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Gersthofen: So könnte Gersthofen die Autos aus dem Zentrum verbannen

Gersthofen

So könnte Gersthofen die Autos aus dem Zentrum verbannen

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    Die Ludwig-Thoma-Straße in Gersthofen könnte künftig als Umfahrung der Bahnhofsstraße dienen. Dazu müsste sie verbreitert und verlängert werden.
    Die Ludwig-Thoma-Straße in Gersthofen könnte künftig als Umfahrung der Bahnhofsstraße dienen. Dazu müsste sie verbreitert und verlängert werden. Foto: Marcus Merk

    Die Ludwig-Thoma-Straße führt im Herzen von Gersthofen bislang ein Nischendasein. Im Rücken von Polizeiinspektion und Ballonmuseum führt das Sträßchen an ein paar Häusern mit ihren Gärten und dem ehemaligen Gasthof Steiner vorbei. Wer hier mit dem Auto durchfährt, sucht in der Regel einen Parkplatz. Das könnte sich ändern.

    Denn nach den Plänen, die Janett Szillat vom Ingenieurbüro Kling Consult am Mittwochabend im Gersthofer Stadtrat vorstellte, soll die Ludwig-Thoma-Straße einspringen, wenn die Bahnhofstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt und zum bevorzugten Tummelplatz für Radler und Fußgänger wird. Kling Consult arbeitet im Auftrag der Stadtverwaltung. Sie wollte sehen, wie die weitgehende Verbannung des Autoverkehrs aus dem Herzen der Stadt denn technisch machbar wäre.

    In der Gersthofer Bahnhofstraße sollen sich Radler und Fußgänger tummeln

    Die nun vorgestellten Überlegungen sehen im Wesentlichen vor, dass Autofahrer im Westen nur noch bis zur Einfahrt des City-Centers kommen. Im Osten ist an der Strasser-Kreuzung Schluss. Zwischen diesen beiden Punkten ist die Bahnhofstraße nur noch für Fußgänger, Radler, Linienverkehr und Ähnliches frei.

    Autos sollen diesen Bereich über die Ludwig-Thoma-Straße umfahren. Dazu soll es einen Kreisel an der Kreuzung Brahms-/Mendelssohnstraße geben. Die Ludwig-Thoma-Straße selbst, die derzeit in die Schulstraße mündet, soll bis zur Donauwörther Straße verlängert werden (ebenfalls Kreisverkehr). Dazu wird sie über das als "Gersthofer Loch" bekannte Areal geführt, welches die Stadt in den kommenden Jahren zu einem Park mit gastronomischer Nutzung entwickeln möchte, damit die Gersthofer Mitte schöner wird.

    Unter dem künftigen Stadtpark schlagen die Planer eine Tiefgarage vor, die von der Schulstraße aus angefahren wird und zudem mit der jetzigen Rathaus-Tiefgarage verbunden ist. Damit würde auch deren Aus- und Einfahrt nicht mehr in der künftig verkehrsberuhigten Bahnhofstraße liegen.

    Gersthofer Ludwig-Thoma-Straße müsste breiter werden

    Der Haken an den Plänen: Sie berühren Flächen, die der Stadt gar nicht gehören. Insbesondere die Ludwig-Thoma-Straße ist derzeit zu schmal und bräuchte zwei Meter in der Breite mehr. Das aber funktioniert nur, wenn Anwohner Grund hergeben. Auch die Polizei, deren Revier erst vor wenigen Jahren grundlegend erneuert wurde, ist ins Visier der Planer geraten. Unbeantwortet blieb die Frage von Josef Koller (WIR), wie viele Quadratmeter der teuren Potenzialfläche, welche die Stadt für rund 20 Millionen Euro gekauft hat, für die neue Verkehrsführung geopfert werden müssten. Bürgermeister Michael Wörle betonte aber, dass man dafür Richtung Bahnhofstraße Raum gewinne.

    Gersthofens Stadträte, denen die Überlegungen erstmals vorgestellt wurden, reagierten mäßig begeistert. Das galt auch für Vertreter von Gruppierungen, die ansonsten hinter dem parteilosen Bürgermeister Wörle stehen. "Das haut mich nicht vom Hocker", sagte Peter Schönfelder (SPD/Grüne), und Albert Kaps (Pro Gersthofen) bekannte, dass er "ein bisschen nervös" geworden sei. Kaps und seine Kollegin Julia Romankiewicz-Döll bezweifeln, dass es gelingt, die benötigten Flächen in der Thoma-Straße zu bekommen. "Und wo sollen dann die ganzen Autos hin?" Sie befürchten, dass dann die Nebenstraßen vom Schleichverkehr verstopft werden.

    Auch Herbert Lenz (Freie Wähler) ist der Ansicht., dass die Pläne noch nicht "das Ende vom Lied sind". Er lobte aber, dass es endlich ein Konzept gebe, auf dem sich aufbauen lasse. "Damit kann man arbeiten." Sandra Meitinger (CSU) vermisste dagegen innovative Ideen. Sie warnte: "So verlagern wir das Problem nur aus der Bahnhof- in die Ludwig-Thoma-Straße. Wir verbessern aber nichts".

    Was wird aus dem "Gersthofer Loch"?

    Rathauschef Wörle wies darauf hin, dass es bei diesen Plänen zunächst einmal um die technische Machbarkeit einer Verkehrsberuhigung in der Bahnhofstraße gehe. Die Zahl der Autos in der Innenstadt könne man nur über ein anderes Verhalten der Bürger und ein neues Mobilitätskonzept verringern, an dem bereits gearbeitet wird.

    Offen ist, wie genau die Potenzialfläche (Gersthofer Loch) künftig genutzt wird. Bislang herrscht die Vorstellung vor, dort einen Park einzurichten.
    Offen ist, wie genau die Potenzialfläche (Gersthofer Loch) künftig genutzt wird. Bislang herrscht die Vorstellung vor, dort einen Park einzurichten. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Offen ist zudem, wie genau die Potenzialfläche (Gersthofer Loch) künftig genutzt wird. Bislang herrscht die Vorstellung vor, dort einen Park (Stadtgarten) einzurichten, an dessen Rand auch eine lockere Bebauung für Wohnen, Gastronomie und Ähnliches möglich ist. Nun will die Stadt mehrere Planungsbüros beauftragen, die sich eingehender mit der Frage befassen sollen. Zuvor aber wollen sich die Stadträte noch Gedanken machen, welche Vorgaben die Planer erfüllen müssen.

    Das Ziel aller Überlegungen, so Wörle: ""Wir wollen den besten Plan für Gersthofen." Mindestens bis es diesen gibt, wird die Ludwig-Thoma-Straße weiter ihr beschauliches Dasein führen. Nur ab und zu wird jemand einen Parkplatz suchen.

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