Zur letzten Sitzung des Gemeinderats Horgau vor der Sommerpause hat Bürgermeister Thomas Hafner die Ingenieure Thomas Ender und Jürgen Grahammer vom Ingenieurbüro Arnold Consult eingeladen. Beide präsentierten den Erschließungsplan zum geplanten Baugebiet in Auerbach „Streitheimer Straße Nord“. Wie berichtet, sollen hier etwa 30 Baugrundstücke in einer Größe von 500 bis 700 Quadratmeter bereitgestellt werden. Über das "Wie" gibt es allerdings schon seit Längerem Diskussionen.
Diskutiert wurden nun folgende Aspekte der Planung:
Verkehrssituation: In der Streitheimer Straße ist in der Ortseinfahrt eine Verkehrsinsel als Querungshilfe sowohl für Radfahrer als auch für Fußgänger geplant. Links und rechts dieser Insel wäre auch für den landwirtschaftlichen Verkehr genügend Platz, erklärte Ender. Im verkehrsberuhigten Bereich sind abwechselnd Bäume und Stellplätze angedacht, sodass es dem Charakter eines Wohngebiets entspricht. An der Zufahrt ins Neubaugebiet sind gepflasterte Flächen vorgesehen, um den Unterschied zwischen Kreisstraße und Wohngebiet zu verdeutlichen. Der landwirtschaftliche Verkehr wird um das Baugebiet herumgeführt.
Was den Radweg betrifft, soll das Ortsschild stadtauswärts im Bereich der Insel angebracht werden. Radfahrer benutzen bis zur Insel die Dorfstraße und erreichen über eine Rampe den Radweg. Radfahrer, die von Streitheim kommen, queren die Straße an der Insel und werden dann in den Verkehr eingefädelt.
Soll der Plan in der vorgestellten Form umgesetzt werden, stünde derzeit eine Förderung von 80 Prozent (50 Prozent vom Freistaat und 30 Prozent vom Landkreis Augsburg) für die gesamte Streitheimer Straße im Raum, erklärte der Ingenieur.
Baugebiet in Horgau: Gemeinderäte sehen viele Punkte kritisch
Die Gemeinderäte sahen dagegen vieles kritisch. „Es ist in keinster Weise so, wie ich es mir vorgestellt habe“, äußerte sich Zweiter Bürgermeister Johann Ohnesorg (Bürgerverein). Ein optischer Beginn der Ortschaft erinnert zwar den einen oder anderen, dass hier der Ort anfängt, jedoch könne trotzdem mit 80 oder 100 km/h in den Ort gefahren werden. Er würde lieber auf die 30 Prozent Fördermittel vom Landkreis verzichten, wenn es hier nur den Fahrradfahrern Vorteile bringe, aber keine echte Geschwindigkeitsreduzierung beinhalte, sagte er. Walter Steinle (Bürgerverein) bemängelte, nirgendwo einen Fußweg vorzufinden. Und Günter Steer (Bündnis Umwelt) brachte das Beispiel am Hotel Platzer: „Es ist hoch kriminell, was hier den Fahrradfahrern zugemutet wird. Es werden Radwege gebaut, so breit wie Straßen, und bei neuralgischen Punkten wird nichts getan.“
Der Rathauschef sah ein, dass dieser Plan für den Großteil der Gemeinderäte unbefriedigend ist. „Wir sollten andere Möglichkeiten finden.“
Regenwasserbeseitigung: Künftig soll das Niederschlagswasser aus dem gesamten Gebiet sowohl öffentlich als auch privat gesammelt, in einem Regenrückhaltebecken gespeichert und gedrosselt an den Lohbach abgegeben werden. Die Gemeinderäte müssen eine Entscheidung treffen, ob das Rückhaltebecken so groß sein soll wie vom Wasserwirtschaftsamt gefordert, sodass es auch einem Jahrhundertregen standhalten würde. Allerdings würde das Becken dann über die Bebauungsgrenze hinausgehen. Eine andere Option wäre, auf jedem Grundstück eine Zisterne vorzusehen.
Das Gremium plädierte für den Bau eines Rückhaltebeckens in ursprünglicher Größe – das Mehr an Rückhaltevolumen soll über Zisternen gelöst werden.
Schmutzwasserbeseitigung/Mischwasserkanal: Aktuelle Daten lagen den Ingenieuren nicht vor. Die letzten Unterlagen stammen aus dem Jahr 1988. Als problematisch bezeichnete der Ingenieur die Schmutzwassermengen aus der Nachbargemeinde. Der bestehende Mischwasserkanal könne das Schmutzwasser schadlos abtransportieren und der Kläranlage in Zusmarshausen zuführen. Die Gemeinderäte hoffen, dass der Kanal künftig entlastet werde. Die Problematik liege nicht in der Schmutzwassermenge des Neubaugebiets, wie Ender betonte, sondern im Ort davor.
Fazit: Varianten der Querungshilfe sowie der Zisternen werden in die neuen Pläne aufgenommen und die Kosten ermittelt. Aufgrund des Zeitdrucks kann der Zuwendungsantrag für die Förderung beim Landratsamt für das Projekt Zufahrt Streitheimer Straße erst im Herbst 2021 gestellt werden. Von diesen neuen Aspekten ist jedoch das Baugebiet nicht betroffen.
Die städtebaulichen Aspekte sollen in den nächsten Sitzungen nach der Sommerpause im Fokus stehen, so Bürgermeister Thomas Hafner.
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