Claus-Peter Lang ist angespannt. Seit wenigen Minuten läuft die Blutspende in der Sporthalle der Anna-Pröll-Mittelschule in Gersthofen, doch noch kann kein Blut abgenommen werden. „Ich muss noch mal nach draußen“, sagt der Bereichsleiter des Blutspendedienstes und eilt zum Ausgang. Nach kurzer Zeit kommt Lang wieder und atmet auf. „Die Bauarbeiter hier haben uns das Wasser abgedreht“, klärt er auf, „aber jetzt sollte alles funktionieren.“ Ein reibungsloser Ablauf der Blutspende ist in diesen Zeiten besonders wichtig.
Die Lage ist angespannt, denn momentan fehlen viele Blutspender, teilt das Bayerische Rote Kreuz (BRK) mit. Dass der Bedarf aktuell so hoch ist, liege daran, dass Krankenhäuser die wegen der Corona-Pandemie verschobenen Operationen jetzt nachholen. Außerdem kann das BRK bislang noch nicht wieder Termine bei Firmen aufnehmen. Besonders gefragt sind Spender der Blutgruppe Null negativ: Ihr Blut ist für Patienten aller Blutgruppen nutzbar.
Der Bedarf an Blutspenden ist in der Corona-Krise besonders hoch
Die Blutspender kommen direkt bei der Öffnung der Gersthofer Sporthalle zahlreich. Bis nach oben in den Empfangsbereich warten die Freiwilligen, bevor sie über eine Treppe auf das Parkett gelangen. Einer von ihnen ist Manfred Schmidt. Der Hirblinger lässt seinen Arm bereits zum 105. Mal an den durchsichtigen Plastikbeutel anschließen. „Im Jahr gehe ich vier- oder fünfmal“, sagt der leidenschaftliche Fußball-Schiedsrichter.
Maximal dürfen Männer sechs- mal, Frauen viermal pro Jahr Blut spenden. Susanne von Brand vom BRK weiß, warum es dort Unterschiede gibt. „Das liegt an der weiblichen Menstruation, wodurch der Eisenwert im Blut zusätzlich sinken kann, und am normalerweise geringeren Körpergewicht von Frauen.“
„Wir brauchen etwa 2000 Blutkonserven pro Tag in Bayern"
Wie hat das alles aber bei Manfred Schmidt angefangen? „Bevor ich zum ersten Mal Blut abgab, hatte ich eine Lungenembolie. Da hat mir mein Arzt empfohlen, mal zum Spenden zu gehen.“ Die Zirkulation des Blutes trage zur Heilung bei. Darüber hinaus sei es Schmidt wichtig, anderen Menschen helfen zu können.
Auf diese uneigennützigen Motive müssen die Mitarbeiter des BRK setzen. Von Brand, Teamleiterin der Fundraising-Abteilung, betont das ausdrücklich. „Wir brauchen etwa 2000 Blutkonserven pro Tag in Bayern. Ohne die Spender würde die Versorgung der Patienten nicht funktionieren.“ Konserven, das sind die 500 Milliliter fassenden Beutel, in die Manfred Schmidt und die anderen Spender ihr Blut pumpen lassen. Jedes dieser Behältnisse hält 42 Tage lang und kann drei kranke Menschen versorgen.
Durch den Lockdown im März stiegen die Spenderzahlen kurzfristig an
Die Erklärung, weshalb die vielen Patienten so dringend auf die Hilfe anderer angewiesen sind, schiebt von Brand direkt hinterher. „Es gibt noch keinen Durchbruch bei der Forschung nach künstlichem Blut. Und wie lange es noch dauern wird, kann heute keiner sagen.“ Sie habe in unserer Region aber noch nie einen Engpass wie aktuell in Nordrhein-Westfalen erlebt. Zudem helfen sich die deutschlandweit vernetzten Blutspendedienste im Fall des Falles gegenseitig aus.
Durch den Lockdown im März stiegen die Spenderzahlen kurzfristig an. „Für vier bis acht Wochen hielt das Hoch ungefähr an, was für uns überraschend kam“, erzählt von Brand. Keine Abschreckung durch Covid-19? „Es ging vor allem darum, anderen zu helfen“, so die Teamleiterin. Die Coronavirus-Pandemie erschwere jedoch die Durchführung der Veranstaltungen. „Wir hatten vereinzelte Ausfälle von erkrankten Mitarbeitern, wie auch von Spendeterminen“, blickt von Brand zurück. Dazu mussten im Zuge der Hygienemaßnahmen schon kurzfristig andere Räumlichkeiten gefunden werden. „War eine Halle gesperrt, mussten wir eine größere finden, um den geforderten Abstand gewährleisten zu können“, erklärt von Brand. Zum Sicherheitskonzept gehören auch das Desinfizieren der Hände am Einlass, Tragen von Masken sowie im Kreis aufgestellte Stationen, sodass sich die Wege der Besucher nicht kreuzen.
Erst eine Woche, bevor der BRK-Tross in Gersthofen aufschlug, musste eine ursprünglich für Schwabmünchen gedachte Veranstaltung nach Hiltenfingen verlegt werden. Mit etwa 100 Spendern sei sie für eine kleine Ortschaft wie Hiltenfingen aber zufrieden.
Die kleine Wasserleitungspanne war letztendlich nicht weiter dramatisch, da noch kein Spender auf den Liegebänken Platz genommen hatte. Verzögerungen gab es keine.
Einen Tag später freut sich Susanne von Brand über die Bilanz der Veranstaltung in der Gersthofer Sporthalle. „161 Personen wollten spenden, 143 durften schließlich auch.“ Eine Ablehnungsquote von sechs bis acht Prozent sei üblich, so die Expertin vom BRK. Besonders hätten sie aber die 14 Erstspender gefreut. „Damit kann man zufrieden sein.“
Das sind die nächsten Termine zur Blutspende im Kreis Augsburg
- Dinkelscherben4.9, 16 – 20 Uhr, Ort: Grund- und Mittelschule, Kohlstattstraße 2
- Biberbach 7.9, 17 – 20 Uhr, Ort: Volksschule, Pfarrer-Ginther-Weg 3
- Untermeitingen16.9, 16.30 – 20 Uhr, Ort: Mittelschule, Lechfelder Straße 55
- Zusmarshausen 22.9, 17 – 20.30 Uhr, Realschule, Stadionstraße 4
- Gablingen 23.9, 16.30 – 20 Uhr, Ort: Volksschule, Holzhauser Weg 5
- Altenmünster 29.9, 17 – 20.30 Uhr, Ort: Volksschule, Schulstraße 11
- Welden 5.10, 16.30 – 20.30 Uhr, Ort: Holzwinkelsaal, Fuggerstraße 30
- Gessertshausen12.10, 17 – 20.30 Uhr, Ort: Volksschule, Schulstraße 18.
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