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Landkreis Augsburg: Abstellgleis oder Reaktivierung – wie steht es um die Staudenbahn?

Landkreis Augsburg

Abstellgleis oder Reaktivierung – wie steht es um die Staudenbahn?

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    In Gessertshausen trifft das Gleis der Staudenbahn auf die vielbefahrene Hauptstrecke nach Augsburg. Die Reaktivierung stockt seit Jahren. Nun kommt noch ein Fall von Insolvenzverschleppung in einem Unternehmen der Gruppe hinzu.
    In Gessertshausen trifft das Gleis der Staudenbahn auf die vielbefahrene Hauptstrecke nach Augsburg. Die Reaktivierung stockt seit Jahren. Nun kommt noch ein Fall von Insolvenzverschleppung in einem Unternehmen der Gruppe hinzu. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Die einen haben sie längst abgeschrieben, die anderen geben die Hoffnung nicht auf. Vor 30 Jahren stellte die Bahn den Personenverkehr auf der Strecke ein. Und genauso lange gibt es Überlegungen zur Reaktivierung. Mal mehr, mal weniger konkret. Politisch ist der Wille da, doch bislang fehlt eine Menge Geld. Allein das Instandhalten der Strecke kostet jährlich eine beachtliche Summe. Ist der Traum vom Taktverkehr in den Stauden ausgeträumt?

    Geht es nach denjenigen, die sich seit Jahren dafür stark machen, ist die einfache Antwort: Nein. Im Winter 1912 fuhren erstmals Züge von Gessertshausen nach Türkheim. 1983 wurde der Verkehr zwischen Ettringen und Markt Wald stillgelegt, 1991 zwischen

    Über Monate hat der Geschäftsmann Gläubiger geprellt

    Über Monate prellte das Unternehmen Gläubiger. Außerdem wurden Sozialversicherungsbeiträge von mehr als 50.000 Euro nicht bezahlt, wie das Augsburger Amtsgericht im September vergangenen Jahres feststellte. Der ehemalige Geschäftsführer wurde damals zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt, weil er seine Firma nicht insolvent gemeldet hatte. Gegen dieses Urteil legte der 50-Jährige Berufung ein. Nun wurde er von der nächsthöheren Instanz, dem Landgericht, rechtskräftig verurteilt.

    Bei der Staudenbahn sind immer noch die Übergänge nicht beschrankt - ein großes Problem vor der Wiederaufnahme des regelmäßigen Betriebs.
    Bei der Staudenbahn sind immer noch die Übergänge nicht beschrankt - ein großes Problem vor der Wiederaufnahme des regelmäßigen Betriebs. Foto: Siegfried P. Rupprecht (Archivbild)

    "Bei Ihnen geht der Gerichtsvollzieher aus und ein", sagte die Vorsitzende Richterin. Mittlerweile stehe das Unternehmen wirtschaftlich wieder besser da, versicherte hingegen der ehemalige Geschäftsführer. Die Firma erhalte regelmäßig Zuschüsse vom Freistaat, um die Bahnstrecke in Stand zu halten. Doch dieses Geld sei nicht rechtzeitig gekommen, weshalb das Unternehmen zwischenzeitlich in die Insolvenz rutschte. Deshalb wollte der 50-Jährige das erste Urteil vor dem Amtsgericht nicht akzeptieren. "Da sind sie sicher nicht der erste, der auf Kohle wartet und deshalb in Schwierigkeiten gerät", stellte hingegen die Vorsitzende Richterin dar. Doch etwas anderes sprach letztlich dafür, dass der ehemalige Geschäftsführer nun dennoch ein milderes Urteil bekam.

    Der Geschäftsmann stand schon einmal vor Gericht

    Statt einer Bewährungsstrafe wurde er vor dem Landgericht nun zu einer Geldstrafe von rund 13.700 Euro verurteilt (240 Tagessätze). Das hat einen Grund: Als der Geschäftsführer vor rund einem Jahr vom Amtsgericht verurteilt wurde, hatte er noch eine einschlägige Vorstrafe. Diese ist mittlerweile aber verjährt und darf deshalb bei der Urteilsfindung keine Rolle mehr spielen. Auch damals ging es übrigens um finanzielle Unregelmäßigkeiten bei einer Tätigkeit als Geschäftsführer. Der geständige Geschäftsmann akzeptierte das neue Urteil. Bei der BBG ist der Mann seit einigen Monaten nicht mehr beschäftigt.

    Die Staudenbahn wird zunächst nur von Augsburg bis Gessertshausen fahren. Dort beginnt ihre „eigene“ Strecke, die ausgebaut werden muss. Jetzt gab es noch mehr Ärger für einen ehemaligen Geschäftsführer.
    Die Staudenbahn wird zunächst nur von Augsburg bis Gessertshausen fahren. Dort beginnt ihre „eigene“ Strecke, die ausgebaut werden muss. Jetzt gab es noch mehr Ärger für einen ehemaligen Geschäftsführer. Foto: Marcus Merk

    Jahrelang habe der Bahnfreund viel Arbeit und auch privates Geld in den Traum der Reaktivierung gesteckt. Nun, so scheint es, könnten zumindest seine Bemühungen am Ende nicht von Erfolg gekrönt sein. Hintergrund: Für das Vorhaben sind zwar die Züge schon bestellt, doch derzeit scheitert es an der Finanzierung für die Ertüchtigung der Strecke. In der Hauptsache geht es dabei um die Sicherung der Bahnübergänge. Das Problem: Unter diesen Umständen findet die private Bahnbetriebsgesellschaft Stauden keine Bank, die das Vorhaben finanziert. Im Gespräch sind deshalb nun die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm als Streckenbetreiber, die Erfahrung mit solchen Projekten haben. Ob sie am Ende das nötige Geld mitbringen und die Reaktivierung zum Erfolg führen, ist aber noch unklar.

    Statt der Staudenbahn werden zunächst Busse fahren

    Weiterhin geplant ist, dass die Staudenbahn ab Dezember 2022 wieder im regelmäßigen Fahrplan rollen soll: Allerdings nur zwischen Augsburg und Gessertshausen. Solange die Infrastruktur auf der Strecke zwischen Gessertshausen und Langenneufnach nicht ertüchtigt ist, geht es bis Fischach und

    Viele Jahre verkehrten auf der Staudenbahn noch historische Züge, hier ein VT 08. Lange Zeit war die Staudenbahn vor allem für den beliebten Ausflugsverkehr bekannt.
    Viele Jahre verkehrten auf der Staudenbahn noch historische Züge, hier ein VT 08. Lange Zeit war die Staudenbahn vor allem für den beliebten Ausflugsverkehr bekannt. Foto: Siegfried P. Rupprecht

    Im vergangenen Jahr wurde im Auftrag des Landkreises eine sogenannte Projektvalidierung – also die erste Planungsphase – durchgeführt. Sie ist nach Auskunft des Landratsamts eine zwingende Voraussetzung für eine zuverlässige und detaillierte Kostenaufstellung. Sie ist gleichzeitig der erste und konkrete Schritt für die Wiederinbetriebnahme. In Abstimmung mit dem Bayerischen Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr soll ein Förderantrag für Mittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gestellt werden. Denn ohne sie wäre laut Landratsamt eine Reaktivierung der Staudenbahn wirtschaftlich nicht umsetzbar. Für Ausbau und Unterhalt der etwa 13 Kilometer langen Strecke zwischen Gessertshausen und Fischach fehlen rund elf Millionen Euro.

    Jetzt soll einer der besten Bahn-Berater eingreifen

    Der Förderantrag für das Geld sei allerdings umfangreich und komplex. Um ihn beim Bundesministerium zu stellen, ist ein sogenanntes Projektdossierverfahren erforderlich. Unter anderem geht es da auch um den Mehrwert für die Region. Das Projektdossier wird nun von PTV Transport Consult erstellt. Das Unternehmen zählt sich zu Deutschlands besten Beratern, wenn es um stillgelegte Bahnstrecken geht.

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