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Landkreis Augsburg: Geschäfte im Kreis Augsburg: Wie lange halten sie dem Lockdown noch stand?

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Geschäfte im Kreis Augsburg: Wie lange halten sie dem Lockdown noch stand?

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    Friseure machen auf ihre Situation aufmerksam und ließen von Freitag auf Samstagnacht das Licht brennen. "Der Lockdown geht an die Substanz", sagt Friseurmeister Erwin Schröder aus Neusäß.
    Friseure machen auf ihre Situation aufmerksam und ließen von Freitag auf Samstagnacht das Licht brennen. "Der Lockdown geht an die Substanz", sagt Friseurmeister Erwin Schröder aus Neusäß. Foto: Marcus Merk

    Seit sechs Wochen schon haben die meisten Geschäfte im Augsburger Land geschlossen. Lockdown. Friseure, Buchhändler, Spielwarengeschäfte - betreten dürfen Kunden diese Geschäfte nicht mehr. Einige dürfen nun wieder Abholgeschäft anbieten, vergleichbar mit "normalen" Zeiten ist das aber nicht, ärgern sich die Händler. Bleibt die Frage: Wie lange halten die Einzelhändler im Augsburger Land noch durch?

    Friseurmeister Erwin Schröder aus Neusäß will auf die prekäre Situation für Friseure im Lockdown aufmerksam machen.
    Friseurmeister Erwin Schröder aus Neusäß will auf die prekäre Situation für Friseure im Lockdown aufmerksam machen. Foto: Marcus Merk

    Vor Beginn des zweiten Lockdowns hat unsere Redaktion mit einigen betroffenen Händlern gesprochen. Schon damals waren die Prognosen teils düster. Mittlerweile haben viele von ihnen die Hoffnung auf ein schnelles Ende der geschlossenen Geschäfte aufgeben. Einer von ihnen ist der Neusässer Friseur Erwin Schröder. Kurz vor Beginn des Lockdowns herrschte großer Andrang in seinem Salon. Ausgebucht. Mittlerweile sagt Schröder: "Es ist frustrierend, der Lockdown geht an die Substanz."

    Friseure im Kreis Augsburg starten Protestaktion

    Um auf seine Situation und die seiner Kollegen aufmerksam zu machen, ließ Schröder am Samstag das Licht in seinem Laden brennen. Unter dem Motto "Lasst euer Licht an" starteten Schröder und seine Kollegen eine Protestaktion. "Es fehlt einfach an Perspektive", sagt der Friseur. Von der versprochenen Unterstützung vom Staat zum erneuten Lockdown sei auf seinem Konto noch nichts angekommen. Einige seiner Kollegen flüchten sich in Schwarzarbeit und schneiden die Haare der Kunden zu Hause. "Ich habe auch schon solche unmoralischen Angebote bekommen", sagt Schröder. Er habe abgelehnt. "Und ich finde es auch falsch, dass Kollegen das machen", sagt Schröder. "Wir brauchen Solidarität." Die wünscht sich auch der Spielwarenhändler Gerd Hutner aus Gessertshausen.

    Kurz vor Weihnachten steigt sein Umsatz normalerweise sprunghaft an, erzählt er. Doch im Corona-Jahr war das anders. Statt Massenandrang herrschte gähnende Leere im kleinen Spielwarengeschäft in Gessertshausen. Zu Beginn des zweiten Lockdowns durfte Hutner nicht einmal Ware zum Abholen anbieten. Er kann das nicht verstehen. "Plötzlich war das wieder erlaubt", erinnert er sich. "Allerdings zu einer Zeit, in der eigentlich alle Regeln verschärft wurden." Dennoch ist der Einzelhändler froh darüber, dass Kunden nun zumindest wieder anrufen und Puzzle oder Bob vor Ort abholen können. "Retten wird uns das aber nicht", sagt Hutner.

    Click & Collect bringt nur wenig Kundschaft für Einzelhändler

    Das Spielwarengeschäft von Gerd Hutner in Gessertshausen bleibt geschlossen. Das Abholgeschäft bringt nur wenige Kunden.
    Das Spielwarengeschäft von Gerd Hutner in Gessertshausen bleibt geschlossen. Das Abholgeschäft bringt nur wenige Kunden. Foto: Marcus Merk

    Momentan kommen etwa zehn Kunden am Tag in das Spielwarengeschäft am alten Gessertshauser Bahnhof. "In normalen Zeiten haben wir 50 bis 100 Kartenzahlungen am Tag", sagt Hutner. Er stellt sich darauf ein, dass das noch eine ganze Weile lang so bleibt. "Die Signale von Politikern, dass wir bald wieder aufmachen können, fehlen", meint der Händler. Nachvollziehen kann er das nicht. Schließlich seien die Corona-Zahlen mittlerweile wieder deutlich gesunken. Die Lage sei nun wieder ähnlich wie vor dem Lockdown, als die Geschäfte noch offen waren. "Würde die Politik die Zahlen als Grundlage nehmen, müssten wir nun wieder öffnen können", meint Hutner.

    Geschlossen ist auch das kleine Geschäft von Goldschmiedin Tanja Ruf in Gersthofen. Zu Beginn des Lockdowns habe sie einen ausführlichen Urlaub mit ihrem Mann gemacht - zu verkaufen gab es ohnehin nichts. Mittlerweile darf auch Ruf ihren Schmuck wieder zum Abholen anbieten. "Das funktioniert einigermaßen", meint sie. Vor allem Stammkunden nutzen die Möglichkeit. "Neue Kunden finden sich aber so gut wie nicht", sagt die Goldschmiedin. Sie hofft, dass der Lockdown zum Frühjahr beendet wird. Dann nämlich beginnt das für die Schmuckhändlerin wichtige Hochzeitsgeschäft. "Viele Hochzeiten mussten letztes Jahr ja verschoben werden, da gibt es jetzt viel zu tun", sagt sie. Vorausgesetzt, die Verliebten dürfen dann auch wieder ins Geschäft der Gersthoferin.

    Finanzielle Unterstützung für Händler im Kreis Augsburg bleibt bislang oft aus

    Wie lange die Geschäfte im Kreis Augsburg noch geschlossen haben müssen, hängt davon ob, ob der Lockdown erneut verlängert wird. Bislang gilt er bis Mitte Februar. Das bringe viele Händler besonders zum Jahresbeginn in Nöte, sagt Franziska Behrenz von der Industrie- und Handelskammer Schwaben: "Am Jahresanfang fallen hohe Fixkosten an, zum Beispiel für Steuervorauszahlungen, Jahresbeiträge für Versicherungen oder Ausgaben für neue Waren." Eine wiederholte, kurzfristige Verlängerung des Lockdowns ermögliche den Händlern keine Planung. "Es ist daher unerlässlich, dass die Fördergelder für den Einzelhandel möglichst zeitnah fließen", sagt Behrenz.

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