Seit einiger Zeit arbeitet die Stadt Gersthofen an einem Mobilitätskonzept, das die verschiedenen Verkehrsarten sinnvoll verknüpfen und vor allem Fußgängern, Radfahrern und dem ÖPNV einen größeren Raum zur Verfügung stellen und den Bahnhof Gersthofen besser an das innerörtliche Busangebot anbinden soll. Einer der ersten Schritte war im Herbst die Einführung des „Gersthofen-Tickets“ für 360 Euro im Jahr. Dieses hat laut Stadt voll eingeschlagen.
Gersthofen mit dem Ticket als Vorreiter-Stadt
Das „Gersthofen-Ticket“ ist demzufolge das deutschlandweit günstigste von einer Kommune subventionierte ÖPNV-Abo. Gersthofer können damit für 20 Euro innerorts oder für 30 Euro im Monat bis ins Augsburger Zentrum Bus und Straßenbahn ohne Limit nützen (ausgenommen Nachtbus). Nach vier Monaten liegt im Gersthofer Rathaus ein Fazit vor: Die Zahl der Abonnenten stieg um 92 Prozent. „Im Februar zählten wir hier 1180 Abonnenten“, erklärt Rathaussprecherin Ann-Christin Joder.
Bürgermeister Michael Wörle war im Herbst mit seinem Vorschlag, für ein solches Angebot im Stadtrat sofort auf einhellige Zustimmung gestoßen. Jeder Gersthofer zahlt für ein Abonnement höchstens 30 Euro im Monat. Die Differenz zum regulären AVV-Abo übernimmt die Stadt – solange, bis eine entsprechende Regelung von der Bayerischen Staatsregierung beschlossen werden sollte.
Damit ist Gersthofen sogar Pionier in der Region: „Es liegt bislang keine weitere Anfrage nach einem solchen Abonnement aus den übrigen Städten und Gemeinden bei uns vor“, so AVV-Sprecherin Irene Goßner.
Gersthofer Gruppierung will kostenlosen ÖPNV
Allerdings hat die Stadt Neusäß für 2020 ein einmaliges Projekt gestartet: Bürger der Stadt, die mindestens 65 Jahre alt sind und ihren Führerschein freiwillig abgeben, erhalten für dieses Jahr ein kostenloses AVV-Abonnement. Das Kontingent wurde auf höchstens 20 Abonnements begrenzt. „Zwölf Bürger haben ihre Führerscheine abgegeben, also stehen derzeit noch acht Abonnements zur Verfügung“, sagt Stadtsprecherin Michaela Axtner.
Michael Wörle sieht sich durch das große Interesse an dem Gersthofer Angebot bestätigt: „Mit den neuen Zahlen wird deutlich: Bürger sind bereit umzudenken und Mobilität in ihrem Alltag neu zu strukturieren.“ Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen hierzu sei jedoch ein attraktiver Preis. „Den haben wir vonseiten der Stadt geschaffen.“ Der Gruppierung im Stadtrat Pro Gersthofen geht dies nicht weit genug. Sie fordert einen generell kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr.
Neues Mobilitätskonzept für Gersthofen
Aktuell arbeiten die Mitarbeiter der Stadt in den letzten Details am neuen Mobilitätskonzept, das Ziel: mehr Entlastung für Straßen und Umwelt. Bereits verwirklicht: Im Rathaus gibt’s vier neue voll elektrische Dienstfahrzeuge. Dafür wurden 125.000 Euro investiert. Weiter sind für die Stadtverwaltung bereits seit Längerem zwei Hybridautos im Einsatz, mit welchem auch längere Fahrten möglich sind. Im Rahmen einer Ausschreibung konnte die Beschaffung sogar über einen lokalen Gersthofer Händler abgewickelt werden.
Angelegt werden in der Tiefgarage insgesamt zehn Elektro-Ladepunkte, drei davon können von den Bürgern kostenlos zum Laden ihrer Autos genützt werden. Im Zuge des Bahnhofumbaus werden weitere vier öffentliche Ladesäulen dort zur Verfügung gestellt.
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