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Kühlenthal: Kommunalwahl 2020: Kühlenthal muss ein Großprojekt stemmen

Kühlenthal

Kommunalwahl 2020: Kühlenthal muss ein Großprojekt stemmen

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    Noch ist das Dorfgemeinschaftshaus in Kühlenthal eine Baustelle.
    Noch ist das Dorfgemeinschaftshaus in Kühlenthal eine Baustelle. Foto: Steffi Brand

    Spätestens seit der Übersichtskarte, die die Frauen in der Kommunalpolitik im Augsburger Land zeigte, ist es dem ganzen Landkreis klar: In Kühlenthal sitzt eine der wenigen. Iris Harms ist Bürgermeisterin im Ort – und wird dies auch bleiben, denn einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin gibt es in Kühlenthal nicht. Stattdessen gibt es in diesem Jahr eine andere kommunalpolitische Veränderung, die es seit 1990 nicht mehr im Ort gegeben hat. In den vergangenen 24 Jahren zogen die Gemeinderäte stets aus zwei Listen ins Gremium ein. Im Jahr 2014 lieferten sich Iris Harms (Bürgerliste Kühlenthal) und Marion Höhl (Alternative Liste Kühlenthal) sogar einen hitzigen Wahlkampf, der in einer recht knappen Entscheidung gipfelte. Iris Harms zog mit 56,35 Prozent der Stimmen ins Rathaus ein.

    Bei der Kommunalwahl ist in Kühlenthal diesmal vieles anders

    Die Bürgerliste Kühlenthal ist die einzige Gruppierung, die eine Bürgermeisterkandidatin sowie Kandidaten für das Amt des Gemeinderats stellt. Auf deren Nominierungsveranstaltung konnte Iris Harms 95 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen. Auf der Kandidatenliste gehen nicht nur aktuell amtierende Gemeinderatsmitglieder ins Rennen um einen Platz im Rat. Auch neue Namen befinden sich darauf.

    Werner Girstenbrei, Bernhard Foag, Norbert Lindner (aktuell Zweiter Bürgermeister) und Nico Cavaliere stellen sich einer Wiederwahl ins Gremium. Damit könnte Iris Harms die Hälfte ihrer Mannschaft erhalten bleiben, wenn die Gemeinderäte wiedergewählt werden. Christian Schretzmair und Thomas Steiner (beide Bürgerliste Kühlenthal) machen nicht weiter. Marion Höhl und Walter Schapfl, die im Jahr 2014 über die Alternative Liste Kühlenthal in den Gemeinderat einzogen, wechselten nicht die Listen und sind demnach ab 2020 nicht mehr im Gemeinderat vertreten.

    Dafür stellt die Bürgerliste Kühlenthal eine Reihe von neuen Kandidaten: Tim Witzke, Dominik Foag, Johannes Sörgel, Daniela Reißner, Norbert Behringer, Alexandra Bobinger, Alois Korn, Christoph Foag, Matthias Drössler, Manfred Wild und Michael Vauken.

    Die Ertüchtigung der Kläranlage steht auf dem Programm

    Dem Gremium steht in den nächsten Jahren bevor, das moderate Wachstum der Gemeinde zu begleiten. Durch einen Grundstückskauf konnte ein Baugebiet erschlossen werden, das „Baugebiet Nordost“, in dem erst kürzlich elf von 13 Bauplätzen vergeben worden sind.

    Zudem muss sich der künftige Gemeinderat um die finale wasserrechtliche Erlaubnis der Kläranlage kümmern, die in der Vergangenheit für mächtig viele Sorgenfalten auf der Stirn des amtierenden Gremiums gesorgt hat. Die Kosten, die der Gemeinde ursprünglich für die Ertüchtigung der Kläranlage genannt wurden, lagen bei 1,5 Millionen Euro. Eine zweite Meinung jedoch endete mit einem überschaubareren Betrag für die Ertüchtigung der Anlage. Aktuell muss nun noch ein Detail zur Wassereinleitung geklärt werden, bevor die Räte das Thema final ad acta legen können.

    Dass das bald sein wird, bleibt zu hoffen, denn das nächste Großprojekt wird die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gemeinde fordern – das Dorfgemeinschaftshaus. Brisanz bekam das Thema spätestens dann, als der letzte Wirt seine Tore geschlossen hatte. In der Gemeinde gibt es seither keinen Ort mehr, an dem Versammlungen stattfinden können. Geplant ist Folgendes: Für rund zweieinhalb Millionen Euro soll Am Anger ein zweigeschossiges Gebäude mit Flachdach entstehen, das neben dem Bürgermeistersitz in seinen Räumen auch größere Personengruppen aus Vereinen oder bei Festen aufnehmen kann. Im Obergeschoss soll es einen Jugendbereich geben und Platz fürs Gemeindearchiv.

    Kleine Gemeinden können ein Großprojekt stemmen

    Obgleich es eine ganze Reihe an Bürgern gab, die ihre Ideen zum neuen Dorfgemeinschaftshaus eingebracht haben, gibt es natürlich bei einem solchen Mammutprojekt auch Kritiker, die die hohen Ausgaben fürchten.

    Ein gutes Vorbild, wie eine kleine Gemeinde ein Großprojekt stemmen kann, gibt es übrigens in nächster Nähe: Die Kirchberghalle von Allmannshofen wurde im Jahr 2014 eingeweiht. Rund zwei Millionen Euro hat der Bau gekostet, der eine Kindertagesstätte sowie eine Mehrzweckhalle umfasst.

    Anfang 2014 war Allmannshofen mit 815 Einwohnern ganz knapp die kleinste Gemeinde im Landkreis Augsburg (Stichtag: 18. März 2014); Kühlenthal hatte 818 Einwohner. Mittlerweile ist Kühlenthal die kleinste Gemeinde des Landkreises und zählte am 30. Juni 2019 821 Einwohner. Zum Vergleich: Allmannshofen hatte zum selben Zeitpunkt 926 Einwohner. Offenbar haben die Gemeinden mit weniger Bürgern ein gutes Händchen für ganz große Projekte.

    Sieben Fragen an Iris Harms: Dorfgemeinschaftshaus mit Leben füllen

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    1. Was sind die wichtigsten Vorhaben, die Sie nach Ihrer Wiederwahl vorantreiben möchten?

    Iris Harms: Hier ist an erster Stelle der erfolgreiche Abschluss des im Bau befindlichen Dorfgemeinschaftshauses zu nennen. Wobei hier nicht nur der Baufortschritt und -abschluss für mich im Vordergrund steht, sondern auch die Belebung des Gebäudes. Des Weiteren ist die Integration der Neubürger unseres ausgewiesenen Baugebietes ein Punkt. Ein Hauptaugenmerk liegt auf Instandhaltung und möglicherweise auch Sanierung des Kanalnetzes und der öffentlichen Straßen.

    2. Wenn Sie sich für Kühlenthal etwas wünschen könnten, was wäre das?

    Harms: Eigentlich bin ich sehr zufrieden mit unserem kleinen Ort. Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen und der Gemeinde läuft reibungslos; auch bei der Realisierung von Projekten, bei denen die Gemeinde auf das Entgegenkommen von Grundstücksbesitzern angewiesen ist, kann man stets auf die Kooperationsbereitschaft zählen. Gegen einen reichen Geldsegen hätten wir sicher nichts einzuwenden (lachend gemeint).

    3. Was muss für die wachsende Zahl der älteren Bürger getan werden?

    Harms: Hier ist die Mobilität der älteren Generation – ob durch Verbesserung des ÖPNV oder durch Vereine – im Auge zu behalten. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, hier Arzttermine wahrnehmen zu können und Gegenstände des täglichen Lebens selbstständig bzw. mit Begleitung einkaufen zu können.

    4. Was wollten Sie als Kind werden und was wurde aus Ihrem Traum?

    Harms: Sicherlich hatte ich als Kind nicht den Berufswunsch „Bürgermeisterin“ – er war zu abstrakt. Nichtsdestotrotz gefallen mir heute die Anforderungen an diesen Beruf bzw. dieses Ehrenamt sehr gut. Ich wollte – bereits als Kind – Verantwortung übernehmen, etwas bewegen und meine Meinung vertreten. Wenn die Arbeit auch abwechslungsreich ist, bin ich glücklich. All diese Aufgaben sind in meinem Ehrenamt vereint. Nach der Ausbildung habe ich als Fachgehilfin in steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen bis zu meiner Elternzeit gearbeitet. Durch mein privates Engagement wurde ich zunächst 2008 in den Gemeinderat und 2014 als Bürgermeisterin gewählt. Mein Traum ist damit also wahr geworden.

    5. Welche positiven Eigenschaften würden Sie bei einem Bewerbungsgespräch nennen?

    Harms: Positive Grundeinstellung, fröhliches Gemüt, Empathie, Organisationstalent, visionär, positive Verbissenheit, Mut.

    6. Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Kühlenthal?

    Harms: Ganz ehrlich? Bei mir zu Hause! An Kühlenthal liebe ich die ländliche Abgeschiedenheit und die vielen schönen Orte, die zum Verweilen einladen.

    7. Mit welchen drei Worten würden Sie Kühlenthal beschreiben und warum?

    Harms: Ländlich, weil hier tatsächlich die Natur noch greifbar ist. Familiär, weil man sich hier noch grüßt und einen kleinen Plausch am Gartenzaun hält. Auch den Kindern wird noch beigebracht, wertschätzend miteinander umzugehen. Liebenswert, weil wir hier alles vereint haben: Das Leben in der großen Gemeinschaft „Dorf“ und die kurze Entfernung zur Stadt Augsburg.

    Steckbrief

    • Alter: 45 Jahre
    • Aufgewachsen im Kühlenthaler Ortsteil Fertingen
    • Wohnort Fertingen
    • Familienstand verheiratet
    • Kinder Vier Mädchen im Alter von 17, 15, 13 und 10 Jahren
    • Ausbildung und Beruf Fachgehilfin für steuer- und wirtschaftsberatende Berufe, nun Führung eines Büroservices
    • Hobbys Familie und Tiere
    • Politische Ämter, Vereinsmitgliedschaften, Ehrenämter 1. Bürgermeisterin der Gemeinde Kühlenthal, Kassenwartin der Jagdgenossenschaft Kühlenthal sowie passive Mitgliedschaft in Kühlenthaler Vereinen
    • Entspannung finde ich bei meiner Familie und beim Lesen.
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