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Kreis Augsburg: Immer mehr Menschen stehen auf der Straße

Kreis Augsburg

Immer mehr Menschen stehen auf der Straße

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    Zwangsräumung, eine Trennung oder ein Schicksalsschlag. Gründe für Obdachlosigkeit gibt es viele. Für Menschen mit wenig Geld wird es dann schwer, eine neue Wohnung zu finden. 
    Zwangsräumung, eine Trennung oder ein Schicksalsschlag. Gründe für Obdachlosigkeit gibt es viele. Für Menschen mit wenig Geld wird es dann schwer, eine neue Wohnung zu finden.  Foto: Matthias Balk, dpa (Symbol)

    Wohnraum ist knapp und teuer. Die Folge: Immer mehr Menschen im Landkreis Augsburg haben kein Dach über dem Kopf und wenden sich hilfesuchend an die Kommunen. Die wiederum sind gesetzlich verpflichtet, den Obdachlosen zu helfen.

    In Diedorf hat sich die Situation so weit zugespitzt, dass die Notunterkunft in Biburg schon seit geraumer Zeit voll besetzt ist. Eines der Zimmer ist seit zwei Jahren belegt. Die Situation ist schwierig, da die Einrichtung eigentlich nicht als Sozialwohnung, sondern als Hilfe in der Not gedacht ist. Insgesamt stellt die Gemeinde

    Diedorf hat nicht viel in der Hand gegen Menschen, die die Notunterkunft nicht verlassen. Mittlerweile gibt es eine Satzung, also Verhaltensregeln und Pflichten für die Bewohner der Wohnung. Ein derartiges Papier habe man früher nicht gebraucht, da die Wohnung teilweise über Jahre leer stand und die Bewohner sich normalerweise sehr kooperativ gezeigt hätten, erklärt die Mitarbeiterin. Auch die Vermittlung in eine neue Wohnung sei damals einfach und schnell vonstatten gegangen.

    Auf dem Land gibt es die gleichen Wohnungsprobleme wie in der Stadt

    Doch warum ist es jetzt so schwierig, Menschen weiter zu vermitteln? Warum hängen Obdachlose in der Notunterkunft in Diedorf fest, obwohl diese, wie Bürgermeister Peter Högg durchaus zugibt „kein Schmuckstück ist“. Was vielen nicht klar ist: Auf dem Land gibt es die gleichen Wohnungsprobleme wie in der Stadt. „Die Verschärfung kam durch die allgemeine Wohnungssituation im Landkreis“, erklärt Bürgermeister Högg. Der Markt sei leer und vor jeder Sozialwohnung, die frei werde, stünden die Bewerber Schlange. Die Vermittlung in neuen Wohnraum gestalte sich sehr schwierig.

    Da die Unterkunft in Biburg besetzt ist, muss Diedorf Hilfesuchende aktuell an andere Kommunen weiterleiten, oder sie in Pensionen unterbringen, bis etwas anderes gefunden ist. Högg dazu: „Das Problem ist tragisch.“ Deswegen habe er das drängende Thema beim Besuch von Landrat Martin Sailer in Diedorf angesprochen. Der Landkreis lasse die Gemeinden mit dem Problem alleine, findet Bürgermeister Högg, auch wenn die Kommunen gesetzlich zuständig seien. Höggs Idee ist eine zentrale Notunterkunft, an die Gemeinden hilfesuchende Menschen verweisen können, wenn die eigenen Einrichtungen voll besetzt sind. Vor allem im Zusammenhang mit dem sozialen Wohnungsbau könnte sich Högg vorstellen, dass das Landratsamt über die Wohnungsbau GmbH (WBL) einen Raum schafft, der im äußersten Notfall auch genutzt werden kann. Im Gespräch mit dem Landratsamt sei sein Vorschlag allerdings „nicht so gut angekommen“, gibt er zu.

    In Stadtbergen habe die Zahl der Obdachlosen einen „grenzwertigen Höchststand“ erreicht, sagt Bürgermeister Paul Metz. 22 Menschen seien in der Kommune untergebracht. Metz: „Das sind so viele wie noch nie und das hat mit der allgemeinen Wohnungsnot zu tun.“ Die Zahl der Sozialwohnungen sei einfach zu gering. Auch bei der WBL seien alle Wohnungen belegt. Metz ist in seiner Amtszeit sogar schon das eine oder andere mal bei Veranstaltungen direkt von Leuten ohne Wohnung angesprochen worden. „Da müssen wir dann ganz schnell eine Lösung finden.“ Es komme auch immer mal wieder vor, dass Leute auf der Straße stehen, wenn der Gerichtsvollzieher die Wohnung räumt. Für die Kommune sei die Wohnungssuche in diesen Fällen „sehr schwierig“, so Metz.

    In Gersthofen gibt es aktuell noch keinen Engpass

    Auch in Gersthofen verlieren immer wieder Menschen ihre Wohnung. Aktuell gebe es noch keinen Engpass, die Unterkunft der Stadt sei nicht voll besetzt, sagt Pressesprecherin Ann-Christin Joder. Allerdings sei der Verwaltung klar, dass sich das „von heute auf morgen ändern kann“. Deshalb sind Bürgermeister Michael Wörle und seine Mitarbeiter dran, „neue Konzepte zu entwickeln und sich zu überlegen, wie man sich besser aufstellen kann“, so Joder.

    Auch die Stadt Neusäß will auf steigende Obdachlosenzahlen vorbereitet sein. Deshalb hat der Ausschuss für Kultur und Soziales die Anschaffung von Wohncontainern beschlossen. Der Stadtrat muss allerdings noch zustimmen. „Wir wollen gewappnet sein“, erklärt die dritte Bürgermeisterin Monika Uhl. Die Stadt reagiere so auf die steigenden Zahlen von Menschen, die Hilfe bei der Unterkunft brauchen.

    Es gebe jetzt schon verschiedene Wohnungen für Obdachlose in Neusäß, sagt Uhl. Bisher seien die Unterbringungsmöglichkeiten „dezentral“ über die Stadt verteilt, erklärt sie. Die Wohnungen seien vor allem für Familien oder Frauen mit Kindern gedacht, die Container für die kurzfristige Hilfe im Notfall. Auf die Frage, wo die Container hinkommen, verrät Monika Uhl bisher nur: „Wir haben einen zentralen und gut angebundenen Ort angedacht.“

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