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Landkreis Augsburg: A8-Unfälle: Schaut die Politik weg?

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A8-Unfälle: Schaut die Politik weg?

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    Immer wieder kommt es auf der nun sechsspurig ausgebauten A8 zu Verkehrsunfällen.
    Immer wieder kommt es auf der nun sechsspurig ausgebauten A8 zu Verkehrsunfällen. Foto: Marcus Merk

    Der Fahrplan für die neuen Schilderbrücken auf der A8 zwischen Neusäß und München wird konkret. Die wichtigste Aussage für Autofahrer: Baubeginn könnte in drei Jahren sein. Ein politisches Signal, dass die neue Technik wie von Anlieger-Gemeinden gefordert auch zwischen Neusäß und Ulm-Elchingen aufgebaut wird, gibt es aber nicht – das ärgert vor allem einen Anwohner.

    Stefan Vogg aus dem Zusmarshauser Ortsteil Streitheim macht sich seit Jahren für die Telematik an der A8 zwischen Augsburg und Ulm stark. Seine Schreiben an die Behörden in Berlin und München füllen mittlerweile ganze Aktenordner. Der Ton in seinen Briefen ist schärfer geworden. Zuletzt schrieb er an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und seinen bayerischen Kollegen Hans Reichhart: „Wie lange wollen Sie noch tatenlos wegsehen und vermutlich der Lobbyarbeit einer Autoindustrie den Vorrang einräumen?“

    Es geht in Richtung Fahrlässigkeit

    Vogg könne inzwischen mindestens im 14-tägigen Rhythmus schreiben, weil es auf dem Streckenabschnitt Neusäß – Günzburg wiederholt zu schweren Unfällen kommt. Dass nicht eingegriffen werde, um die zum Teil schwerwiegenden Folgen seit Ausbau auf drei Spuren zu verhindern, lasse „ein Unverständnis gegenüber der hohen Politik und denen von Ihnen geleiteten Ministerien entstehen.“ Wörtlich schreibt Vogg: „Von Vorsatz kann sicher nicht die Rede sein, aber durch Ihr tatenloses Zusehen geht dies für mich schon in Richtung Fahrlässigkeit“!

    Nach der Unfallstatistik des Polizeipräsidiums Schwaben Nord stieg der Zahl der Verkehrsunfälle auf der A8 im Bereich der Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg in den vergangenen sechs Jahren an. 2012 wurden 771 Unfälle gezählt, im vergangenen Jahr 984. Entsprechend mehr Verletzte gab es. Und: Die Zahl der Verletzten bei Unfällen bei hoher Geschwindigkeit hat sich mehr als verdoppelt. Nach der Statistik waren die Hauptursache die nicht angepasste Geschwindigkeit, ein zu geringer Sicherheitsabstand oder Fehler beim Überholen.

    Fahrer erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen

    Fehlende Aufmerksamkeit führte erst am Mittwochvormittag zu einem tödlichen Unfall zwischen den Anschlussstellen Anschlussstellen Friedberg und Augsburg-Ost. Ein Kleintransporter war offenbar mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Lastwagen am Stauende geprallt. Ein Teil des Kleintransporters wurde unter den Sattelauflieger gedrückt. Der aus Friedberg stammende Fahrer im Sprinter war im Fahrzeug eingeklemmt und erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Es entstand ein Gesamtschaden in Höhe von rund 60.000 Euro. Die Autobahn wurde mehrere Stunden teilweise gesperrt – es kam im Rückstau zu weiteren Verkehrsunfällen.

    Schilderbrücken hätten die Fahrer gezielt auf den Unfall und die Staus hinweisen können. Doch bis die Displays auf dem Abschnitt kommen, vergehen noch Jahre. Nach Auskunft des CSU-Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz sei mit einem Baubeginn im Jahr 2022 auszugehen – vorausgesetzt, es kommt zu einer zügigen Genehmigung des Vorentwurfs. Außerdem müssen Finanzmittel freigegeben werden.

    Kosten werden mit mehr als 30 Millionen Euro veranschlagt

    Bis zum Jahresende soll dieser Vorentwurf fertig sein. Er wird dann in München und Berlin in den Verkehrsministerien vorgelegt und muss dann in einem weiteren Schritt genehmigt werden. Anschließend muss die Ausführungsplanung ausgeschrieben und erstellt werden. Abschließend geht es darum, die Bauarbeiten auszuschreiben und zu vergeben. Die Kosten werden mit mehr als 30 Millionen Euro veranschlagt.

    Durz ist angesichts dieses langsamen Fortschritts deutlich angesäuert: „Das versteht doch niemand mehr.“ Seit der sechsspurige Ausbau der A8 in Betrieb ging, fordere er die Telematik an der Autobahn. Das war vor ziemlich genau vier Jahren. Durz wünscht sich straffere und raschere Genehmigungsverfahren. Das Schneckentempo in Behörden und Ministerin schade der Glaubwürdigkeit der Politik.

    Der bayerische Verkehrsminister Hans Reichhart versucht indes seinen Parteifreund Andreas Scheuer in Berlin zu überzeugen, dass die Schilderbrücken auch zwischen Neusäß und Ulm Sinn machen. Er habe sich jüngst erneut an Scheuer gewandt und gebeten, „dem Ziel einer durchgängigen Streckenbeeinflussungsanlage von München bis Ulm näher zu kommen“. Eine Antwort stehe noch aus, teilte Reichhart mit.

    Argument gegen die neue Technik auf der sechspurigen A8 zwischen Neusäß und Ulm-Elchingen war bislang eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Doch die Zahlen dafür stammen aus einer Zeit, in der auf der A8 noch gebaut wurde – folglich fuhren die Autos langsamer, das Risiko für schwere Unfälle bei hohen Geschwindigkeiten war geringer als heute. (mit cf)

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar von Christoph Frey: Die A8 ist eine gefährliche Rennstrecke geworden

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