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Kühlenthal/Landkreis Augsburg: Hilfe aus der Luft: Wie kleine Kitze vor Mähmaschinen gerettet werden

Kühlenthal/Landkreis Augsburg

Hilfe aus der Luft: Wie kleine Kitze vor Mähmaschinen gerettet werden

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    Bevor das Feld gemäht wird, kommt eine Drohne zum Einsatz, die das Feld abfliegt. Ortet die Wärmebildkamera ein Rehkitz, gehen Hans Kuchenbauer oder andere Jäger los und fangen das Rehkitz ein.
    Bevor das Feld gemäht wird, kommt eine Drohne zum Einsatz, die das Feld abfliegt. Ortet die Wärmebildkamera ein Rehkitz, gehen Hans Kuchenbauer oder andere Jäger los und fangen das Rehkitz ein. Foto: Marcus Merk

    Geschützt und sicher, so fühlen sich Rehkitze im hohen Wiesen-Gras. Abgelegt vom Muttertier, gut getarnt und geruchlos sind sie dort perfekt von ihren Fressfeinden geschützt - den modernen Mähmaschinen sind sie jedoch schutzlos ausgeliefert. Denn mit der Setzzeit beginnt auch die Mähsaison vieler Landwirte.

    So auch bei Familie Foag aus Kühlenthal. Die knapp zwei Hektar große Wiese, die an der Nordseite des Hofes angrenzt, nennt Landwirt Dominikus

    Mit Drohnen wird nach Rehkitzen gesucht

    Als Ortsbäuerin Iris Foag bei einer Veranstaltung des Bayerischen Roten Kreuzes im Kloster Oberschönenfeld von der Existenz des „Drohnenteams“ hörte, das vom Kreisverband Augsburg - Land im August 2018 ins Leben gerufen wurde, nahm sie Kontakt auf.

    Rehkitze im Landkreis

    Lebensraum: Rehkitze kommen Mitte Mai zur Welt. Kurz vor der Geburt sucht das Muttertier einen Setzplatz, meist in einer Wiese. Denn im hohen Gras sind die Jungtiere am besten vor Räubern geschützt, erklärt Hans Fürst von der Jägervereinigung Augsburg. Erst nach zwei Wochen stehen die Jungtiere auf eigenen Beinen und können im Notfall flüchten

    Zahlen: Im Landkreis leben schätzungsweise 15 000 Rehe. Ein Tier bringt durchschnittlich ein bis zwei Kitze zur Welt. Fürst geht davon aus, dass im Augsburger Land jährlich 7500 Kitze geboren werden. Rund ein Drittel davon kommt kurz nach der Geburt ums Leben, sei es durch Mähmaschinen, Unfälle oder zu kalte Temperaturen.

    Mähen: Hat es im Mai schlechtes Wetter, beginnen die Landwirte etwas später mit der ersten Mahd. Dadurch steigt das Risiko, dass Kitze auf der Wiese liegen, sagt Jäger Hans Fürst. Er appelliert an die Landwirte, ihre Wiesen von innen nach außen zu mähen. So können Kitze besser nach außen flüchten.

    Schutz: Um Jungtiere vor der Mahd zu retten, kommen immer häufiger Drohnen zum Einsatz, sagt Fürst. Weil diese aber kostspielig sind, greifen Jäger auch auf herkömmliche Methoden zurück. Stöcke mit Plastiksäcken, die am Tag vor der Mahd aufgestellt werden, sollen Rehe mit dem Geraschel des Plastiks vertreiben. Auch blaue Leuchten, die kurze Summtöne von sich geben, können helfen. (lac)

    Marcus Wilkinson und Joachim Scheffel steuern die Drohne.
    Marcus Wilkinson und Joachim Scheffel steuern die Drohne. Foto: Markus Merk

    „Mithilfe dieser moderner Technik sollen etwa vermisste Personen zielgerichtet gesucht werden, für Trainingszwecke aber auch Rehkitze vor anstehenden Mäharbeiten“ erfährt sie und ist heilfroh und dankbar, dass das Team (Dohnen-Pilot, Monitorbeobachter und Beobachter des Luftraums) die Inspektion des Feldes mittels Drohne und Kamera übernehmen wird. Erst Anfang der Woche waren die Drohnenexperten vom Roten Kreuz am lech bei der Suche nach einem Jugendlichen im Einsatz.

    Ende vergangener Woche der Einsatz ganz im Norden des Landkreises Augsburg: Drohnen-Pilot Joachim Scheffel und Beobachter Marcus Wilkinson sind mit umfangreichem technischem Zubehör nach Kühlenthal gekommen. Sie arbeiten ehrenamtlich. Mit der Fernsteuerung in der Hand steht Scheffel an der der Wiese. Vor ihm auf dem Gras die Drohne. Der sogenannte Multikopter ist mit einer Wärmebildkamera bestückt. Scheffel schaut auf den Bildschirm an der Fernsteuerung und greift zum Steuerungshebel. Langsam steigt das kleine Fluggerät mit vier Propellern 40 bis 50 Meter in die Höhe und gleitet über die Wiese. „Die Drohne zeigt Wärmesignaturen der Umgebung und stellt sie farblich dar, somit kann man die Kitze anhand der höheren Temperatur sehen“ erklärt Scheffel.

    Aufgeheiztes Blattwerk wird zum Problem

    Die Drohne überträgt das Livebild sowohl an die Fernbedienung als auch an den zusätzlichen Monitor, den vom Beobachter Marcus Wilkinson im Blick hat. Per Funk halten sie Kontakt zu Jäger Christoph Wenger und Helfern, die in der Wiese stehen und zu den Verstecken der Kitze gelotst werden. Ist ein Tier entdeckt, wird es vom Jäger vorsichtig mit Hilfe dicker Grasbüschel aufgehoben, in eine Box gesetzt und in Sicherheit gebracht. „Sie sollen nicht nach Mensch riechen“ erklärt Wenger.

    Als eine Herausforderung beschreibt Joachim Scheffel den Einsatz, „da die gelieferten Bilder der Wärmebild-Kamera nicht immer eindeutig sind.“ Durch die warme Witterung könne man beispielsweise aufgeheiztes Blattwerk teilweise nicht genau von möglichen Rehkitzen unterscheiden. Doch am Ende ist die Aktion ein voller Erfolg. Dank des Einsatzes der Technischen Einheit des Roten Kreuzes und zahlreichen Helfern, die zusätzlich als „Fuß-Staffel samt Hund“ die Wiese durchkämmten, konnten vier Rehkitze gerettet werden. Darüber ist Landwirt Dominikus Foag sichtlich erleichtert: „Auch Tiere haben ein Recht auf Unversehrtheit - dafür haben wir heute unser Möglichstes getan.“ Unmittelbar nach der Rettungsaktion wurde die Wiese gemäht - bis auf eine kleine Fläche. Dort wurden die Kitze im Anschluss wieder abgesetzt. Die Muttertiere kehrten nach einigen Stunden zum Säugen zurück.

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