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Kreis Augsburg: Hier leben 59 Nationen in einem Dorf zusammen

Kreis Augsburg

Hier leben 59 Nationen in einem Dorf zusammen

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    Integration durch Sport hat sich der FC Langweid auf die Fahnen geschrieben und lebt das Motto bei Veranstaltungen wie der „Sportiade der Integration“.
    Integration durch Sport hat sich der FC Langweid auf die Fahnen geschrieben und lebt das Motto bei Veranstaltungen wie der „Sportiade der Integration“. Foto: Sonja Diller

    Mit der höchsten Ausländerquote im Landkreis ist die Gemeinde Langweid ein multikultureller Schmelztopf, in dem sich Menschen aus 59 Nationen ohne große Probleme begegnen. Bei der Infoveranstaltung zum Thema „Zuwanderer, Flüchtlinge, Asylbewerber – was kommt auf uns zu“ war das Pfarrheim in Langweid komplett besetzt. Zum Vortrag hatte die Gemeinde mit Unterstützung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung eingeladen und Interesse erwartet, allerdings nicht in diesem Umfang. „Das zeigt, wie intensiv die Thematik in den Köpfen arbeitet“, sagte Bürgermeister Jürgen Gilg. Dies zeigte sich zum Ende der Veranstaltung noch in der Abschlussdebatte.

    Kaum Probleme im Alltag

    Zugleich sei Langweid ein Beispiel, wie das multikulturelle Zusammenleben auch aussehen kann – Probleme im Alltag gebe es trotz der Verschiedenheit kaum, betonte das Gemeindeoberhaupt. Als ausschlaggebend für diesen Erfolg wertete Gilg die Arbeit der Integrationsbeauftragten Manuela Schnierle, die mit „bewundernswertem Einsatz“ Menschen unterschiedlichster Herkunft aufeinander einstimmt.

    Dass kein politischer Steuerungsmechanismus die Integrationsarbeit vor Ort ersetzen kann, bestätigte auch Referent Peter Bauch, Spezialist für Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik. Die grundsätzlich durchaus verständliche Angst vor Veränderungen, die Furcht vor Überfremdung könne nur vor Ort und in Kontakt und Austausch mit den Neubürgern unterschiedlichster Herkunft bekämpft werden.

    Probleme innerhalb der Europäischen Union und Schwächen der nationalen Zuwanderungspolitik sind für Langweid zwar ebenso relevant wie für jede andere Kommune, doch eigene Bemühungen entschärfen die Situation spürbar, zählt Schnierle Netzwerke der Unterstützung auf. Mit viel Einsatz werden die in Stettenhofen lebenden Asylbewerber betreut und auch für Neubürger mit sicherem Aufenthaltsstatus wird eine Menge getan. Ehrenamtliche Lesepaten und Fachkräfte helfen den Kindern bei der Entwicklung im neuen Umfeld, ein Beratungsnetzwerk hilft bei Schwierigkeiten, beim monatlichen internationalen Frauenfrühstück oder beim Programm „Integration durch Sport“ des örtlichen Sportvereins zählen Persönlichkeiten, nicht Herkunft oder Religion. So ist die Gemeinde mit dem höchsten Ausländeranteil im Augsburger Land der großen Politik einen Schritt voraus.

    Die Flüchtlingsströme werden nicht abreißen

    Denn der Fakt, dass die Zuwanderung vor allem Chancen für den überalternden Wirtschaftsstandort Deutschland mit sich bringt, werde oft vergessen, so Bauch. Rund 400000 Menschen verlassen jedes Jahr den Arbeitsmarkt und gehen in den Ruhestand. Sein Fazit: Der eigene Nachwuchs könne die Lücke niemals ersetzen, daher sei die Wirtschaft auf arbeitswillige Menschen aus aller Welt angewiesen.

    Unterschiedlichste Gründe führen die Menschen nach Deutschland, zeigte Bauch auf. Nach den massiven Asyl- und Flüchtlingsbewegungen der 90er-Jahre wurden 2014 erneut rund 200000 Asylanträge gestellt. Eine Zahl, die Kommunen und Bürger vor große Herausforderungen stellt. Ein Nachlassen der Flüchtlingsströme ist nicht abzusehen. Dazu kommt die nicht näher zu beziffernde Zahl der EU-Bürger, die keine Arbeitserlaubnis brauchen und sich ansiedeln können, wo immer sie möchten.

    Mängel der Asylpolitik sahen die Besucher in der Diskussion vor allem in der Dauer der Antragsbearbeitung. „Die Antragsbearbeitung dauert viel zu lang. Die Arbeit bei den Sprachkursen der Ehrenamtlichen droht ins Leere zu laufen“, sagte einer der Teilnehmer. Unverständnis erregten auch weitere Zahlen. So nimmt nur die Hälfte aller EU-Länder trotz anderslautender Vereinbarungen Asylbewerber auf, andere EU-Staaten registrieren die Neuankömmlinge nur eingeschränkt und lassen die nicht erfassten Flüchtlinge ohne Aufnahmeverfahren in Drittländer weiter reisen.

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