Wer nicht geimpft, getestet oder genesen ist, darf nicht mehr an seinen Arbeitsplatz. Das ist eine von mehreren neuen Regeln im Corona-Hotspot Augsburger Land. Samstagmittag wurde sie offiziell kommuniziert, seit Sonntag gelten die neuen Maßnahmen. Viele Unternehmen zeigen sich angesichts der Kurzfristigkeit überrascht. Sie können den Betrieb nicht sofort auf 3G umstellen.
Im Gersthofer Industriepark arbeiten mehr als 1200 Menschen. Pressesprecherin Ingrid Knöpfle sagt: "Kleinere Betriebe können die neue Regeln vielleicht schnell umsetzen, aber wie soll das bei uns gehen?" Schließlich müssten die Unternehmen zunächst wissen, wer bereits geimpft ist und wer nicht. Man bereite sich unter Hochdruck darauf vor, die neuen Beschlüsse umzusetzen. Bis ein entsprechendes Konzept umgesetzt werden kann, brauche der Industriepark aber Zeit.
Wie können Arbeitgeber den Corona-Impfstatus kontrollieren?
Aktuell werde unter anderem an der Frage gearbeitet, wie die Mitarbeiter vor Ort kontrolliert werden können. Wer nicht geimpft ist, muss mindestens zweimal in der Woche einen negativen Test vorweisen. Daneben setzt der Industriepark auf eine Reihe von Sofortmaßnahmen. So wird zum Beispiel die Maskenpflicht in den Unternehmen wieder verschärft und neue Kontaktbeschränkungen erlassen. Knöpfle geht davon aus, dass die 3G-Regel erst in den kommenden Tagen umgesetzt werden kann.
Auch beim Versandriesen Amazon in Graben laufen bislang nur die Vorbereitungen. Wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilt, werde die nötige Infrastruktur aufgebaut, um alle Menschen, die das Logistikzentrum betreten, auf die Einhaltung der bayerischen Regelungen zu prüfen. Im Logistikzentrum an der B17 arbeiten rund 1800 Beschäftigte. Wegen des Weihnachtsgeschäfts wurde das Personal auf derzeit rund 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt. Allein über den Betriebsarzt seien mehr als 500 Beschäftigte geimpft worden, teilt ein Sprecher mit. Es gilt bereits eine Reihe von Hygienemaßnahmen.
IHK: Zusätzlicher Umsetzungsaufwand für Unternehmen
Die Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) geht davon aus, dass etliche Betriebe Schwierigkeiten haben werden, die neuen Maßnahmen so kurzfristig umzusetzen. "Das bedeutet zusätzlichen Umsetzungsaufwand zu einer Zeit, in der viele Branchen wirtschaftlich noch nicht über den Berg sind", teilt IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen mit. Grundsätzlich helfe die Regel, die Beschäftigten besser vor dem Virus zu schützen. Lucassen: "Sie ist zudem richtig, weil nicht vermittelbar ist, dass ein Hotelier nach dem Impfstatus der Übernachtungsgäste fragen darf, nicht aber nach dem seiner Beschäftigten."
Auf die Frage nach dem Impfstatus müssen sich nun auch die rund 1000 Mitarbeiter bei SGL Carbon in Meitingen einstellen. Angesicht der kurzfristig in Kraft getretenen Maßnahmen habe das Unternehmen am Montag ein Corona-Team in Meitingen zusammengerufen, erklärt Unternehmenssprecher Philipp Stieffenhofer. Konkret sehen die neuen Regeln am Standort in Meitingen so aus: "Kollegen mit betrieblichem E-Mail-Anschluss werden gebeten, uns idealerweise vorab einen Nachweis über Ihren 3G-Status zu senden", erklärt Stieffenhofer.
So wird die 3G-Regel bei SGL Carbon kontrolliert
Ungeimpfte können entweder den Nachweis eines bestätigten, negativen Tests übermitteln oder im Werk vor Arbeitsantritt einen Test unter Aufsicht machen. Ziel sei es, die Daten zum jeweiligen 3G-Status ab kommender Woche im Firmenausweis zu hinterlegen. Die Tests würden in Meitingen von der SGL bezahlt, versichert Stieffenhofer: "Zudem gehen wir davon aus, dass die meisten unserer Mitarbeiter geimpft sind und ein Test nicht nötig ist."
Die aktuellen Fallzahlen der vergangenen zwei Wochen im Kreis Augsburg
Adelsried: 11
Allmanshofen: 7
Altenmünster: 36
Aystetten: 15
Biberbach: 12
Bobingen: 107
Bonstetten: 7
Diedorf: 63
Dinkelscherben: 31
Ehingen: 8
Ellgau: 1
Emersacker: 13
Fischach: 31
Gablingen: 37
Gersthofen: 181
Gessertshausen: 32
Graben: 37
Großaitingen: 34
Heretsried: 3
Hiltenfingen: 3
Horgau: 12
Kleinaitingen: 14
Klosterlechfeld: 25
Königsbrunn: 257
Kühlenthal: 2
Kutzenhausen: 18
Langenneufnach: 20
Langerringen: 34
Langweid: 75
Meitingen: 80
Mickhausen: 15
Mittelneufnach: 3
Neusäß: 144
Nordendorf: 22
Oberottmarshausen: 8
Scherstetten: 13
Schwabmünchen: 97
Stadtbergen: 85
Thierhaupten: 57
Untermeitingen: 29
Ustersbach: 3
Walkertshofen: 7
Wehringen: 12
Welden: 17
Westendorf: 5
Zusmarshausen: 19
Beim Fahrzeugeinrichter Sortimo in Zusmarshausen wurde am Montagvormittag an einem Konzept zur neuen Regelung gefeilt. Wie es konkret aussieht, wollte das Unternehmen zunächst intern kommunizieren. Gleiches gilt für das Landratsamt Augsburg. Ein Sprecher der Behörde teilte mit, dass die Maßnahmen entsprechend der im Landkreis geltenden Regeln umgesetzt werden. Auch das Landratsamt gab auf Nachfrage unserer Redaktion keine Auskunft zur konkreten Umsetzung, da man zunächst die Mitarbeiter darüber informieren wollte, wie die neue 3G-Regel am Arbeitsplatzt funktionieren soll.
Lassen sich im Kreis Augsburg jetzt mehr Menschen impfen?
Ob die schärferen Maßnahmen dazu führen, dass sich im Augsburger Land nun mehr Menschen impfen lassen möchten, könne man noch nicht abschätzen, teilt das Landratsamt mit: "Als Momentaufnahme können wir mitteilen, dass am heutigen Montag zur Mittagszeit insgesamt zehn Terminanfragen über die Hotline eingegangen waren." Im Verlauf der vergangenen Woche seinen es täglich zwischen fünf und zehn Anfragen gewesen. Dennoch bereitet sich der Landkreis darauf vor, dass wieder mehr Menschen geimpft werden. Es gibt Überlegungen, den Betrieb im Impfzentrum wieder deutlich zu erhöhen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von geplanten Sonderimpfaktionen ohne Termin. Zum Beispiel am 20. November in Klosterlechfeld oder am 26. November in Meitingen. Alle geplanten Impfaktionen stellt der Landkreis unter www.landkreis-augsburg.de/corona-impfaktion ein.