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Landkreis Augsburg: Als das Wasser durch die Wände kam

Landkreis Augsburg

Als das Wasser durch die Wände kam

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    Dieser Blick auf Achsheim bot sich am 24. August 2005 aus der Vogelperspektive. Die Schmutter war weit über die Ufer getreten und hatte weite Teile des Landkreises unpassierbar gemacht.
    Dieser Blick auf Achsheim bot sich am 24. August 2005 aus der Vogelperspektive. Die Schmutter war weit über die Ufer getreten und hatte weite Teile des Landkreises unpassierbar gemacht.

    60 Jahre seines Lebens hatte der damalige Bürgermeister von Neusäß, Manfred Nozar, bereits in Ottmarshausen verbracht – aber so etwas hatte er noch nicht erlebt. Es geht um das August-Hochwasser 2005 an der Schmutter mit seinen Verwüstungen von Fischach bis Achsheim. Die Augsburger Allgemeine schrieb damals: „Ölgeruch liegt in der Luft, die Gärten sind verwüstet. In einigen Teilen Fischachs sieht es aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Mehr als sechs Jahre nach dem Pfingsthochwasser hat es Stadt und Landkreis Augsburg wieder erwischt. Und es kam schlimmer als befürchtet. In den Kellern drückte es das Wasser sogar durch die Wände.“

    Was war passiert? Im August 2005 hatte es bereits tagelang geregnet, als sich die Lage an der Schmutter und ihren Zuflüssen am 22. August dramatisch zuspitzte. In Fischach wurde die Hochwasser-Meldestufe drei erreicht, mehr als 200 Anrufe gingen innerhalb einer Stunde bei der Feuerwehr ein und hunderte von

    Autobahn-Brücke drohte fortgeschwemmt zu werden

    In Augsburg drohte die gerade im Bau befindliche Brücke über die Autobahn fortgeschwemmt zu werden. Im Langweider Ortsteil Achsheim war das Sägewerk kurz davor zu versinken, auch die Gailenbacher Mühle (Gersthofen) war von Wassermassen umschlossen. Die Staudenbahn musste ihre Gleise sperren, nachdem diese unterspült worden waren. Am nächsten Morgen ging im Berufsverkehr aus dem westlichen Landkreis in Richtung

    Erst 1999, dann 2002 – damals starben in Diedorf drei Menschen – und dann wieder 2005. Vor zehn Jahren schien es, als sollte der Landkreis Augsburg jetzt alle drei Jahre von einem Jahrhundert-Hochwasser getroffen werden. Doch die Fluten im Jahr 2005 waren auch der letzte Weckruf für die Gemeinden, endlich an einem gemeinsamen Konzept gegen das Hochwasser zu arbeiten.

    „Seitdem wurden viele Gespräche mit vielen verschiedenen Partnern geführt“, beschreibt es Dietmar Krenz, Stadtbaumeister von Neusäß. Denn dort, wo die Schmutter noch ein kleines Flüsschen ist, sind die Kommunen für den Hochwasserschutz zuständig. Eine staatliche Aufgabe ist das erst ab der Schmutterbrücke in Fischach. Bereits im Jahr 2006 lag ein Konzept vor, das mit insgesamt elf Rückhaltebecken am Oberlauf von Schmutter und Neufnach das Problem in den Griff bekommen und auch die Unterliegergemeinden entlasten sollte. Das Problem: Finanziell belastete das Konzept die kleinen Staudengemeinden enorm. Zunächst war bei dem Gesamtkonzept mit Kosten von bis zu 14 Millionen Euro gerechnet worden, etwa die Hälfte hätte der Markt Fischach (abzüglich der staatlichen Zuschüsse) tragen sollen: „Das können wir niemals alleine stemmen“, sagte Fischachs Bürgermeister Peter Ziegelmeier in den folgenden Jahren immer wieder.

    Unterlieger sollten mitzahlen – aber das war schwierig

    2010 hatten einige Staudengemeinden deshalb die Idee, die Unterliegergemeinden mitzahlen zu lassen – schließlich hätten sie auch einen Nutzen von den Rückhaltebecken. „Der Nachweis, was aber wirklich zu einer Verbesserung der Situation führt, ist sehr schwer zu führen“, sagt der Neusässer Stadtbaumeister. Der sei für die Stadt aber Voraussetzung für eine finanzielle Beteiligung. Für Gessertshausen und Diedorf kam das gar nicht infrage und Fischach wollte nur dann zusagen, wenn das alle täten.

    Untätig war aber keine Gemeinde. Gessertshausen bemühte sich um Entlastungen am Schwarzbach, Diedorf etwa am Anhauser Bach und am Lettenbach, wo schon viel geschehen ist. „Wir sind aber noch längst nicht durch“, so Diedorfs Bürgermeister Peter Högg.

    Und auch an Schmutter und Neufnach hat sich einiges getan. Bereits 2009 wurde der Schnerzhofer Weiher in Markt Wald (Unterallgäu) zum Regenwasserrückhalt ausgebaut, ein weiteres Becken entstand 2012 in Langenneufnach und zuvor schon zwei in Fischach-Willmatshofen. Die Idee der Oberliegergemeinden ist nun, nur noch ein weiteres Becken in Mickhausen-Münster bauen zu lassen. Im Moment wird dazu ein neues Gutachten von einem Ingenieurbüro erstellt.

    Doch es geht heute nicht mehr um den aktiven Hochwasserschutz durch den Bau von Dämmen allein, sagt der Neusässer Stadtbaumeister Dietmar Krenz. Das Auge aller Beteiligten für brenzlige Situationen habe sich geschärft. Inzwischen gibt es einen bayernweiten Plan zum Hochwasser-Risikomanagement, der die Ordnungs- und Einsatzbehörden einbezieht. Außerdem sind viele Eigentümer selbst aktiv geworden und habe ihre Grundstücke gesichert.

    Auf der anderen Seite schauten die Genehmigungsbehörden inzwischen viel genauer hin und erlaubten keine Bauvorhaben im Hochwasserrisikobereich mehr. „Heute betrachten wir die Dinge anders. Schutz ist möglich, aber es geht eben nicht alles“, so Krenz.

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