Das Projekt erstreckt sich auf die gesamte Strecke entlang des Lechs zwischen Gersthofen und Ellgau. An mehreren Stellen soll Wasser aus dem Kanal unter dem Lech hindurch gepumpt werden und damit die Auwälder mitversorgen. Damit soll unter anderem vermieden werden, dass infolge des Klimawandels der Grundwasserspiegel weiter steigt.
Mit dem Pilotprojekt "Contempo2"soll aber auch getestet werden, ob das mit der Stromerzeugung vereinbar ist. Die Wassertemperaturen und der Sauerstoffgehalt sollen aktiv reguliert werden. Weitere Maßnahmen sollen helfen, den Flusslebensraum möglichst robust hinsichtlich des Klimawandels zu gestalten.
Viel wird bei Gersthofen in den Kanal abgepumpt
Schon jetzt gleicht der Lech, nicht zuletzt, weil viel Wasser in den Lechkanal zur Stromerzeugung abgepumpt wird, immer häufiger einem Rinnsaal statt einem Fluss. Grund sind laut Ralf Klocke von der LEW aber auch sinkende Grundwasserstände, da die Sommer immer trockener werden. „Die Eintiefung des Lechs hat schon vor 150 Jahren begonnen, damit sinkt auch der Grundwasserspiegel“ erklärte er im Gersthofer Stadtrat. Je weniger Wasser der Lech führt, desto weniger kann wiederum zur Energieerzeugung verwendet werden. „Weiter stellen Erwärmung und Sauerstoffsättigung in nahezu allen Flusssystemen ein Problem dar.“
Grundwasserspeicher dank Leitungen aus dem Lechkanal
Für die Projektidee hat der Energieversorger jetzt bei der Europäischen Union einen Förderantrag über das Programm „Life“ eingereicht. Dieses unterstützt Vorhaben in den Bereichen Biodiversität, Umwelt- und Klimaschutz. Das nun geplante Projekt soll europaweiten Vorbildcharakter haben, erklärte Ralf Klocke. Durch Einleitung von Wasser aus dem Lechkanal in die Auen soll ein Grundwasserspeicher geschaffen werden, der in Trockenzeiten kühlendes Wasser abgibt. Dafür werden "Dükerleitungen" gebaut, welchen den Lechkanal mit dem Auwald verbinden, Sie verlaufen unter dem Lechbett hindurch in den Auwald. So kann Kloke zugfolge beispielsweise der Brantweinbach östlich des Flusses wieder mehr Wasser erhalten.
Gleichzeitig soll das Projekt die zuverlässige Stromerzeugung durch Wasserkraft auch in Trockenperioden sicherstellen. Vergleichbares soll auch mit den Fluss begleitenden Bächen bis Ellgau geschehen, Quellbäche im Landschaftsschutzgebiet Höhgraben sollen erhalten und angepasst werden. Auch das Altwasser bei Ellgau soll beispielsweise angebunden werden, um die Biotope zu erhalten.
Ufer soll aufgewertet werden
Auch die Erholungssuchenden sollen etwas davon haben.: Denn das Lechufer soll aufgewertet werden. Ein erster Schritt wurde in Gersthofen bereits auf Höhe des Europaweihers gemacht: Das Ufer ist jetzt zugänglich, Menschen können sich im Flussbett aufhalten. Im Zuge des Pilotprojekts Contempo2 soll dann auch ein Besucherinformationscenter mit Gastronomie am Europaweiher errichtet werden. Diese Maßnahmen mit einer Antragssumme von rund acht Millionen Euro soll die Stadt übernehmen. Die mögliche Förderung liegt mit Ausnahme der Gastronomie bei 75 Prozent, für den Kiosk bei 50 Prozent. Die Kosten für den Branntweinbach übernimmt die LEW, soweit die Förderung der EU nicht ausreicht.
Das Lech-Projekt „Licca liber“
Das Projekt zielt darauf ab, den Lech zwischen Staustufe 23 (Mandichosee bei Königsbrunn und Mering) und der Mündung in die Donau zu stabilisieren und zu renaturieren.
Gründe sind die fortschreitende Eintiefung der Flusssohle sowie die EG-Wasserrahmenrichtlinie. Die gibt auf, das ökologische Potenzial am Lech zu verbessern. Er soll für Wasserlebewesen durchgängig gestaltet werden und gleichzeitig durch Bauwerke, die den Flussboden (die Sohle) schützen, sowie Aufweitungen des Flussbetts stabilisiert werden.
Von Juni 2013 bis zum Herbst 2014 wurde ein „Flussdialog“ für die Strecke vom Mandichosee bis zum Gersthofer Wehr vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth durchgeführt. Dieser Lechabschnitt weist aktuell die größte Eintiefung auf. Bürger von Augsburg, Kissing, Mering und Königsbrunn konnten sich im Rahmen einer Online-Befragung beteiligen. Vertreter unterschiedlicher Belange am Lech wurden bei mehreren Workshops eingebunden.
Im Oktober 2014 wurde der Öffentlichkeit im Rahmen einer Informationsveranstaltung die im Zuge des Flussdialogs abgestimmten Entwicklungsziele für den Lech vorgestellt.
Im nächsten Schritt sollen nun die Entwicklungsziele auf technische Machbarkeit untersucht werden. Hierzu wird es weitergehende Untersuchungen zur Stabilität der Flusssohle und zum Grundwasser geben.
Nach deren Abschluss werden sinnvolle Umsetzungsabschnitte gebildet. Die Planung wird in ein Planfeststellungsverfahren münden. (Quelle: Wasserwirtschaftsamt Donauwörth)
Mit den Planungen soll dann 2021 begonnen werden, die Durchführung der Maßnahmen startet im Jahr 2023. Ralf Klocke rechnet mit dem Abschluss im Jahr 2026.
Leitungen am Biber vorbei
"Den Branntweinbach haben wir vor zehn Jahren schon einmal gemacht, ich sehe dort kein Wasser", sagte Josef Koller (W.I.R.) Dort habe sich inzwischen der Biber eingenistet. "Es sollen künftig mehr Liter am Biberreservoir in den Branntweinbach fließen", versicherte Klocke. Den Fischereiverband habe man bereits mit ins Boot geholt. "Das ist eine wichtige Unterstützung." Susanne Kirner (CSU) mahnte angesichts der bereits jetzt stark frequentierten Auwälder östlich des Lechs an, auch an die dort lebenden Wildtiere zu denken.
Lesen Sie auch:
- Bauarbeiten beendet: B2-Brücke und Lechbrücke nicht mehr gesperrt
- Fischtreppe am Hochablass kommt acht Jahre später als geplant
- Der Lech – ein Fluss in einem unhaltbarem Zustand
- Ausflugstipp: Warum man sich beim Wandern am Lech fast wie im Urwald fühlt
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.