen absagen oder vorverlegen. Wann die Gottesdienste stattfinden und was die Pfarrer dazu sagen.
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Weihnachten ohne Christmette? Für viele Menschen im Augsburger Land ist das undenkbar. Um den Gläubigen trotz Corona einen Kirchenbesuch zu ermöglichen, hatten sich die Pfarreien teils kreative Konzepte überlegt. Doch der Lockdown stellt sie vor neue Herausforderungen. Wegen der Ausgangsbeschränkung, die auch an Weihnachten zwischen 21 Uhr und 5 Uhr gilt, müssen die späten Gottesdienste abgesagt oder neu geplant werden.
"Bei mir laufen gerade die Drähte heiß", sagt Dekan Thomas Pfefferer. Die Verunsicherung bei den Gläubigen, wann nun Gottesdienste stattfinden und wer teilnehmen darf, sei groß. "Wir hatten ein gut durchdachtes Konzept - bis zum Lockdown", sagt Pfefferer. Wegen der neuen Vorgaben müssten die Pfarrgemeinden einiges umplanen. "Wir hatten versucht, so viel wie möglich anzubieten, aber wegen der Ausgangsbeschränkung fehlen uns nun etwa drei Stunden am Abend", sagt Pfefferer.
Gläubige sind verunsichert, wann nun Gottesdienste stattfinden
Statt mehrerer kleiner Angebote konzentriere man sich nun auf die großen Kirchen. So wurde die für 16 Uhr geplante "Waldweihnacht" mit mehreren Andachten im Freien abgesagt. Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft Altenmünster-Violau hatten Bedenken geäußert, dass wegen der ausfallenden Christmetten am Abend zu viele Gläubige auf die Andachten ausweichen und die Besucherzahl schwer zu kontrollieren sei. "Es ist sehr schade, aber es gab zu viele Unsicherheiten", sagt Pfefferer. Stattdessen bietet er nun zwei zusätzliche Gottesdienste jeweils um 16 Uhr in Hegnenbach und Zusamzell an.
Die Christmetten um 18 Uhr in der Wallfahrtskirche in Violau und in Altenmünster sollen wie geplant stattfinden. Weil der Platz wegen der Abstandsregeln begrenzt ist, mussten sich Gläubige vorab anmelden. Die Plätze sind Pfefferer zufolge nahezu alle vergeben. Die Umsetzung des Hygienekonzepts werde von Ehrenamtlichen geschultert, inzwischen seien einige verunsichert, ob es überhaupt noch machbar ist. "Es ist gerade eine ziemliche Herausforderung", sagt Pfefferer.
Augsburger Bischof Bertram Meier kritisiert Vorgaben der Staatsregierung
Er kann die Kritik des Augsburger Bischofs Bertram Meier an der bayerischen Staatsregierung verstehen. Dieser hatte Anfang der Woche sein Unverständnis darüber geäußert, dass für den Besuch der Christmetten keine Ausnahmen von der Ausgangsbeschränkung gilt. „Wir wurden von der neuen Entwicklung förmlich überrumpelt“, teilte Meier mit. „Eine stabile Brücke zwischen Staat und Kirche, die durch Krisen trägt, stelle ich mir anders vor." Viele Pfarrgemeinden hätten mehrere Christmetten hintereinander geplant, um Besucherzahlen zu entflechten und die Feiernden zu schützen.
So hatte auch die Pfarreiengemeinschaft in Nordendorf sechs Gottesdienste an Heiligabend vorgesehen. Die zwei späten Messen mussten nun auf 19 Uhr vorverlegt werden, die beiden Christmetten jeweils um 15 und 17 Uhr finden wie geplant statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, Gläubige müssen sich vor dem Kirchenbesuch registrieren und bekommen von Ordnern einen Platz zugewiesen. Für die sechs Krippenfeiern für Kinder müssen sich Familien allerdings anmelden. Das Krippenspiel wird mit vielen Bildern und nicht wie üblich mit einem großen Schauspiel vorgeführt.
Gottesdienste werden vorverlegt, umgeplant oder zusammengefasst
In Diedorf wurde der Gottesdienst an Heiligabend in der Herz Mariä Kirche ebenfalls von 22 Uhr auf 19.45 Uhr vorverlegt. Bereits um 18 Uhr werden die erste Christmette sowie um 16.45 Uhr und 15.30 Uhr jeweils eine Kindermette gefeiert. Wie das Pfarrbüro mitteilt, brauchen Besucher Anmeldekarten, die am vierten Adventsonntag nach den Gottesdiensten in der Kirche mitgenommen werden können. Zudem können die Tickets telefonisch unter 08238/2326 oder per E-Mail an diedorf@bistum-augsburg.de bestellt werden.
Die katholische Pfarreiengemeinschaft Stadtbergen stellt auf ihrer Homepage ein Anmeldesystem für alle Gottesdienste zur Verfügung. Dort finden Gläubige auch die genauen Gottesdienstzeiten. Auch bei den Gottesdiensten im Exerzitienhaus in Leitershofen haben sich Änderungen ergeben. Dort werden zwei Christmetten um 17 Uhr und 19.30 Uhr gefeiert. Die Festgottesdienste an den Feiertagen finden jeweils um 11 Uhr statt. Gläubige müssen sich vorab unter der Nummer 0821/9075418 anmelden.
Pfarrer Martin Gall von der Pfarreiengemeinschaft Dinkelscherben hat ebenfalls auf die neue Regelung reagiert und die drei späten Messen an Heiligabend vorverlegt. In Anried findet die Christmette nun um 20 Uhr statt, in Dinkelscherben wurde die für 17 Uhr geplante Kindermette kurzerhand zur Christmette umgeplant. In Ettelried waren zwei Gottesdienste vorgesehen, die nun in einer Messe um 17 Uhr zusammengefasst sind. Diese werde aus Platzgründen möglicherweise im Freien stattfinden, erklärt Gall.
Wegen der Anmeldungen seien die Umplanungen recht aufwendig. "Ich bedauere vor allem die Kurzfristigkeit, mit der die neuen Vorgaben bekanntgegeben wurden", sagt Pfarrer Gall. Die Pfarrbriefe seien gedruckt, er stehe nun auch vor der Frage, wie die Gläubigen rechtzeitig über die Änderungen informiert werden können.
Evangelische Gemeinde zieht mit Lastwagen von Dorf zu Dorf
Etwas aus der Reihe der üblichen Weihnachtsgottesdienste tanzt die evangelische Kirchengemeinde Fischach-Diedorf. Unter dem Motto "Weihnachten auf Achse" reist die Kirche an Heiligabend mit einem angemieteten Lastwagen von Dorf zu Dorf. "Wir haben das in der Vorahnung geplant, dass es mit Gottesdiensten heuer schwierig wird", sagt Pfarrer Alan Büching.
So macht der Truck - ausgestattet mit Ton- und Lichtanlage, Deko und einem Christbaum - für kurze Andachten in Anhausen, Gessertshausen und zwei Mal in Diedorf Station. Jeder der will, kann vorbeikommen. Ordner sollen darauf achten, das die Abstandsregeln eingehalten werden. Auch auf dem Marktplatz in Fischach soll es einen kurzen Gottesdienst im Freien geben.
Dass die abendliche Christmette heuer ausfällt, nimmt Pfarrer Büching gelassen: "Wir können gut damit leben." Die Besuche hätten sich in den letzten Jahren in Grenzen gehalten. Statt in die Kirche zu gehen, können Gläubigen an Heiligabend nun einen Film sehen, den mehr als 60 Gemeindemitglieder erarbeitet haben. Darin wird die Weihnachtsgeschichte gelesen und musikalisch begleitet. Auch Kinder und Senioren kommen zu Wort und erzählen, was ihnen an Weihnachten wichtig ist. Der Film wird an Heiligabend auf der Homepage und dem Youtube-Kanal der evangelischen Gemeinde veröffentlicht.
Dekan sagt: "Herausforderungen bringen auch viel Positives."
Trotz der coronabedingten Einschränkungen und kurzfristigen Anpassungen sieht Dekan Thomas Pfefferer darin auch eine Chance. "Wir waren heuer gezwungen, uns neue Angebote zu überlegen. Daraus sind Ideen für die Zukunft entstanden", sagt er. So sei die Waldweihnacht mit Andachten im Freien ein schöner Ansatz, um den Glauben nach draußen zu tragen und auch Menschen zu erreichen, die sonst nicht in die Kirche gehen.
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die traditionell späte Christmette an Heiligabend bei Gläubigen nicht mehr so beliebt ist. Auch ohne Corona seien deshalb heuer keine Messen nach 21 Uhr geplant gewesen. Nun müssen die Gottesdienste noch früher gefeiert werden. Doch Pfefferer ist überzeugt: "Die Herausforderungen in diesem Jahr bringen auch viel Positives."
Anmerkung der Redaktion: Wie es in den einzelnen Pfarrgemeinden aussieht, vermelden wir heute und in den kommenden Tagen kurz, sofern die Pfarrämter rechtzeitig informieren. Zudem erscheint am kommenden Mittwoch der Gottesdienstanzeiger für die Feiertage.
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