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Kreis Augsburg: Teurer Dachschaden sorgt für Ärger

Kreis Augsburg

Teurer Dachschaden sorgt für Ärger

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    Teurer Dachschaden sorgt für Ärger
    Teurer Dachschaden sorgt für Ärger

    Uwe Oesterreich ist wütend. Dem 57-Jährigen ist das anzuhören, wenn er über die Firma spricht, die seiner Mutter Hildegard ein aus seiner Sicht ziemlich freches Angebot gemacht hat. „Wie eine Drückerkolonne waren die“, schimpft Oesterreich. Vor drei Wochen sah seine Mutter, die in Nordendorf wohnt, wie Handwerker zwei Häuser weiter ein Dach neu deckten. Eine gute Gelegenheit, um mal mit Fachleuten über den wackeligen Firstziegel in ihrem Dach zu sprechen, fand die 83-Jährige. Als sie einen der Handwerker ansprach, inspizierte dieser kurz ihr Dach – und eröffnete der Frau dann, dass nicht nur der eine Ziegel, sondern alle um den Dachreiter herum neu gedeckt werden müssten. Noch am selben Tag legte er ihr eine Rechnung in Höhe von 1970 Euro vor, die die Frau nach einiger Überredung unterzeichnete.

    Keine seriöse Beratung

    Ein Unding, wie Uwe Oesterreich findet. „Es gab keine seriöse Beratung, keinen Kostenvoranschlag, nichts.“ Das Dach seiner Mutter sei erst vor zehn Jahren neu gemacht worden – und bis auf den einen Firstziegel überhaupt nicht renovierungsbedürftig. Seine Mutter sei eine alte Frau, die alles unterzeichne, sobald nur genügend Druck aufgebaut werde.

    Dass Verträge auf diese Art und Weise zustande kämen, sei kein Einzelfall, erklärt Ludwig Zausinger vom Polizeipräsidium Schwaben-Nord. „Opfer sind häufig ältere Menschen, die in alten Häusern wohnen – vor allem auf dem Land.“ Zwielichtige Betriebe schickten einen Mitarbeiter vor, der den älteren Menschen in schrillen Tönen schildere, was für Schäden doch ihr Haus, ihr Dach oder ihr Kamin habe, und dabei maßlos übertreibe. „Häufig werden die Hausbesitzer noch dazu überredet, in bar zu bezahlen – dann bekommt man das Geld im Nachhinein besonders schwer wieder.“

    So weit kam es im Fall von Hildegard Oesterreich nicht. Die 83-Jährige zahlte den Betrag nicht sofort, sondern informierte ihren Sohn – der den Vertrag mit der Firma noch innerhalb der ersten 14 Tage kündigte. Also innerhalb der gesetzlichen Kündigungsfrist. Das Problem: Der Widerruf kam nie bei dem Dachdecker an. „Ich habe einen Brief per Einschreiben mit Rückschein verschickt“, sagt Oesterreich. „Aber die sind in der Zwischenzeit umgezogen. Der Brief kam zurück.“

    Firma weist Vorwürfe zurück

    Versuche, die neue Anschrift des Betriebs in Erfahrung zu bringen, seien gescheitert. Auf Nachfrage unserer Zeitung widersprach der Geschäftsführer des Dachdeckerbetriebs den Darstellungen Oesterreichs: Er kenne den betreffenden Fall gar nicht, obwohl eigentlich jede Rechnung auf seinen Tisch komme. „Unsere Auftragsbücher sind auch so voll, da brauchten wir die 1970 Euro nicht.“ Uwe Oesterreich hält das für unglaubwürdig: „Wir haben doch zuletzt erst vor zehn Tagen miteinander telefoniert, da muss er sich dran erinnern.“ Auch seine Mutter habe mit dem Geschäftsführer Kontakt gehabt. Dieser habe angedroht, ihr die neuen Ziegel einfach auf den Rasen zu werfen und trotzdem Geld dafür zu verlangen.

    Sobald das Geld einmal bezahlt ist, hat man laut Ludwig Zausinger wenig Chancen, es zurückzuholen. „Grundsätzlich herrscht Vertragsfreiheit, und wenn die Unterschrift gesetzt wurde, muss man vor Gericht eine Betrugsabsicht nachweisen.“ Das könne bei einem eklatanten Missverhältnis zwischen Reparatur und Reparaturbedarf klappen. Wenn man nicht bezahle, würden sich viele solcher Firmen nicht auf einen Rechtsstreit einlassen. Darauf setzt auch Oesterreich. „Schriftlich haben wir seit drei Wochen nichts mehr von denen gehört.“

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