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Gersthofen: Warum Gersthofer Frauen einmal im Monat gemeinsam Brot backen

Gersthofen

Warum Gersthofer Frauen einmal im Monat gemeinsam Brot backen

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    Johanna Matysik rechts und Angelika Leukhardt sind ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff sitzt und es muss schnell gehen.
    Johanna Matysik rechts und Angelika Leukhardt sind ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff sitzt und es muss schnell gehen. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Seit knapp einem Jahr haben Gudrun und Guntram Bauer aus Heretsried kein Brot mehr gekauft. Denn seitdem einmal im Monat Backtag am Backhaus hinter der evangelischen Bekenntniskirche in Gersthofen ist, backen sie lieber selbst. Vier Teige haben sie vorbereitet und jeden in ein Bambuskörbchen gelegt. Auf die Frage, ob das eine gekaufte Backmischung sei, entgegnet die Hobbybäckerin entrüstet: „Aber nein. Das ist alles selbst gemacht.“

    Angelika Leukhardt nimmt die vorab angemeldeten Brote entgegen, während Johanna Matysik sich um den Ofen kümmert und Irmgard Spahn die noch heißen Flammkuchen in den Gemeindesaal bringt. Denn diesmal ist Frauen-Backtag, verknüpft mit einem gemütlichen Zusammensitzen bei Kaffee und Apfel-Rahm-Flammkuchen. Sonja Bühler aus Gablingen hat drei Brote dabei: „Eines davon ist das Friss-dich-dumm-Brot und die anderen sind Bierbrote.“

    Gersthofer Backhaus bietet Holzofen-Qualität

    Es sind Mischbrote aus Weizen, Dinkel, Roggen und Weizenvollkorn. „Ich habe die Brote auch einmal zu Hause im Ofen gebacken, aber da schmecken sie nicht so gut wie aus dem Holzofen hier“, weiß Bühler. Das Brot von den Bauers benötigt mehrere Tage. Denn drei Tage zuvor setzt Gudrun Bauer den Sauerteig aus Roggen und Wasser und einer winzigen Idee Hefe an: „Am Vorabend koche ich sechs verschiedene Sorten Körner, damit sie aufquellen.“

    Leukhardt heizte den Ofen bereits zwei Tage vorher öfters ein, damit die Feuchtigkeit rausgeht. „Um den Ofen auf 280 bis 310 Grad zu bringen, muss er drei Stunden vorheizen.“ Rund 30 Kilogramm Holzscheite von je 80 Zentimetern Länge werden hierfür benötigt. „Wir sind daher stets dankbar für Holzspenden.“

    36 Brote passen maximal hinein

    Nun geht es ans Backen. „Heute haben wir 26 Brote. 36 sind die maximale Menge für einen Backdurchgang, dann ist aber jeder Zentimeter im Ofen ausgenutzt“, erklärt Matysik. Elisabeth Berchtold aus Augsburg und Uta Mantwill aus Buchloe sind erstmalig mit dabei und gespannt, ob ihre Brote gelingen werden. „Ich habe ein Rosinenbrot mitgebracht“, erzählt Mantwill.

    „Brotbacken ist seit dem Lockdown das Thema schlechthin“, verrät Berchtold. Es sei ein regelrechter Hype. Deshalb freue sie sich umso mehr über diese Gelegenheit hier, den Holzofen nutzen zu können. Als alle Frauen ihre Teige abgegeben haben, muss es schnell gehen, denn die Ofenklappe darf nicht zu lange offen sein. Leukhardt nimmt jeden Teig aus dem Körbchen, mehlt ihn nochmals richtig ein und klebt mit Wasser eine Nummer drauf, damit jedes Brot wieder zu seinem Besitzer findet. Matysik hält den langen Brotschieber parat und schiebt das erste Brot damit in den Ofen. „Heute flutscht es richtig, denn wir haben inzwischen schon eine gewisse Routine“, lacht sie.

    Dunklere Teige liegen hinten im Ofen

    Alle Teige sind vorsortiert. Die dunklen, festeren Teige kommen nach hinten in den Ofen, die helleren, leichteren Teige nach vorne, da diese schneller fertig sind. Rund 45 bis 60 Minuten dauert es nun, bis die Brote fertig gebacken sind. In dieser Zeit findet ein reger Austausch unter den Frauen statt. „Diese Zeit des Wartens ist eine geschenkte Zeit“, begeistert sich Bauer für das Zusammentreffen. „So divers unsere Backgemeinschaft ist, so verbindet uns doch etwas.“

    Gudrun Bauer nimmt glücklich ihre frischen Brote entgegen.
    Gudrun Bauer nimmt glücklich ihre frischen Brote entgegen. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Manchmal sei auch ein Bäckermeister mit dabei, den man gerne um Rat fragen könne. „Bis mein Brot so richtig gelungen war, habe ich schon einige Versuche gebraucht“, berichtet Bauer. Sie probiert auch immer wieder etwas Neues aus, versucht andere Gewürze und tauscht sich aus. „Hier bekommt man nicht nur Tipps, warum zum Beispiel das Brot reißt, sondern man kommt auch so ins Gespräch und lernt sich besser kennen.“

    Gersthofer Frauen sind auch mal rein unter sich

    Matysik kam die Idee zum Frauen-Backtag: „Wir haben sonst sehr viele Männer im Team und so können wir doch mal unter uns sein.“ Die nächsten Termine sind wieder für alle offen. Es darf jeder kommen, unabhängig von der Konfession. „Wir sind eine offene Gemeinde“, erklärt Matysik. Leuckhardt liest eine kurze Geschichte über das Brot vor und legt Rezepte aus. Nachdem es diesmal schon eine Verköstigung vorab gab, sind alle gesättigt. „Gerade im Winter stehen wir meist draußen, trinken etwas Warmes und schneiden nach dem Backen gleich ein noch warmes Brot auf. Meist hat jemand Griebenschmalz oder Leberwurst mit dabei“, schwärmt Matysik. „Das Brotteilen ist ein urchristlicher Gedanke und kommt hier so schön zum Ausdruck“, begeistert sich Bauer.

    Den Spruch, dass warmes Brot Bauchweh verursache, entlarvt sie sofort und lacht: „Warum hat man das früher wohl so gesagt? Weil es sonst gleich aufgegessen worden wäre.“ Als die Brote aus dem Ofen müssen, klopft Leukhardt auf jedes, um zu prüfen, ob es durch ist. Das Rosinenbrot ist als Erstes fertig.

    Die Frauen nehmen freudig ihre Backwaren entgegen. „Es ist ein kulinarisches Erlebnis“, so die Frau aus Heretsried, die zu Weihnachten auch mal Stollen und zu Ostern Fladen oder Zopf zum Backen mitbringt. Ihr Mann holt sie ab und gemeinsam fahren sie gleich zu ihrem Enkel. „Der freut sich riesig über das warme Brot und isst es pur. Auf der Fahrt dorthin duftet es im ganzen Auto nach dem frischen Brot.“ Das Brotbackteam hat im Anschluss noch alle Hände voll mit Körbchen säubern und aufräumen zu tun. Der nächste Termin ist schon am 24. Oktober um 13 Uhr und da sind dann die Männer wieder mit an Bord.

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