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Landkreis Augsburg: Im Landkreis Augsburg sind immer mehr Motorräder unterwegs

Landkreis Augsburg

Im Landkreis Augsburg sind immer mehr Motorräder unterwegs

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    Seit zwei Jahren gibt es die Sperrung des Mickhauser Bergs im Landkreis Augsburg für Motorräder in der Zeit von Freitag 18 Uhr bis Sonntag 22 Uhr sowie an Feiertagen. Nach dem Willen des Bundesrats soll es in Zukunft überall in Deutschland ein generelles Fahrverbot an diesen Tagen für Motorradfahrer geben.
    Seit zwei Jahren gibt es die Sperrung des Mickhauser Bergs im Landkreis Augsburg für Motorräder in der Zeit von Freitag 18 Uhr bis Sonntag 22 Uhr sowie an Feiertagen. Nach dem Willen des Bundesrats soll es in Zukunft überall in Deutschland ein generelles Fahrverbot an diesen Tagen für Motorradfahrer geben. Foto: Bernhard Weizenegger

    An einem Donnerstag kurz nach 18 Uhr sah der Mann Rot: Mit einer Schreckschusspistole feuerte er auf einen Nachbarn, der bei Reparaturarbeiten den Motor seines Motorrades laufen ließ. Ruhe war danach allerdings nicht: Vielmehr erhielt der lärmempfindliche Schütze Besuch von einem Polizeikommando, das seine Wohnung auf den Kopf stellte.

    Die Geschichte aus dem nordschwäbischen Höchstädt war ein aufsehenerregender Einzelfall, doch Ärger und Debatten über den Lärm von Motorrädern sind ein Dauerbrenner. Erst am vergangenen Wochenende sorgten Motorradfahrer in mehreren Städten für Verkehrsbehinderungen, weil sie demonstrierten.

    Motorräder: Das will der Bundesrat verbieten

    Hintergrund der Proteste ist ein langer Streit über Motorradlärm. Die Bundesländer hatten sich Mitte Mai dafür eingesetzt, dass die Fahrzeuge weniger Lärm verursachen. So sollen die zulässigen Geräusch-Emissionen auf einen Wert begrenzt werden, der in etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lkw oder eines Rasenmähers entspricht. Der Bundesrat will zudem beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen und Soundsysteme, mit denen die Lautstärke der Auspuffanlagen verändert werden können, verbieten.

    Im Landkreis Augsburg träfe die umstrittene Regelung nach der jährlichen Bestandsanalyse eine stetig wachsende Minderheit. Anfang 2020 waren im Augsburger Land exakt 20.397 Krafträder zugelassen und damit so viele wie noch nie. Die Maschinen sind dabei längst nicht mehr nur Männersache: 13,5 Prozent gehören Frauen.

    Immer wieder kam es auf der Kreisstraße A16 zwischen Birkach und Münster  zu schweren Unfällen mit Motorradfahrern. Vor allem die Waldkurve war ein Unfallbrennpunkt. 
    Immer wieder kam es auf der Kreisstraße A16 zwischen Birkach und Münster zu schweren Unfällen mit Motorradfahrern. Vor allem die Waldkurve war ein Unfallbrennpunkt.  Foto: Jürgen Ober (Ober-Licht)

    So viele Motorräder gibt es im Landkreis Augsburg

    Schlüsseln wir die Entwicklung auf, ergibt sich für den Kreis Augsburg folgendes Bild: Die Zahl derer, die auf Motorrädern und -rollern, sprich zulassungspflichtigen Zweirädern, unterwegs sind, stieg innerhalb eines Jahres um 451 auf 19680. Die Zahl der Dreiräder liegt bei 281 (Vorjahr: 250). Bei den Quads sind 436 registriert (Vorjahr: 446).

    Ebenso wie die Zulassungszahlen ist in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Unfälle gestiegen. Das gilt zwar für Autos genauso. Doch die aktuellen Daten der Polizei legen den Schluss nahe, dass auf den Zweirädern ein deutlich höheres Risiko mitfährt. Während die Zahl aller Verkehrsunfälle im Landkreis Augsburg zwischen 2010 und 2019 um rund 20 Prozent zunahm, waren es bei Motorrädern fast 30 Prozent – und das Jahr 2019 war in der Statistik bei Weitem nicht das schlimmste.

    Motorradunfälle: 30 Prozent mehr Verletzte im Landkreis Augsburg

    Noch deutlicher wird das Bild bei den Verletztenzahlen. Bei allen Verkehrsunfällen stiegen diese im Landkreis binnen eines knappen Jahrzehnts um gut 3,5 Prozent. Bei Motorradunfällen ging es dagegen um fast 30 Prozent nach oben. Nach den Zahlen der Polizei ist rein rechnerisch bei fast jedem Unfall auf dem „Bike“ ein Verletzter zu beklagen. 2019 gab es bei insgesamt 88 Motorradunfällen im Landkreis 75 Verletzte. Mehr als die Hälfte aller Unfälle verschulden die Motorradfahrer laut Polizei selber.

    Einen traurigen Ruf als Unfallschwerpunkt hatte die Kreisstraße zwischen Schwabmünchen und Mickhausen. Seit März 2018 gilt dort ein einseitiges Fahrverbot. Der Bundesverband der Motorradfahrer wollte dagegen klagen. Doch nach einer achtmonatigen Testphase setzte das Landratsamt die Regelung dauerhaft in Kraft.

    Seitdem dürfen Motorradfahrer den Abschnitt von Mickhausen in Richtung Birkach nur noch eingeschränkt befahren. So ist die Straße in dieser Richtung von Freitag ab 18 Uhr bis Sonntag um 22 Uhr sowie an Feiertagen für Motorradfahrer gesperrt. Damit wollen Polizei und Landratsamt für mehr Sicherheit und weniger Lärm sorgen – Anwohner haben sich schon seit Jahren vehement beschwert.

    Der Unfallschwerpunkt „Rennstrecke“ Mickhausen wurde mit einem zeitweisen Fahrverbot entschärft.
    Der Unfallschwerpunkt „Rennstrecke“ Mickhausen wurde mit einem zeitweisen Fahrverbot entschärft. Foto: Reinhold Radloff

    Die Sperrung scheint Wirkung zu zeigen. So registrierte die Schwabmünchner Polizei im vergangenen Jahr nur noch einen Motorradunfall auf dem kurvenreichen Abschnitt. Um die Strecke zu überwachen, sind die Beamten sowie Einsatzkräfte der Motorradkontrollgruppe der Verkehrspolizei Augsburg regelmäßig im Einsatz.

    Auch Mickhausens Bürgermeister Mirko Kujath sagt: „Die teilweise Sperrung der Straße hat sich rentiert.“ Es habe lange gedauert, die Regelung durchzusetzen, aber die Gemeinde sei mit der jetzigen Lösung zufrieden. Die meisten Motorradfahrer würden sich daran halten. (mit feli, AL, zdw)

    Mit der aktuellen politischen Debatte über Fahrverbote für Motorräder befasst sich unser Kommentar: Motorräder: Der Schutz der Menschen hat Vorfahrt

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