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Gersthofen, Meitingen: Wie Meitinger und Gersthofer den Flutopfern in Ahrweiler beistanden

Gersthofen, Meitingen

Wie Meitinger und Gersthofer den Flutopfern in Ahrweiler beistanden

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    Am Sonntag war der Helfertrupp aus dem Kreis Augsburg im Dahliengarten in Bad Neuahr-Ahrweiler aktiv und räumte die Straße und Wege im Park frei.
    Am Sonntag war der Helfertrupp aus dem Kreis Augsburg im Dahliengarten in Bad Neuahr-Ahrweiler aktiv und räumte die Straße und Wege im Park frei. Foto: Steffi Brand

    Helfer aus dem Lechtal sowie von der Feuerwehr Gersthofen sind zurück aus dem Krisengebiet: Nach vier Tagen im von Wasserfluten heimgesuchten Landkreis Ahrweiler kehrte der Hilfstrupp mit Mitgliedern der Freiwilligen

    "Es waren krasse Gegensätze", berichtet der Kreisbrandmeister und Gersthofer Feuerwehrkommandant Wolfgang Baumeister. "Als wir von der Autobahn fuhren, herrschte noch heile Welt und 50 Meter weiter war alles kaputt." Es gebe unheimlich viele Schadensstellen. "Das Augsburger Pfingsthochwasser und das Regensburger Hochwasser sind da kein Vergleich", so Baumeister. Er fand es beeindruckend, wie neben Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und anderen Hilfsorganisationen viele freiwillige Helfer die Flutopfer bei den Aufräumarbeiten unterstützten.

    Lob für die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte in Ahrweiler

    "Es war quasi ganz Deutschland vertreten - und die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte aus verschiedenen Bundesländern lief super." Die rund 20 Feuerwehrleute aus Gersthofen, Batzenhofen und Bobingen waren zur Hilfe in einer psychiatrischen Klinik eingesetzt. Dort galt es unter anderem 2500 Quadratmeter Keller vom Schlamm zu befreien. Solche Bilder des wahren Schadensumfangs seien im Fernsehen nicht zu sehen, weil sie optisch nicht so attraktiv seien. "Das sind Ausmaße, die habe ich so noch nie erlebt." Doch seine Helfer beschränkten sich nicht nur auf typische Feuerwehr-Katastrophenhilfe. Sie räumten auch einen Schuhladen aus und versahen einen von Schlamm überdeckten Friedhof mit Sichtschutz.

    Er habe unter den Betroffenen auch zahlreiche traumatisierte Menschen erlebt. "Die werden neben den finanziellen Auswirkungen auch lange unter den psychischen Folgen zu knabbern haben." Andererseits sei deutlich zu spüren gewesen, dass die Menschen nun auch wieder Freude haben wollen.

    Bewegendes erlebt haben auch die Helfer aus Meitingen. Vor Ort konnten die Meitinger Helfer Spenden der über 600 Privatpersonen und etwa 80 Firmen für die Opfer der Flutkatastrophe herrichten. Doch die Lastwagen dieses Helfertrupps hatten auch schwere Gerätschaften geladen, um vor Ort tatkräftig mit anpacken zu können. Die mitgebrachten 104 Gitterboxen, vier Paletten und drei Holzkisten wurden ausgepackt und in der Klieburg-Halle in Wassenach untergebracht. Dort schlug der Helfertrupp auch sein Nachtquartier auf.

    Leid in den Gesichtern der Betroffenen der Flutkatastrophe zu sehen

    In der Klieburg-Halle in Wassenach bereitete der Helfertrupp die Spenden der Menschen und Firmen aus dem Lechtal für die Abholung und den Weitertransport zu den Betroffenen vor.
    In der Klieburg-Halle in Wassenach bereitete der Helfertrupp die Spenden der Menschen und Firmen aus dem Lechtal für die Abholung und den Weitertransport zu den Betroffenen vor. Foto: Steffi Brand

    "Das Leid ist in den Gesichtern der betroffenen Menschen geschrieben. Auch das Ausmaß der Zerstörung, der beißende Geruch vermischt durch Benzin, Öl, Schlamm können Bilder nicht vermitteln“, berichtet Yvonne Füssel. Auch Bastian Lingenhöl, ein Feuerwehrler, der in Thierhaupten und Baar aktiv ist, erklärt, dass der "mentale und psychische Zustand der Menschen vor Ort, die all ihr Hab und Gut verloren haben“, die größte Herausforderung für ihn gewesen sei. Das Wasser, die pure Zerstörung und, dass deutlich wurde, dass die Leute dort überhaupt keine Chance hatten, war für Andreas Riegg schockierend.

    Stefan Beutmiller, der ehemals als Soldat in Afghanistan im Einsatz war und der die Spendenaktion gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Cornelia Kraus initiiert und mit der Feuerwehr Meitingen umgesetzt hat, musste nach der ersten Erkundung mit Andreas Obleser und dem Wehrleiter aus Wassenach, Lars Dahm, feststellen: "Es ist wie in einem Kriegsgebiet.“ Von Samstag bis Dienstag blieb ein Großteil der Truppe im Katastrophengebiet.

    In den Überresten der Landesgartenschau

    Ein Einsatz für sie war im Dahliengarten, wo schon vieles für die Landesgartenschau vorbereitet gewesen war. Doch nach der Flut erinnerten nur noch umgestürzte Schriftzüge, zerstörte Fahrzeuge, umgestürzte Bäume und von Schlamm bedeckte Bänke daran. Es ging nun darum, die Wege unter dem eingetrockneten Matsch zu finden und sie freizuräumen. Warum er ausgerechnet in einem Park Matsch und Dreck beiseite schaffen sollte, wunderte Andreas Riegg zunächst sehr. Doch eine Frau dankte dem Trupp "beinahe weinend“, wie das Mitglied der Feuerwehr Meitingen berichtet. Durch den Einsatz der Helfer könne sie nun wieder raus aus ihrem Zimmer, erklärte sie und zeigte damit Riegg und den anderen: Sie haben beim Freiräumen des Parks den Menschen dabei geholfen, wieder einen Treffpunkt zu bekommen.

    Im Dahliengarten befreiten die Helfer die Bänke von meterhohem Matsch und Schlamm.
    Im Dahliengarten befreiten die Helfer die Bänke von meterhohem Matsch und Schlamm. Foto: Steffi Brand

    Doch nicht nur im Park gab's direkten Kontakt zu denjenigen, denen die Flut alles genommen hat. So waren sie in den Trümmern eines Wohngebiets – und packten beim Entkernen eines Hauses mit an. "Ich war erst mal sprachlos. Soviel Zerstörung auf einmal“, berichtet Yvonne Füssel und ergänzt: "Wir hatten Kontakt zu vielen Privatpersonen, die ihre Erlebnisse erzählt haben. Die Menschen sind sehr dankbar, aber natürlich auch komplett neben der Spur, da sie teilweise alles verloren haben.“

    Spenden aus Meitingen verteilt die Feuerwehr Wassenach

    Auch Andreas Riegg berichtet von einer Extratour, die er mit Martin Meidl unternommen hat. Zu einer Helferstelle nach Dernau karrten die zwei Meitinger Feuerwehrler einen ganzen Lastwagen voller Werkzeug, Maschinen, Hochdruckreiniger und anderer Spenden. Die Reaktion, die postwendend per Messenger kam, überwältigte die Helfertruppe: "Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Menschen ihr hier glücklich gemacht habt. Sie strahlen und reden nur davon, wie toll ihr gearbeitet habt.“

    Für die Truppe, die ins Krisengebiet gefahren ist, ist auch klar: Sie wären jederzeit wieder mit an Bord. Yvonne Füssel zieht ihr eigenes Resümee: "Super fand ich, dass sehr viele Frauen hier geholfen haben." Das bestätigt auch Gersthofens Kommandant Wolfgang Baumeister: "Es waren sogar mehr Frauen als Männer, vor allem sehr viele junge."

    Schlüsse auch für den Landkreis Augsburg ziehen

    Neben "bleibenden Eindrücken" nimmt Baumeister auch etwas Weiteres mit: "Wir sind zwar im Landkreis Augsburg gut aufgestellt, doch müssen wir uns auch zusammensetzen und klären, wo man auch bei uns etwas verbessern kann." Er nennt als Beispiel die Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung darüber, was unterschiedliche Warnsirenen-Töne bedeuten. "Und auch die Bürokratie muss deutlich überarbeitet werden, damit solche Einsätze nicht behindert werden." Er ist überzeugt: "Es wird mindestens noch einige Monate dauern, bis die Schäden beseitigt sind." Und man müsse neben der reinen Feuerwehrarbeit künftig dem Katastrophenschutz eine größere Bedeutung geben.

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