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Kühlenthal: Jährliche Käfer-Invasion: Darum wird ein Haus in Kühlenthal zum Harlekin-Hotspot

Kühlenthal

Jährliche Käfer-Invasion: Darum wird ein Haus in Kühlenthal zum Harlekin-Hotspot

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    Tummeln sich gern auf einem Haufen: Asiatische Marienkäfer. Diese hat Professor Andreas Vilcinskas von einer Hauswand gesammelt.
    Tummeln sich gern auf einem Haufen: Asiatische Marienkäfer. Diese hat Professor Andreas Vilcinskas von einer Hauswand gesammelt. Foto: Andreas Vilcinskas

    Ulrich Wölfle ist wieder optimistisch: Aus dem Gröbsten sei er für dieses Jahr wohl raus. Nachdem es sich Mitte Oktober 300.000 Harlekin-Käfer auf seiner Hauswand bequem gemacht hatten, rechnet er jetzt nur noch mit ein paar Nachzüglern. Hoffnung, dass die Belagerung kommendes Jahr ausbleibt, macht er sich aber keine. Denn seit acht Jahren läuten warme Oktobernachmittage bei ihm die Harlekin-Käfer-Saison ein. Wölfle fragt sich seitdem: Warum lassen sich kaum Käfer auf den Nachbarhäusern nieder, sondern suchen sich ausgerechnet seine Wand aus? Das weiß Andreas Vilcinskas, Professor am Institut für Insektenbiotechnologie an der Universität Gießen. Er erforscht die Asiatischen Marienkäfer seit Jahren.

    Für heuer hat Ulrich Wölfle die Belagerung der Harlekin-Käfer wohl überstanden. Noch vor einer Woche hat er täglich zahlreiche davon eingesaugt.
    Für heuer hat Ulrich Wölfle die Belagerung der Harlekin-Käfer wohl überstanden. Noch vor einer Woche hat er täglich zahlreiche davon eingesaugt. Foto: Marcus Merk

    Vilcinskas sagt: "Wir haben das öfter." Dass die Käfer sich in Scharen am gleichen Fleck tummeln, sei nichts Ungewöhnliches. "Sie suchen sich ein Überwinterungshabitat." Wenn sie einen geeigneten Ort gefunden haben, sondern sie Duftstoffe ab, die ihre Artgenossen anlocken. Vilcinskas wundert nicht, dass sich die Käfer vor allem auf der Südseite von Wölfles Haus niederlassen. "Die versuchen am Anfang noch so viel Sonne zu tanken wie möglich."

    Experte vermutet: Die Harlekin-Käfer verdreifachen sich nicht mehr jedes Jahr

    Im ersten Jahr sind es laut Wölfle auf der Südseite seines Hauses ein paar Hundert Harlekin-Käfer gewesen. "Die Zahl der Käfer verdreifacht sich jedes Jahr ungefähr." Irgendwann seien es 30.000 Käfer gewesen, dann 100.000. Mittlerweile sind es 300.000. Hoffnung dürfte Wölfle die Einschätzung von Klaus Kuhn vom Naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben machen. Er sagt: "Das dürfte jetzt langsam eine Obergrenze erreicht haben." Kuhn geht davon aus, dass die Käfer sich nicht im selben Tempo weiter ausbreiten wie in den vergangenen Jahren.

    Der Harlekin-Käfer heißt eigentlich Asiatischer Marienkäfer und wurde 2002 in Deutschland gesichtet. Ursprünglich holten ihn Amerikaner als Schädlingsbekämpfer in die USA. Dem einheimischen Marienkäfer macht er Konkurrenz. Denn er vermehrt sich häufiger als sein deutscher Verwandter. Außerdem hat er kaum Fressfeinde, weil er bei Bedrohung ein stinkendes Sekret absondert. In Städten gebe es kaum mehr einheimische Marienkäfer, sagt Professor Vilcinskas. Auf dem Land könne man mit etwas Glück noch einem Zwei- oder Siebenpunkt-Marienkäfer begegnen. Da die Asiatischen Marienkäfer in verschiedenen Färbungen und mit unterschiedlich vielen Punkten auftreten, werden sie Harlekin-Käfer genannt, informiert der Naturschutzbund (NABU) auf seiner Internetseite.

    Der Asiatische Marienkäfer ist nicht nur eine Plage

    Wölfle stört vor allem, dass die Käfer in sämtliche Ritzen kriechen. "Wenn sie nur draußen auf der Wand sitzen bleiben würden, wäre das ja kein Problem." So aber weiß die Familie sich nur mit Industriestaubsaugern zu wehren. Bis zu vier Stunden am Tag seien sie mit dem Einsaugen der Käfer beschäftigt. So kommt Ulrich Wölfle auf die Zahl 300.000. Er zählt, wie viele Käfer er in einer Minute einsaugt, und rechnet das hoch. Die Strategie mit dem Staubsauger findet Professor Vilcinskas nicht verkehrt. Vor allem, wenn die Käfer es schon ins Haus geschafft haben. "So kann man sie gut rausbringen und dann freilassen."

    Vom Postboten hat Ulrich Wölfle etwas gehört, das viele Kühlenthaler beunruhigen dürfte. Dieser habe gesehen, dass es am anderen Ende des Ortes nun auch schon ein paar Häuser gebe, die von Tausenden Harlekinen besetzt sind. Doch den Asiatischen Marienkäfer nur als Plage zu sehen, ist falsch. Professor Vilcinskas sagt, im Blut des Insekts befinde sich ein Stoff, der wirksam gegen Malaria ist. (mit görc)

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