Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: AfD-Abgeordneter Rainer Kraft: Immer gegen den Strom

Landkreis Augsburg

AfD-Abgeordneter Rainer Kraft: Immer gegen den Strom

    • |
    An dieser Stelle im Wald bei Langweid beobachtete Rainer Kraft (AfD) zu Zeiten des Lockdowns viele Familien. Der Abgeordnete kritisiert die Einschränkungen seit Beginn der Pandemie.
    An dieser Stelle im Wald bei Langweid beobachtete Rainer Kraft (AfD) zu Zeiten des Lockdowns viele Familien. Der Abgeordnete kritisiert die Einschränkungen seit Beginn der Pandemie. Foto: Marcus Merk

    Rainer Kraft spricht gerne über das, was aus seiner Sicht politisch schiefläuft. Die Corona-Politik zum Beispiel. Für Kraft: "Durchweg inkonsequent." Wie alle Bundestagskandidaten trifft unsere Redaktion auch Kraft zum Gespräch vor der Wahl. Die Kandidaten bestimmen den Treffpunkt. Die Grünen luden ins idyllische Schloss Blumenthal, die Linke auf den Fußballplatz. Kraft will sich an einem Waldstück an der B2 bei Langweid treffen. "Im Winter hat sich hier der halbe Ort getroffen", behauptet Kraft. Dabei war das in Zeiten des Lockdowns verboten. Stichwort: Kontaktbeschränkung.

    Eine von vielen Corona-Regeln, die für den 47-jährigen Bundestagsabgeordneten keinen Sinn ergeben. Seit 2017 sitzt er für die rechtspopulistische Partei im Bundestag. Im Frühjahr wurde er wieder als AfD-Direktkandidat für den Wahlkreis Augsburg-Land nominiert. Die Chancen, dass er auch in den kommenden vier Jahren von seinem Heimatort Stettenhofen nach Berlin pendeln wird, stehen gut (Listenplatz 8). Dort stimmte er vor Kurzem gegen den Fortbestand der sogenannten epidemischen Lage, welche die Grundlage für viele Einschränkungen seit Beginn der Pandemie ist.

    Kraft: "Verschwörungstheorien zu Corona sind Blödsinn"

    Kraft ging nach eigenen Angaben dagegen auch schon auf die Straße. Bei sogenannten Querdenker-Demos in Berlin im August und November. Er habe sich ansehen wollen, wer dort unterwegs ist. "Ganz normale Menschen waren da", sagt Kraft, "ein Querschnitt der Gesellschaft." Fakt ist aber auch: Im August stürmten Teile dieser Demonstranten auf die Treppen des Reichstagsgebäudes. Von denen will sich Kraft abgrenzen. Er sagt: "Die Verschwörungstheorien zu Corona sind Blödsinn." Viele der Ziele der Demonstranten seien richtig, meint Kraft.

    Acht Fragen an Rainer Kraft

    Welches Musikinstrument würden Sie gerne spielen können?

    Gitarre, universell einsetzbar, von Lagerfeuer bis Garagenband.

    Was kommt bei Ihnen auf den Grill?

    Fleisch guter Qualität und wenn möglich aus regionalem Anbau. Am Besten selbst mariniert mit Senf-Honig, oder Bier-Knoblauch Marinade.

    Welches Auto fahren Sie?

    Einen gebrauchten Kompaktwagen, den ich fahren werde bis er unter mir zusammenfällt

    Hatten Sie als Kind einen Spitznamen und wie lautete dieser?

    Mimo, die Ursprünge des Namens sind allerdings im Laufe der Geschichte verlorengegangen.

    Ihr aktueller Lieblingsfilm?

    Der Marsianer. Zum einen, da er sehr wissenschaftsbasiert ist, zum anderen wegen der positiven Grundaussage des Filmes.

    Wenn Sie wählen müssten, in welchem Jahr würden Sie gerne leben: 1880, 1950, 1980 oder 2021?

    Da meine Kinder in den 2010er Jahren geboren sind, definitiv im Jahre 2021, obwohl natürlich das Jahr 1880 mit der enormen wissenschaftlichen Aufbruchstimmung eine Verlockung darstellt.

    Welchen Luxus gönnen Sie sich?

    Familienfrühstück am Wochenende, kategorisch gegen alle anderen Termine durchgesetzt.

    Wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken: Auf welches persönliche Erlebnis könnten Sie verzichten?

    Auf die hemdsärmelige, improvisierte und oftmals chaotische Familienorganisation zweier berufstätiger Eltern die mit dem monatelangen, coronabedingten Ausfall von Schule und Kindergarten zurechtkommen müssen.

    Skeptisch ist der AfD-Politiker auch, was eine Impfung gegen das Virus angeht. Er selbst ist nach eigenen Angaben nicht gegen Corona geimpft. Es gebe gute Gründe dafür, dass es normalerweise viele Jahre dauert, einen Impfstoff zu entwickeln, argumentiert der AfD-Politiker. Dabei ist die Wirkung der zugelassenen Impfstoffe vielfach belegt und von den allermeisten Experten empfohlen. Es ist nicht das einzige Thema, bei dem Kraft auf der Seite einer wissenschaftlichen Minderheit steht.

    Klimawandel: Kraft bestreitet Rolle des Treibhausgases CO2

    Bei der AfD ist Kraft von Beginn an dabei. Wegen der eurokritischen Positionen, wie er sagt. 2013 trat der bei München aufgewachsene Politiker in die AfD ein. Mit seiner Frau und zwei Kindern lebt der 47-Jährige mittlerweile im Langweider Ortsteil Stettenhofen. In den Bundestag gewählt wurde Kraft erstmals 2017. Als Direktkandidat war er damals eigentlich nur die zweite Wahl. Der damalige Kreisvorsitzende der AfD verzichtete bei der Kandidatenwahl - trotz Mehrheit - aus Enttäuschung über mangelnde Unterstützung. Kraft wurde damals mit 52 Prozent ins Rennen geschickt. Bei der Nominierung zur diesjährigen Wahl setzte sich Kraft mit deutlicher Mehrheit durch.

    In Medienberichten wird Kraft immer wieder als Klimawandelleugner bezeichnet. Im Interview mit unserer Redaktion ist er zurückhaltender. Ob es den menschengemachten Klimawandel gibt? "Das weiß keiner", sagt Kraft. Er bestreitet die Rolle des Treibhausgases CO2 als "Klimakiller". Auch wenn ein Großteil der Wissenschaftler das anders sieht. Für Aufsehen sorgte Kraft mit einem Interview im "ZDF-Morgenmagazin". Darauf angesprochen, dass die Temperatur auf der Erde seit Jahren steige, zweifelte Kraft an den Messungen. Schließlich habe es die zu Dinosaurierzeiten noch nicht gegeben.

    Bahntrasse Augsburg-Ulm: Kraft ist für Neubau an der A8

    Für Schlagzeilen sorgte der AfD-Politiker auch als er Demonstranten im Hambacher Forst als "saufende und rülpsende Bande" bezeichnete. Ob die Aktivisten im Lohwald bei Meitingen auch zu dieser Bande gehören? "Das wird sich zeigen", meint Kraft. Dass sich das Stahlwerk vergrößern möchte, begrüße der AfD-Abgeordnete. Und noch ein Thema aus der Region liegt ihm am Herzen: Der Ausbau der Bahnstrecke Augsburg-Ulm. Kraft will sich für den Neubau einer Strecke entlang der A8 einsetzen.

    Privat fährt der 47-Jährige einen älteren Mazda. Den wolle er fahren, bis er auseinanderfällt. Während große Autokonzerne wie VW immer mehr auf Elektroantrieb setzen und bereits ankündigten, in Zukunft keine Benziner und Diesel mehr herstellen zu wollen, sagt Kraft: "Wir bekennen uns ganz klar zum Verbrennungsmotor." Zum Gespräch am Waldstück an der B2 erschien der AfD-Politiker mit dem Fahrrad.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden