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Kreis Augsburg: Ein Wolf war in der Region unterwegs - und hat ein Lamm gerissen

Kreis Augsburg

Ein Wolf war in der Region unterwegs - und hat ein Lamm gerissen

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    Das Landesamt für Umwelt hat am Mittwochabend bestätigt, dass das im April bei Biberbach entdeckte tote Lamm von einem Wolf gerissen worden ist.
    Das Landesamt für Umwelt hat am Mittwochabend bestätigt, dass das im April bei Biberbach entdeckte tote Lamm von einem Wolf gerissen worden ist. Foto: Bernd Thissen, dpa (Symbolbild)

    Es war ein Wolf! Das Lamm, das im April bei Biberbach nördlich von Augsburg tot auf einer offenen Weide am Ortsausgang zur Umgehungsstraße aufgefunden wurde, ist von einem Wolf gerissen worden. Das hat das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg nach Recherchen unserer Redaktion am Mittwochabend offiziell bestätigt.

    Die genetische Analyse einer Probe des toten Lammes „hat einen Wolf als Verursacher ergeben“, heißt es in einer Mitteilung des Landesamts. Eine weitergehende Analyse soll noch erfolgen und Erkenntnisse zu Geschlecht und Rudelzugehörigkeit des „bösen“ Wolfes liefern. Behörden, Interessenverbände und Vertreter von Nutztierhaltern würden informiert, teilt das Landesamt weiter mit, das erst nach Recherchen unserer Redaktion den Fall publik gemacht hat.

    Der Vorfall mit dem toten Lamm hat sich am 23. April ereignet. Der Tierhalter erhält nach LfU-Angaben eine Entschädigung aus dem Ausgleichsfonds Große Beutegreifer. Das LfU bestätigte außerdem Informationen, wonach in einem weiteren Fall eines in der Region aufgefundenen toten Tieres eine genetische Untersuchung beauftragt wurde. Dabei soll es sich um ein Kalb handeln, das auf einer Weide zwischen Biberbach und der Zollsiedlung gegrast hat.

    Wolf im Kreis Augsburg: Bürgermeister kritisiert die Informationspolitik

    „Mehr als seltsam“ nannte Biberbachs Bürgermeister Wolfgang Jarasch noch am Abend die Informationspolitik des Landesamtes. Obwohl der Schaf-Riss schon vor einem Monat stattgefunden hat, habe er erst auf eigene Nachfrage beim LfU am Mittwoch von dem brisanten Hintergrund des Vorfalls erfahren. Auch das Landratsamt Augsburg war nicht über die Tätigkeit der LfU-Wolfsexperten informiert, teilte man dem Bürgermeister dort mit. Informationen für die Bürger sind für Jarasch aber nun das Wichtigste, denn „wir sind alle Anfänger im Umgang mit Wölfen“. Was muss der Spaziergänger im Wald beachten? Welche Vorkehrungen müssen Landwirte treffen, deren Tiere auf der Weide stehen? „Auf diese Fragen erwarten wir umgehend Antworten“, so der Bürgermeister.

    Das LfU gab zunächst allgemeine Informationen: Nach Bayern können nach Angaben der Umweltbehörde jederzeit einzelne Wölfe zu- oder durchwandern, sowohl aus dem Nordosten Deutschlands als auch aus den Alpen. Jungtiere wandern bei Geschlechtsreife weite Strecken auf der Suche nach einem eigenen Territorium. Dass der Wolf auch in der Region Augsburg früher oder später auftauchen würde, war also zu erwarten.

    In Bayern sind wieder mehr Wölfe unterwegs

    Schon vor 200 Jahren hatten die Tiere im Augsburger Land Angst und Schrecken verbreitet: Wölfe sollen damals in den tiefen Wäldern eine Bäuerin und ihre Tochter getötet haben. Daran erinnert eine Tafel „Beim Blutigen Herrgott“ im Wald zwischen Aystetten und Adelsried. Auch der Heimatdichter Ludwig Ganghofer hielt den Vorfall in seinen Kindheitserinnerungen fest.

    Der Mythos vom bösen Wolf trug dazu bei, dass die Tiere nach und nach ausgerottet wurden. Jetzt also kommt der „Canis lupus“, wie der Wolf auf Lateinisch heißt, zurück. Auf der Durchreise war wohl ein Tier, das eine Wildkamera im April 2018 im östlichen Landkreis Donau-Ries festhielt. Auch im Unterallgäu löste eine Wildkamera aus – allerdings war am Ende nicht eindeutig, ob das Foto tatsächlich eines der streng geschützten Exemplare oder vielleicht einen Schäferhund zeigte. Die Tendenz in Bayern ist klar: 2017 wurden in 16 Fällen mindestens sechs unterschiedliche Wölfe ausgemacht. Drei Jahre zuvor waren es nur drei.

    Mehrfach gab es im Allgäu in der jüngeren Vergangenheit Vorfälle, bei denen Wölfe auf Kühe losgegangen sein sollen. In Oberbayern wurde zuletzt im Jahr 2017 ein Wolf nachgewiesen, erst im März dieses Jahres hat das Augsburger Landesamt eine Wolf-Sichtung im oberfränkischen Bamberg bestätigt.

    Dass in Bayern wieder mehr Wölfe unterwegs sind, liege an der erhöhten Quellpopulation, hatte ein Sprecher des Landesamts für Umwelt bei einer früheren Anfrage unserer Zeitung erläutert: „Im südwestlichen Alpenbogen und in den neuen Bundesländern gibt es mittlerweile etliche etablierte Rudel. Deren Nachwuchs geht auf Wanderschaft.“ Auf der Suche nach einem eigenen Territorium könnten sie täglich 50 bis 70 und noch mehr Kilometer zurücklegen.

    Damit ein Wolf sich in einem Gebiet niederlässt, benötige er aber ausreichend Nahrung und Rückzugsräume. Stellt sich also die Frage: Was tun mit den Wölfen? Der Wolf ist von Natur aus vorsichtig und weicht dem Menschen aus. Doch Landwirte sind in Sorge. Wann ist ein Wolf eine Gefahr und darf abgeschossen werden?

    Bundeskabinett erleichtert den Abschuss von Wölfen

    Das Bundeskabinett billigte am Mittwoch den Gesetzesentwurf von Umweltministerin Svenja Schulze. „Ernste Schäden“ für Nutztierhalter reichen künftig für eine Abschussgenehmigung. Bisher musste der Nutztierhalter in seiner Existenz bedroht sein. Wenn es in einer Region zu wiederholten Rissen kommt, dann muss kein Einzeltier als Verursacher ausgemacht werden. Dann geht es allen Wölfen einer Region an den Kragen, bis es keine Schäden mehr gibt. Als streng geschützte Tierart gelte der Wolf nach wie vor und die Genehmigung zum Abschuss sei an zeitliche und räumliche Grenzen geknüpft, so der Inhalt des Gesetzesentwurfs.

    10 Fakten zum Wolf

    Ein Wolf wird etwa so groß wie ein ausgewachsener Schäferhund.

    Zu seiner Beute gehören etwa Rehe, Schafe und junge oder kranke Rothirsche. Sie fressen aber hin und wieder auch Aas.

    Wölfe sind extrem anpassungsfähig. Sie leben deshalb in Wäldern, Steppen, Heide- oder Graslandschaften. Sie benötigen lediglich Rückzugsorte, wo sie nicht vom Mensch gestört werden.

    Das Territorium eines Rudels kann mehrere Quadratkilometer groß sein, abhängig vom Nahrungsangebot.

    Die Gefahr, einem tollwütigen Wolf zu begegnen, ist äußerst gering. Deutschland gilt nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als tollwutfrei.

    Wölfe sind für den Menschen in der Regel nicht gefährlich. Selbst in Ländern, in denen viele Tiere leben, gibt es so gut wie keine Zwischenfälle. Natürlich handelt es sich immer noch um ein Wildtier, dem man sich nicht nähern sollte.

    Ein Wolf wird zwischen 10 und 13 Jahre alt. In Gefangenschaft können sie bis zu 16 oder 17 Jahre alt werden.

    In Europa gibt es derzeit zwischen 10.000 und 15.000 Wölfe.

    Rüden werden zwischen 35 und 67 Kilogramm schwer, Weibchen dagegen zwischen 27 und 50 Kilo.

    Der Wolf steht in Deutschland unter Naturschutz.

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