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Kreis Augsburg: Video: Bürgermeister springt nach Zerkarien-Warnung in den Rothsee

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Video: Bürgermeister springt nach Zerkarien-Warnung in den Rothsee

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    Zusmarshauserns Bürgermeister Bernhard Uhl badet zusammen mit Rathausmitarbeiterin Ruth Huber und Karl Sendlinger im Rothsee (von links).
    Zusmarshauserns Bürgermeister Bernhard Uhl badet zusammen mit Rathausmitarbeiterin Ruth Huber und Karl Sendlinger im Rothsee (von links). Foto: Marcus Merk

    Am Ende war es dann doch ein relativ überschaubarer Kreis und nicht der komplette Gemeinderat, der sich gestern in das Wasser des Zusmarshauser Rothsees stürzte. Dennoch machte Bürgermeister Bernhard Uhl (CSU) zusammen mit seinem Parteikollegenund Gemeinderat Johann Reitmayer, der Rathausmitarbeiterin Ruth Huber und Karl Sendlinger, dem Organisator des Rothsee-Triathlons, seine Ankündigung wahr und sprang kopfüber in das Gewässer.

    Nach dem Zerkarienfund in der vergangenen Woche hatte Uhl das Bad angeregt, um den „Bürgern die Bedenken zu nehmen“ – schließlich gilt es als wahrscheinlich, dass die Saugwürmer wieder verschwunden sind. Doch die meisten Gemeinderäte blieben fern. SPD-Fraktionschefin Susanne Hippeli sprach gar von einer „blöden Aktion“ des Bürgermeisters. Für die Badeaktion interessierten sich vor allem Medien, zu den wenigen Zuschauern zählten die Mitarbeiterinnen des Zusmarshauser Rathauses.

    Uhl selbst fühlte sich nicht allein gelassen: „Einige Gemeinderäte sind berufstätig, andere sind gerade auf einem Ausflug zum Europaparlament in Straßburg und wieder andere hatten keine Lust. Enttäuscht bin ich nicht.“ Entstanden war die Idee zum Badegang während eines Interviews mit unserer Zeitung. Uhl hatte ihn später in einer Mitteilung an alle Medien bestätigt.

    Vor allem Susanne Hippeli hatte den Rathauschef scharf kritisiert und verurteilte die „politische Selbstinszenierung in Gestalt eines Bade-Gags“. Zudem sei, so die Diplombiologin, die Ursache des Problems nicht behoben. Ihrer Ansicht nach ist vor allem die Verschlammung des Sees das Problem: „Durch die nährstoffreiche Masse kann sich die für die Entwicklung des Saugwurms wichtige Schlammschnecke explosionsartig vermehren.“

    Uhl widerspricht: „Der Schlamm ist nicht das alleinige Problem. Ich glaube, dass hinter dieser Aussage vor allem eine parteipolitische Angelegenheit steckt.“ Allgemein gebe es im Bereich des Sees viele Bereiche, die man mittelfristig aufarbeiten müsse. So habe etwa das Wasserwirtschaftsamt den Damm als nicht optimal erachtet. Die Belastungen für die betroffenen Badegäste wolle er auf keinen Fall herunterspielen – auch wenn der von den Saugwürmern verursachte Hautausschlag in aller Regel nicht gefährlich ist: „Ich habe Fotos gesehen, das sah richtig schlimm aus.“

    Gesundheitsamt hat keine Bedenken

    Dass von dem Zerkarienbefall ein Rückschluss auf den generellen Zustand des Rothsees möglich ist – dem widerspricht Frauke Lüddeke. Sie ist Hydrobiologin von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Langenargen. Sie sagt: „Das Vorkommen von Zerkarien gibt keine Auskunft über die Qualität eines Gewässers. Zerkarien treten auf, wenn der Endwirt, also verschiedene Vögel, und der Zwischenwirt, also verschiedene Schnecken, vorhanden sind und die Temperatur einen bestimmten Wert von meist etwa 20 bis 24 Grad überschreitet.“ Es handele sich um ein natürliches biologisches Phänomen, das so nicht nur in Tümpeln, sondern auch in größeren Gewässern auftreten kann: „Auch am Bodensee sind in den Jahren 2003/ 2004 Fälle von Badedermatitis aufgetreten.“ Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit weist darauf hin, dass sich die ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Zerkarien vorkommen, wenn sehr viele Wasservögel an einem See sind. Deshalb sollten Wasservögel an Badeseen generell nicht gefüttert werden.

    Keine Bedenken hat auch das Gesundheitsamt am Augsburger Landratsamt. Auf Anfrage teilte dessen Leiter, Helmut Hübsch, gestern mit: „Die aktuellen Untersuchungsergebnisse weisen für den Rothsee eine gute Wasserqualität aus.“ Dem Gesundheitsamt seien keine Hinweise auf neuerliche Zerkarien-Dermatitiden bekannt. Dem Rothsee-Triathlon, der am Sonntag stattfindet, stehe somit nichts im Wege.

    Nachrichten, die Karl Sendlinger, der Organisator der Veranstaltung, gerne hören dürfte. Ohnehin hätten sich die Befürchtungen der Sportler in Grenzen gehalten. „Von etwa 200 Teilnehmern haben sich bis jetzt gerade mal zwei gemeldet, die uns abgesagt haben.“

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