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Gersthofen: Wie viel Verkehr bringt die Klärschlammverbrennung nach Gersthofen?

Gersthofen

Wie viel Verkehr bringt die Klärschlammverbrennung nach Gersthofen?

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    Bevor der Klärschlamm verbrannt werden kann, wird er in der Hirblinger Kläranlage in dieser Entwässerungsanlage getrocknet.
    Bevor der Klärschlamm verbrannt werden kann, wird er in der Hirblinger Kläranlage in dieser Entwässerungsanlage getrocknet. Foto: Marcus Merk

    Wegen der enthaltenen Schadstoffe soll Klärschlamm nicht mehr auf die Felder. Bisher wird das Material der Stadt Gersthofen und umliegender Kläranlagen ins Allgäu gefahren, um dort verbrannt zu werden. Die MVV Industriepark Gersthofen GmbH will nun für rund 40 Millionen Euro eine Klärschlammverbrennungsanlage errichten, um damit Phosphor aus dem Material zu gewinnen. Das Baugenehmigungsverfahren läuft.

    Mehrere Bürger befürchten, wie berichtet, eine Mehrbelastung durch Schadstoffe, welche bei der Verbrennung des Schlamms freigesetzt werden könnten. Und der Bund Naturschutz vermisst konkretere Daten und die Kreisgruppen Augsburg-Land, Aichach-Friedberg und die Ortsgruppe Augsburg fordern ein Moratorium bei der Genehmigung der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage ein, bis alle offenen Fragen geklärt und klimafreundliche Lösungen gefunden wurden, die auch eine Wiederverwertung von Reststoffen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zulassen.

    So viel Klärschlamm soll in Gersthofen angeliefert werden

    Nach Angaben der MVV Industriepark GmbH ist die Anlage auf 85.000 Tonnen entwässerten Klärschlamm pro Jahr ausgelegt. In Abhängigkeit vom jeweils unterschiedlichen Trocknungsgrad der Klärschlämme ist eine Anlieferung von maximal 116.800 Tonnen pro Jahr geplant, erläuterte Stadtbaumeister Markus Naß den Stadträten. Denn kleine Kläranlagen können oft den Schlamm nicht so stark trocknen, dass er verbrannt werden kann. Dieses Material soll dann im Industriepark getrocknet werden. Die Anlieferung laufe in der Zeit zwischen 6 und 22 Uhr. Die Anlage soll circa 8000 Stunden pro Jahr in Betrieb sein. "Die Lastwagen werden koordiniert, dass es keine Schlangen geben soll. Derzeit seien durch die Anlage 20 zusätzliche Lastwagen veranschlagt, so MVV-Sprecherin Ingrid Knöpfle. Damit summiert sich der Lastwagenverkehr des Industrieparks auf rund 200 Fahrzeuge am Tag. Eine Anlieferung über die Schiene sei nicht möglich. "Kleine Kläranlagen haben nun mal keinen Gleisanschluss", sagte Bürgermeister Michael Wörle.

    Und Markus Naß fügte hinzu: "Allgemein gibt es in Industriegebieten mehr Verkehr, wenn wir etwas neu ansiedeln. Wir sehen die zusätzliche 20 Lastwagen als verhältnismäßig an." Ein Dorn im Auge war einigen Räten der Umstand, dass die Anfahrt über die B-2-Anschlussstelle Bergstraße zur Ludwig-Hermann-Straße erfolgen soll. Ingrid Grägel (CSU), selbst Anwohnerin in der Stiftersiedlung, befürchtete eine weitere hohe Lärmbelästigung. "Dabei haben wir bereits täglich 2000 Fahrten durch die Sprinter der Firma Amazon in der Röntgenstraße." Peter Schönfelder (SPD/Grüne) pflichtete ihr bei.

    Geruchsbelästigung für die Bewohner der Gersthofer Stiftersiedlung?

    Ingrid Grägel fürchtete auch Geruchsbelästigung, falls die Planen der Wagen nicht ausreichend dicht abschließen. "Wir sollten Informationen von weiteren Kommunen einholen, die Erfahrung mit solchen Anlagen haben", forderte sie. Herbert Lenz (FW) schlug vor, den Anlieferverkehr über die B-2-Anschlussstelle Stettenhofen und dann eine Stichstraße nach Süden zur Ludwig-Hermann-Straße zu führen, im die Stiftersiedlung nicht zusätzlich zu belasten. Wörle hielt nichts davon: "Wir reden von etwa zwei zusätzlichen Fahrten pro Stunde, das rechtfertigt sicher nicht eine aufwendige neue Straße." Dem pflichtete Frank Arloth (CSU) bei: "Die Anbindung über die Bergstraße ist essenziell, denn es ist der kürzeste Weg."

    Markus Brem (Bewegung Zukunft) gab zu bedenken, dass eigentlich mit 40 Lastwagenberechnungen zusätzlich pro Tag gerechnet werden müsse. "Denn die Autos fahren ja auch wieder weg." Er forderte, dass die Anlieferung über die Schiene geprüft werde. "Das Grundsatzprobleme ist, dass wir so viele Stoffe im Abwasser haben, dass unsere Exkremente leider nicht mehr auf den Feldern ausgebracht werden können." Die Klärschlammverbrennungsanlage sei allenfalls als Übergangslösung zu bewerten.

    "Der Klärschlamm hat wegen des Einsatzes von Waschmitteln einen hohen Phosphorgehalt", sagte Josef Koller (W.I.R.). "Allein aus dem, was in Gersthofen anfällt, könnte genug Phosphor gewonnen werden, um die Felder in der ganzen Stadt zu düngen." Mit 22:8 Stimmen sprach der Stadtrat schließlich dem Bauantrag sein Einvernehmen aus.

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