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Nordendorf: Grundbesitzer droht Bahn mit Abriss von neuer Lärmschutzwand

Nordendorf

Grundbesitzer droht Bahn mit Abriss von neuer Lärmschutzwand

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    Die Bahn soll unerlaubt Lärmschutzwände, einen Fahrkartenautomat und Fahrradabstellplätze auf dem Grundstück errichtet haben.
    Die Bahn soll unerlaubt Lärmschutzwände, einen Fahrkartenautomat und Fahrradabstellplätze auf dem Grundstück errichtet haben. Foto: Marcus Merk

    Seit mehr als sechs Jahren sorgen im Bereich des Bahnhofs Nordendorf drei Meter hohe Lärmschutzwände dafür, dass die Anwohner deutlich weniger von den durchfahrenden Zügen hören. Dass diese Wände gebaut wurden, hat der Eigentümer des

    Das Bahnhofsgebäude in Nordendorf wirkt nicht gerade einladend. Die Fenster im Erdgeschoss sind mit Holzplatten abgedeckt, der Fahrkartenautomat steht vor der Eingangstür in einem kleinen Vorbau, bei dem die Fensterscheiben teilweise fehlen und die eisernen Träger Rost angesetzt haben. Genutzt wird das Gebäude offenbar nicht.

    Gebäude und Grundstück wurden vermietet

    Dass es genutzt wird, nahm der Besitzer allerdings an. Die Zweitehand GmbH aus Magdeburgerforth, einem kleinen Ort nahe der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg, hat den Bahnhof Nordendorf und das dazugehörige Grundstück mit einer Fläche von 900 Quadratmetern im Jahr 2010 für einen mittleren fünfstelligen Betrag gekauft. Es ist einer von mehreren Bahnhöfen, die zum Bestand des Immobilienunternehmens gehören, das aber nicht auf solche Bauten spezialisiert ist, sondern im Bereich von Gewerbe- und Wohnimmobilien aktiv ist.

    Gebäude und Grundstück wurden vermietet, erklärt Geschäftsführer Rolf Weiß. Der Mieter habe im Erdgeschoss eine gewerbliche Nutzung geplant, oben war an die Einrichtung einer Wohnung gedacht. Jahrelang ging zuverlässig der vereinbarte Mietpreis ein, man habe daher angenommen, dass alles in Ordnung sei.

    Verblüffung beim Besuch in Nordendorf

    Bei einem Besuch in Nordendorf Anfang Juni war seine Verblüffung dann groß, denn das Areal hatte sich seit dem Kauf verändert. Es sind „fremde Bauten auf unserem Grundstück“ errichtet worden, sagt Weiß. Nicht nur die Lärmschutzwände waren auf dem Grundstück entstanden und der Fahrkartenautomat installiert worden. Zwischen der Unterführung zum anderen Gleis und dem Bahnhofsgebäude wurde eine Raucherecke eingerichtet, ein neuer, deutlich größerer Fahrradstand gebaut und einen Teil der Grundstücksfläche nutzen jetzt die Linienbusse, deren Haltestelle neu gestaltet wurde. All das, ohne dass er und sein Unternehmen davon erfahren hätten. Erbost wollte er Strafanzeige erstatten, was die Bundespolizei jedoch ablehnte.

    Hat die Bahn die Lärmschutzwände unerlaubt auf dem Grundstück des Nachbarn gebaut? Der Immobilienbesitzer wehrt sich.
    Hat die Bahn die Lärmschutzwände unerlaubt auf dem Grundstück des Nachbarn gebaut? Der Immobilienbesitzer wehrt sich. Foto: Marcus Merk

    Bei einem weiteren Besuch hat Weiß anhand seiner Unterlagen noch einmal genau Bestandsaufnahme gemacht. Kleine hellgrüne Striche auf dem Asphalt und dem Bahnsteig markieren nun die Grundstücksgrenze.

    Theoretisch könne er alles abreißen lassen, was auf dem Grundstück ohne Zustimmung des Eigentümers gebaut wurde, und den Platz mit der Raucherecke mit einem Zaun versperren, denn nach den Unterlagen bestehe Wegerecht für den Zugang zum Bahnsteig nur auf der anderen Gebäudeseite.

    Suche nach einem Käufer

    Dass in Kürze die Lärmschutzwand demontiert wird, ist allerdings nicht zu erwarten. Weiß hatte sich an die Deutsche Bahn gewandt und unter anderem einen Verkauf des Grundstücks angeboten. Das Verkehrsunternehmen bestätigt den Eingang des Schreibens, das man beantwortet habe. Doch zu Details werden keine Angaben gemacht, da es sich um ein privatrechtliches Verfahren handele.

    Ein möglicher Käufer könnte auch die Gemeinde Nordendorf sein. Im Gegensatz zu einem privaten Käufer würde sie sich wahrscheinlich nicht daran stören, dass es auf dem Grundstück deutliche Veränderungen im Vergleich zu den Plänen gegeben habe, so Weiß.

    Lärmschutzwände an der Bahnstrecke wurden 2013 gebaut

    Erste Planungen für einen besseren Lärmschutz an der Strecke zwischen Meitingen und Nordendorf hatten 2007 begonnen. Vier Jahre später wurde der Abschnitt in den „Lärmaktionsplan Bahn“ aufgenommen, damit war auch die Finanzierung durch den Bund gesichert.

    Für den Bereich Nordendorf begann das Planfeststellungsverfahren kurz vor dem Jahresende 2011, im September 2012 wurden die Unterlagen in Nordendorf für einen Monat öffentlich ausgelegt. Dem Planfeststellungsbeschluss zufolge seien Betroffene, die nicht ortsansässig sind, über die Auslegung schriftlich informiert worden, sofern ein Aufenthaltsort bekannt war. Einwendungen von Privatpersonen hatte es nicht gegeben. Im Herbst 2013 wurden die Lärmschutzwände schließlich gebaut.

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