Besonders schön ist er nicht, aber praktisch: Vor dem neuen Dorfladen Herzstück in Horgau steht ein weißer Container. Gute vier Meter lang, in etwa ebenso breit und rund drei Meter hoch. Ein Kühlschrank im Großformat. Gelagert wird darin momentan nichts – und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Längst ist der Klotz vor dem Herzstück zum großen Aufreger im Ort geworden. Nun hat der Gemeinderat entschieden: Der Container muss weg.
Es ist eine Entscheidung, welche die Emotionen im Vorfeld offenbar hochkochen ließ. Etwa 50 Zuschauer waren zur Sitzung in der Rothtalhalle gekommen. Seit Wochen wird in der Gemeinde wegen des Kühllagers gestritten. Der Container passe nicht ins Ortsbild, stehe Müllfahrzeugen im Weg oder störe die Anwohner – so die Argumente der Gegner. Auf der anderen Seite erklärte die Genossenschaft, man brauche den Lagerplatz, um den neuen Bio-Dorfladen betreiben zu können. Außerdem gebe es keine Anwohner, die etwas gegen den Container haben, und auch das Müllfahrzeug komme daran vorbei. Viel entscheidender in der Debatte dürfte neben diesen Argumenten die Vorgehensweise sein.
Container beim Herzstück: Ohne Erlaubnis der Gemeinde Horgau aufgestellt
Denn einen großen Teil der Ratsmitglieder störte offenbar eines: Der Container wurde aufgestellt, ohne die Gemeinde um Erlaubnis zu fragen. Dabei ist die Kommune die Vermieterin des Gebäudes, vor dem der weiße Klotz nun steht. "So kann das nicht bleiben", sagte Bürgermeister Thomas Hafner bei der jüngsten Sitzung: "Im Mietvertrag steht ganz klar: Jegliche Veränderung nur mit Zustimmung vom Vermieter." Und die wurde nicht erteilt. Im Gegenteil. Vor einiger Zeit hatte der Rat einen Anbau an den entstehenden Dorfladen abgelehnt. Nun, so sehen es die Kritiker, wurde mit dem Container allerdings ein Anbau durch die Hintertür geschaffen.
Bürgermeister Hafner betonte bei der Sitzung mehrmals, dass er an einer sachlichen Lösung interessiert sei. Die Sache habe ihm "Kopfzerbrechen" bereitet. Schließlich habe die Gemeinde das Projekt Herzstück von Anfang an unterstützt und auch viel Geld in das Projekt gesteckt. In den vergangenen Tagen habe er versucht, den Streit zwischen den beiden Lagern zu entschärfen.
Nun soll eine alternative Lösung gefunden werden
Hafner beschwerte sich, dass Kritiker des Containers in der Berichterstattung unserer Redaktion zu wenig zu Wort gekommen seien. Bei der jüngsten Sitzung meldete sich dann keiner der Kritiker zu Wort. Stattdessen wurde ohne Diskussion abgestimmt. Das Ergebnis: Mit elf zu drei Stimmen lehnte das Gremium den Container ab. Bei einem nicht öffentlichen Treffen hinter verschlossenen Türen will man sich nun um eine andere Lösung bemühen.
Den Container einfach an einen anderen Platz auf dem Grundstück zu stellen, kommt offenbar nicht infrage. Dann müssten die Lebensmittel vom Container nämlich durch das Freie getragen werden, was gegen Hygienevorschriften verstößt. Offenbar wird auch darüber nachgedacht, alternativ im Inneren des Gebäudes einen Kühlraum zu schaffen. Dazu müsste allerdings massiv umgebaut werden. Konkrete Vorschläge liegen aber noch nicht auf dem Tisch.
Herzstück in Horgau soll am 1. Juli eröffnen
Im Juli vergangenen Jahres, wurde im Gemeinderat über einen möglichen Anbau für den neuen Dorfladen diskutiert. Dieser wurde mehrheitlich abgelehnt, auch aus Kostengründen. Vor Kurzem dann hat die Herzstück-Genossenschaft den Kühlcontainer aufgestellt. Zwar gab es dazu Rücksprache mit dem Landratsamt, nicht aber mit der Gemeinde – der Vermieterin des Dorfladens. Anja Dördelmann, Vorsitzende der Genossenschaft, erklärte in einem Interview unserer Redaktion vor Kurzem, dass man eine "mobile Übergangslösung" schaffen wollte. Der Laden sei dringend auf zusätzlichen Lagerraum angewiesen. Das habe sich allerdings erst nach ersten Erfahrung durch die Zweigstelle in Diedorf herausgestellt.
Nach der jüngsten Entscheidung des Rats, muss der Container nicht sofort weichen. Zwar ist die Entscheidung gefallen, nun will man sich aber zunächst um eine alternative Lösung bemühen. Fest steht, dass der neue Dorfladen am 1. Juli eröffnet werden soll. Angeboten werden Bioprodukte aus der Region. Ein weiteres Herzstück gibt es bereits seit über einem Jahr in Diedorf. Ein drittes ist in Welden geplant. Läuft alles nach Plan, soll dort 2023 eröffnet werden.
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