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Kühlenthal: Der ganze Ort steht unter Schock

Kühlenthal

Der ganze Ort steht unter Schock

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    Ins Blickfeld ist die Gemeinde Kühlenthal durch den Fall des entlassenen Sexualstraftäters gerückt. Archivbild
    Ins Blickfeld ist die Gemeinde Kühlenthal durch den Fall des entlassenen Sexualstraftäters gerückt. Archivbild Foto: Marcus Merk

    Kühlenthal In Kühlenthal herrscht dieser Tage eine merkwürdige Ruhe. Die meisten Eltern lassen ihre Kinder nur noch in Begleitung von Erwachsenen hinaus, nachdem der Mann, der 2009 dort ein siebenjähriges Mädchen missbraucht hat, erneut seinen Wohnsitz im Ort genommen hat. Gestern Abend zeichnete sich zwar eine Lösung ab, aber sicher war dies noch nicht.

    „Wir sind ziemlich geschockt, dass er wieder im Dorf ist, das geht nicht spurlos an einem vorbei“, meinte noch am Nachmittag ein 32-jähriger Familienvater, der sein Kind nicht mehr draußen auf der Straße spielen lässt. „Ein Fall genügt schließlich, das muss nicht noch einmal passieren.“ Man müsse das Mädchen und seine Familie schützen und auch alle anderen Familien in Kühlenthal, zeigt sich der junge Vater entschlossen. Der Täter habe zwar seine dreijährige Haftstrafe abgesessen, doch es sei einfach nicht in Ordnung, dass er sich nun wieder in unmittelbarer Nähe des Opfers niederlasse. Das sei verantwortungslos gegenüber dem Kind.

    Die eigene Ohnmacht ist das Schlimmste

    Außerdem fragt sich der Vater: „Wie will der Mann ein neues Leben anfangen in einer kleinen Gemeinde, wo ihn jeder kennt?“ Er könne doch nicht erwarten, dass man ihn hier mit offenen Armen aufnimmt. Nachdem der Täter selbst Vater sei, müsse er doch wissen, wie schlimm das ist, was er getan habe.

    Das Schlimmste an der jetzigen Situation ist für eine junge Mutter aus Kühlenthal die eigene Ohnmacht. Politiker und Behörden könnten nicht ermessen, wie hilflos und ohnmächtig man sich dabei fühle. „Ich traue mich nicht mehr, meine beiden kleinen Kinder alleine zu lassen“, sagt die Frau, die in Sichtweite sowohl des früheren Opfers als auch des Täters wohnt. „Wir kennen den alle von früher, er ist ja schon als Teenager nach Kühlenthal gekommen,“ sagt die Mutter. Später seien die eigenen Kinder auch miteinander in die Schule gegangen, damit verdeutlicht die Frau, wie unerträglich eine solche Situation in einem kleinen Ort wie Kühlenthal ist, wo jeder jeden kennt.

    Auch ein 44-jähriger Vater ist wie die meisten anderen „sehr bedrückt“. Er habe Angst um die eigenen Kinder, „man weiß ja nie, was in so einem vorgeht“.

    Genau dieser Gedanke bewegt auch eine andere Mutter aus Kühlenthal. „Wie gefährdet sind meine Kinder?“, fragt sich diese Frau und fordert eine Überwachung des Täters.

    Manche Eltern hoffen auf die Behörden, die sich voraussichtlich nächste Woche erneut mit dem Fall auseinandersetzen werden. Eine Kühlenthalerin sagt mit Blick auf das damalige Opfer: „Es heißt zwar, dass der Täter keinen Kontakt zu dem Mädchen aufnehmen darf. Aber was nützt diese Regelung, wenn sie sich ständig auf der Straße begegnen?“

    Deshalb planten die Kühlenthaler Eltern am heutigen Samstag einen Schweigemarsch. Doch der ist vorerst abgesagt, weil die Hoffnung besteht, dass der Mann freiwillig geht. "Seite 1

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