Zugegeben, jetzt reicht es ihm. Julius (zweieinhalb) möchte nach Hause. Seit rund 24 Stunden ist er bei seiner Tagesmutter Ulrike Kaschubek in Neusäß. Julius’ Mutter Theresa R., Assistenz-Ärztin am Klinikum Augsburg, hat in dieser Zeit zwei Schichten Dienst hinter sich, unter anderem eine Nachtschicht.
Als ihr Sohn eineinhalb Jahre alt war, hat sie ihn deshalb erstmals auch über Nacht bei seiner Tagesmutter gelassen. „Das ging nur, weil ich in den Monaten zuvor gesehen habe, wie gut das Verhältnis zwischen den beiden ist“, sagt sie. Neben Julius betreut Ulrike Kaschubek derzeit noch Emil, Sarah und Ludwig. Seit 23 Jahren ist die Sozialpädagogin Ulrike Kaschubek als Tagesmutter tätig. Ein paar Dutzend Kinder ab wenigen Monaten bis zum Kindergartenalter hat sie in dieser Zeit betreut. Jedes Mal wieder ist die erste Aufgabe, den Kleinen das Gefühl zu geben, dass sie sich in der neuen Umgebung sicher und geborgen fühlen können.
Den betreuten Kindern gibt sie jeden Tag einen möglichst ähnlichen Rhythmus. Gemeinsames Spielen, Vorlesen und Singen gehören dazu, genauso wie das gemeinsame Mittagessen und der Mittagsschlaf. Je nach Wetter geht Ulrike Kaschubek auch mit den Kindern entweder in den Garten, zum Spielplatz oder Spazieren. Die ganz Kleinen sitzen dann im Zwillingskinderwagen, die etwas Größeren laufen nebenher oder sind mit Laufrädern unterwegs. Dass nun aber Julius auch über Nacht blieb, das war am Anfang doch wieder eine Umstellung, gibt sie zu. Zwar kannte das Kleinkind sowohl das Kinderzimmer und das dort aufgestellte Bettchen bereits von seinen Nachmittagsschläfchen bei der Tagesmutter. Aber nachts schlief er noch nicht durch. „Ab 4 Uhr früh habe ich in diesen Nächten praktisch nicht mehr geschlafen“, so Ulrike Kaschubek – und das, nachdem ihre eigenen beiden Kinder schon erwachsen sind und sie die Zeiten unruhiger Nächte schon lange vorbei glaubte. Auf einmal pendelte sie wieder manchmal die halbe Nacht zwischen dem eigenen Schlafzimmer und dem Kinderzimmer hin und her. Bis zu fünf Kinder kann eine Tagesmutter gleichzeitig betreuen. Bei Ulrike Kaschubek haben sie im Flur ihre eigene Kommode mit Wechselkleidern, Windeln und ihren Lieblingskuscheltieren, im Wohnzimmer werden die Kisten mit Spielzeug am Abend zwar zusammen, aber nicht jeden Tag ganz weggeräumt. „Das lohnt sich einfach nicht“, so Ulrike Kaschubek. Viele Eltern ihrer Tageskinder arbeiten im Klinikum Augsburg, manchmal gehen die letzten Kinder spät an einem Abend, während die nächsten am folgenden Tag um 6 Uhr früh schon wieder kommen. Am