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Kloster Holzen: Ende einer Ära: Franziskanerinnen verlassen Kloster Holzen

Kloster Holzen

Ende einer Ära: Franziskanerinnen verlassen Kloster Holzen

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    Fast 100 Jahre lang lebten und wirkten Schwestern der Sankt Josefskongregation in Holzen. Hier schmücken einige von ihnen die Klosterkirche. Nun wird der Konvent aufgelöst, die Franziskanerinnen kehren nach Ursberg zurück.
    Fast 100 Jahre lang lebten und wirkten Schwestern der Sankt Josefskongregation in Holzen. Hier schmücken einige von ihnen die Klosterkirche. Nun wird der Konvent aufgelöst, die Franziskanerinnen kehren nach Ursberg zurück. Foto: Monika Matzner

    In Holzen endet dieser Tage eine Ära: Die Klosterfiliale der St. Josefskongregation wird aufgelöst. Die Franziskanerinnen verlassen das Kloster – den Ort, an dem sie fast 100 Jahre lang gelebt und gewirkt haben.

    Während zu Glanzzeiten 64 Schwestern in Holzen waren, gab es in den letzten Jahren nur noch vier: Sr. M. Ludmilla, Sr. M. Gabrielis, Sr. M. Theresia und Sr. M. Virgo. Sie kehren nun aus Alters- und Gesundheitsgründen nach Ursberg zurück und werden dort künftig im Mutterhaus und im Konvent St. Salvator leben.

    Generaloberin Sr. M. Katharina.
    Generaloberin Sr. M. Katharina. Foto: Monika Matzner

    Der Gemeinschaft fehlt der Nachwuchs, weshalb sich dieser Schritt schon vor geraumer Zeit ankündigte. „Es ist die Einsicht, dass nun der Abschied von Holzen notwendig ist“, erklärt Generaloberin Schwester M. Katharina Wildenauer. Bereits Ende letzten Jahres wurde die Entscheidung in der Öffentlichkeit bekannt und mit Wehmut aufgenommen. „Wir haben vollstes Verständnis für diese Entscheidung, allerdings bedauern wir dies zutiefst – ein Stück von Kloster Holzen geht“, so Bürgermeister Manfred Brummer.

    Kloster Holzen war eine grüne Oase

    Die grüne Oase rund um Holzen zu verlassen und sich von den Heimbewohnern, Mitarbeitern und Weggefährten trennen zu müssen fällt auch den Schwestern nicht leicht. Schließlich waren sie Jahrzehnte hier verwurzelt, spürten, dass sie in ihren Aufgabenbereichen gebraucht werden, hatten hier ihre Klosterfamilie, ihre Heimat.

    „Sie sind mit so vielen Menschen verbunden. Bestehende Beziehungen aufzugeben und den Lebensort loszulassen, das tut immer weh“, so die Generaloberin, „ich denke aber, dass die Schwestern eine Erleichterung spüren, die ein Leben in der größeren Schwesterngemeinschaft in Ursberg mit sich bringt. Sie werden sich immer wieder mit kleineren Aufgaben einbringen, aber sie sind befreit von der täglichen Verantwortung für den kommenden Tag zu sorgen.“

    Klosterschwestern gehörten zu Holzen selbstverständlich dazu

    Das Kloster Holzen wurde in den Kriegsjahren als Hilfslazarett genutzt.
    Das Kloster Holzen wurde in den Kriegsjahren als Hilfslazarett genutzt. Foto: Monika Matzner

    Seit dem Jahr 1927 gehörte das Bild der Klosterschwestern in Holzen ganz selbstverständlich dazu. Damals wurde das „Schloss“ von den Franziskanerinnen der St. Josefsgeneration Ursberg erworben und im Sinne des Gründers Dominikus Ringeisen als Einrichtung für Menschen mit Behinderungen ausgebaut. „Am 3. Mai 1927 kam die erste Oberin mit vier Schwestern nach Holzen. Sie mussten die Räume, die in einem vernachlässigtem Zustand waren, wohnlich gestalten“, blickt Schwester Katharina zurück. Eröffnet wurde die Einrichtung drei Jahre später mit 24 zu betreuenden Männern. Im Jahr 1937 war mit 64 die höchste Zahl an Schwestern in Holzen zu verzeichnen. 1970 waren es noch 42, im Jahr 1995 zählte man 14 Klosterschwestern.

    Ihre Einsatzgebiete waren vielfältig: Neben der Betreuung der Menschen mit Behinderungen gaben die Schwestern etwa jungen Frauen der Umgebung eine Unterweisung in die Haushaltsführung und das Nähen. Es gab auch eine Altenstation sowie eine Klostergaststätte, Küche, Metzgerei, Bäckerei oder Wäscherei, wo die Schwestern und Betreute gemeinsam arbeiteten. Weiter waren sie in der Landwirtschaft mit Viehhaltung tätig – diese diente der Versorgung der Einrichtung.

    Kloster Holzen: Geschichte mit einem leidvollen Kapitel

    Linson Thattil, Hausgeistlicher in Kloster Holzen, kehrt zurück nach Indien.
    Linson Thattil, Hausgeistlicher in Kloster Holzen, kehrt zurück nach Indien. Foto: Monika Matzner

    Die Geschichte in Holzen schreibe auch ein besonders leidvolles Kapitel, fügt Schwester Katharina an: die NS-Zeit im Kloster. „Hilflos mussten die Schwestern die Zwangsverlegung von 36 betreuten Menschen mit Behinderungen miterleben, wobei 25 Schützlinge den Tod fanden.“ Weiter zeigt die Chronik die Beschlagnahmung des Klosters ab 10. August 1941 als Hilfslazarett, die Franziskanerinnen wurden zu Krankenschwestern für kriegsverletzte Soldaten. Fest im Glauben verwurzelt, wurden die Zeitströmungen von den Klosterschwestern angenommen – mit dem Evangelium als Grundpfeiler ihres Lebens, um für Gott und die Menschen da zu sein.

    Auch das Jahr 1996 dokumentiert eine große Veränderung. „Die St. Josefskongregation gab die Verantwortung für das Dominikus-Ringeisen-Werk ab mit der Gründung einer kirchlichen Stiftung“, erklärt die Generaloberin. Dennoch blieben die Holzer Schwestern in engem Kontakt mit dem Werk – ideell, geistig und teilweise auch personell.

    Nun heißt es Abschied nehmen. „Abschied ist schwer, besonders wenn es so kostbar war“, ist hierbei in der Bevölkerung zu hören, oder wie Bürgermeister Brummer es formuliert: „Die Schwestern werden uns arg fehlen. Sie sind die Seele von Kloster Holzen.“

    Pfarrer Linson Thattil kehrt nach Indien zurück

    Nicht nur für die Schwestern, auch für den Hausgeistlichen Pfarrer Linson Thattil heißt es Abschied nehmen von Kloster Holzen. „Es fällt schwer, Holzen zu verlassen. Es ist für mich Heimat geworden.“ Am 1. September 2017 kam der Geistliche nach Holzen. Nun kehrt er zurück nach Südindien in seine Heimatdiözese Trichur und wird dort in der Priesterausbildung als Subregens tätig sein.

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