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Gersthofen: Kündigungen bei MAN Truck & Bus: Belegschaft in Gersthofen wehrt sich

Gersthofen

Kündigungen bei MAN Truck & Bus: Belegschaft in Gersthofen wehrt sich

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    Die Arbeiter von MAN Truck & Bus protestierten gegen Kündigungen in ihrem Unternehmen.
    Die Arbeiter von MAN Truck & Bus protestierten gegen Kündigungen in ihrem Unternehmen. Foto: Sören Becker

    Der MAN-Truck-&-Bus-Standort in Gersthofen könnte schon bald Arbeitsplätze verlieren. 1500 der 4500 Stellen in Deutschland überlegt der MAN-Konzern abzubauen. Ganz in trockenen Tüchern sind die Kündigungen noch nicht: Laut Angaben der Arbeitgeberseite wird das finale Ausmaß der Kürzungen erst nach Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern festgesetzt. „Die Einschnitte sind hart, aber notwendig“, sagt allerdings Unternehmenssprecher Manuel Hiermeyer.

    Die Belegschaft in Gersthofen ist von den Aussichten jedoch trotzdem nicht begeistert: Ein Teil der Angestellten hat auf Aufruf von Betriebsrat und IG Metall am Dienstag gegen die Maßnahmen demonstriert. Etwa 50 der 92 Angestellten hatten sich mit Fahnen, Transparenten und Trillerpfeifen vor dem Betriebsgelände in der Röntgenstraße eingefunden.

    Nachricht über Kündigungen war Schock für den Gersthofer Betriebsrat

    „Die Nachricht über die Kündigungen war für mich wie ein Schlag auf den Kopf “, erzählt Betriebsrat Peter Potye. Die Zahlen am Standort in Gersthofen hätten sich seit Jahren nur nach oben bewegt, sagt er. Zudem sei es besonders unvernünftig, die Belegschaft an einem Servicestandort zu kürzen: „Das merken die Kunden sofort. Und lange Wartezeiten bei den Reparaturen sorgen hier auch für Probleme.“ Er ist menschlich enttäuscht: „Wir haben uns hier immer als große Familie gesehen.“ Über einen Streik werde „stark nachgedacht“. Über das weitere Vorgehen werde aber erst entschieden, nachdem man vom Vorstand offiziell informiert wurde. Er fordert von der Arbeitgeberseite, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden.

    IG-Metallsekretär Steffen Pampollas ist zufrieden mit der Aktion: „Mehr als die Hälfte der Belegschaft hat sich beteiligt. Das kann sich sehen lassen“, sagt er. So wie den Angestellten von MAN Truck & Bus gehe es momentan vielen in der Branche: „Bei vielen Betrieben wird über Personalabbau nachgedacht“, sagt der Gewerkschafter. Corona fungiere da häufig als Entschuldigung. Er will sich weiterhin gegen die Kürzungen wehren: „Wenn wir uns nichts gefallen lassen, ist da immer noch was zu holen“, sagt er. Man müsse jede Alternative zu einem Stellenabbau prüfen: „Wir wollen so viele Arbeitsplätze sichern wie möglich, damit möglichst niemand auf der Straße landet“, sagt Pampollas.

    MAN Truck & Bus spricht von einer "Strategischen Neuausrichtung"

    Unternehmenssprecher Manuel Hiermeyer betont, dass der Stellenabbau Teil einer „strategischen Neuausrichtung“ sei. Diese sei intern schon im März angekündigt worden. MAN Truck & Bus wolle auf Techniken wie autonomes Fahren und Elektroantrieb setzen. „Das erfordert massive Investitionen, für die wir einfach nicht das Geld haben. Das macht Einsparungen nötig“, sagt er. Das Unternehmen habe im Corona-Halbjahr 400 Millionen Euro Verlust gemacht, sei aber schon vorher nicht profitabel genug gewesen. Die Investitionen seien aber unbedingt notwendig, um in Zukunft erfolgreich agieren zu können: „Die Fahrzeugbranche befindet sich im größten Wandel ihrer Geschichte“, sagt Hiermeyer. Eine sozialverträgliche Umsetzung der Einschnitte sei das oberste Ziel des Unternehmens.

    Potye rechnet nicht damit, dass die Einschnitte besonders sozialverträglich ablaufen werden: „Wenn man schon abbauen muss, dann vielleicht über Altersteilzeit. Aber ich glaube nur in der Kirche“, sagt der Betriebsrat. Auch mit der Kommunikation der Arbeitgeberseite ist er unzufrieden: „ Es wurde zwar schon im März von der Umstrukturierung und von Kündigungen geredet, aber die jetzige Zahl stand nie im Raum“, ärgert sich der Betriebsrat.

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