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Vor 300 Jahren brannte Thierhaupten lichterloh
![Thierhaupten mit der St.-Georgs-Kirche auf einem Stich des Kupferstechers Michael Wening. Die Entstehungszeit wird von 1696 bis 1701 geschätzt. Thierhaupten mit der St.-Georgs-Kirche auf einem Stich des Kupferstechers Michael Wening. Die Entstehungszeit wird von 1696 bis 1701 geschätzt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Ein Drittel des Ortes und eine Kirche gingen in Flammen auf. Es gibt noch ein besonderes Gebäude
An diesem Sonntag, 26. Mai, jährt es sich auf den Tag genau: vor 300 Jahren wurde Thierhaupten von einem verheerenden Brand heimgesucht. Dabei ging mehr als ein Drittel des damaligen Ortes in Flammen auf. Auch die damalige Pfarrkirche, die dem heiligen St. Georg geweiht war, brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Der Klosterchronist Nikolaus Debler, der von 1876 bis 1929 lebte, hat die Geschichte des Klosters und Dorfes Thierhaupten akribisch erforscht. Er hat viel Wissenswertes überliefert. So berichtet er in seinen Aufzeichnungen auch von dem verhängnisvollen Jahr 1719. Er schreibt: „Am 26. Mai mittags um 13 Uhr war im Dorfe Feuer ausge-brochen. Bei herrschendem starken Westwinde hatte dasselbe in drei Stunden mehr als ein Drittel des Dorfes, nämlich 82 Firste, in Asche gelegt. Auch das Pfarrgotteshaus mit seiner Ausstattung, sowie der Turm mit Glocken und Uhr waren den Flammen zum Opfer gefallen.“
Die St. Georgs-Kirche stand an der Stelle in der Dorfmitte, an der sich heute noch der alte Friedhof befindet. Die Kirche wurde in den Jahren 1598 bis 1599 im spätgotischen Stil errichtet.
Als Vorbild für den 50 Meter hohen Turm diente jener von der Wallfahrtskirche in Inchenhofen. „Das Gotteshaus war der ganze Stolz des Ortes“, schreibt der Klosterchronist über die Menschen, die am Unglückstag wohl allesamt mit dem Schrecken davon gekommen sind. Aufzeichnungen über Tote existieren nicht.
Abt Benedikt Cherle wollte zunächst die Pfarrkirche wiederher-stellen. Aber er konnte zunächst das Geld nicht aufbringen – ebenso wenig wie für den Klosterneubau. Denn die Schrecken des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 bis 1714) hatten das Kloster Thierhaupten in furchtbarer Weise getroffen. Es war völlig ausgeplündert und ruiniert. Das Dorf war verarmt.
Nikolaus Debler berichtet weiter, dass der Abt den notwendigen Wiederaufbau der Klostergebäude zurückstellte. „Das Material, welches er schon für seinen Klosterbau angehäuft hatte, überließ er größtenteils den abgebrannten Untertanen und der Pfarrkirche. Hunderttausende von Steinen gab er ab, ohne sobald mit einer Entschädigung rechnen zu können. Ebenso ließ er Holz aus den Klosterwaldungen, fast bis zum Schaden des Bestandes, roden.“
Noch 1719 begann Abt Benedikt Cherle schließlich mit der Instandsetzung der St. Georgs-Kirche, die 1754 eingeweiht wurde. Nachdem Abt Edmund Schmid die 1803 im Zuge der Säkularisation versteigerte Klosterkirche 1812 zurückkaufte und sie zur Pfarrkirche machte, wurde die erneut baufällige St. Georgs-Kirche 1817 abgetragen.
An deren Stelle befinden sich nun Hunderte Gräber direkt über dem Marktplatz der Gemeinde. Übrigens steht im Ort nur noch ein Gebäude, das im Schicksalsjahr 1719 abgebrannt war und wieder aufgebaut wurde. Es handelt sich um das Heimatmuseum in der Herzog-Tassilo-Straße. Dass dieses Anwesen überhaupt erhalten geblieben ist, verdankt der Ort dem Heimat- und Trachtenverein, insbesondere dem unermüdlichen Einsatz von Andreas Guggenberger.
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