Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Gersthofen: Kritik am Landratsamt: Gersthofer Bürgermeister fordert mehr Corona-Daten

Gersthofen

Kritik am Landratsamt: Gersthofer Bürgermeister fordert mehr Corona-Daten

    • |
    In Gersthofen ist die Zahl der Corona-Fälle stark angestiegen. Hier das Testzentrum des Landkreises in Hirblingen.
    In Gersthofen ist die Zahl der Corona-Fälle stark angestiegen. Hier das Testzentrum des Landkreises in Hirblingen. Foto: Andreas Lode (Archivbild)

    Während die Zahl der Corona-Fälle in den letzten zwei Wochen stark zugenommen hat, gibt es in Gersthofen bislang nur ein Testzentrum in Hirblingen. Weitere Teststationen sollen laut Bürgermeister Michael Wörle erst noch folgen. Das Gersthofer Stadtoberhaupt beklagt zudem eine mangelnde Informationspolitik des Landratsamts. So würden die Daten der Corona-Positiven aus Gersthofen nicht ans Rathaus weitergeleitet. Die Behörde beruft sich indessen auf den Datenschutz. Und auch die Rückverfolgung der Kontakte durch das Landratsamt verläuft nach Wörles Auffassung zu schleppend. Deswegen macht er dem Amt ein Angebot.

    Mehr Corona-Fälle in Gersthofen, obwohl es dort weniger Testmöglichkeiten gibt? "Wir hoffen, dass wir bald weitere Teststationen in Gersthofen einrichten können", sagt Michael Wörle. Zwar gebe es ja in unmittelbarer Nähe das große Testzentrum des Landkreises in Hirblingen. "Ich habe das auch kontrolliert: Man bekommt durchaus in einer Stunde seinen Test dort." Dennoch sei dies für eine Stadt mit einer Größe wie Gersthofen nicht genug. Er sei bereits im Gespräch mit dem Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr wegen zusätzlicher Testzentren in Gersthofen. "Aber um diese einrichten zu können, brauchen wir das Landratsamt." Hier verhandle die Stadt bereits. "Ich hoffe, dass wir das bald schaffen", so Wörle. "Man hat uns vor einiger Zeit außerdem einen Testbus angekündigt - aber der ist nicht gekommen."

    Michael Wörle kritisiert die Informationspolitik des Landratsamts bei Corona-Fällen.
    Michael Wörle kritisiert die Informationspolitik des Landratsamts bei Corona-Fällen. Foto: Michael Wörle

    Da das Zusatzangebot der Corona-Testungen an den vergangenen beiden Wochenenden so zahlreich genutzt wurde, hat sich der Landkreis dazu entschlossen, die Öffnungszeiten seines Testzentrums in Gersthofen-Hirblingen auch regulär auszuweiten. An Wochenenden und Feiertagen werden Antigen-Schnelltests und PCR-Tests nun bis auf Weiteres zwischen 9 und 14 Uhr angeboten. Eine vorherige Terminvereinbarung ist dafür zwingend erforderlich und erfolgt über die Internetseite von ecocare.

    Mehr Informationen gäben Gersthofen mehr Handlungsmöglichkeiten

    Warum die vielen Infektionen gerade in Gersthofen stattfinden, ist bislang noch nicht geklärt. Eines stößt dem Bürgermeister sauer auf: "Wir bekommen keinerlei Informationen zu den Corona-Fällen in Gersthofen, außer dass es hier keine Cluster, also klare Infektionsherde gibt", klagt Wörle nicht zum ersten Mal im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir wollen schon länger mehr Daten, rufen beinahe täglich deswegen im Landratsamt an." Wenn beispielsweise die Adressen der Covid-Infizierten in Gersthofen übermittelt würden, könnten im dortigen Rathaus durch die bessere Kenntnis der Verhältnisse vor Ort ganz andere Zusammenhänge herausgefunden werden als aus der Ferne im Landratsamt. Davon ist Wörle überzeugt. "Wie ich vor Ort gegebenenfalls gezielt reagieren kann, kann ich ohne diese Daten nicht sagen." Dabei sei es doch in anderen Bereichen durchaus an der Tagesordnung, dass Behörden einander im Sinne der gegenseitigen Amtshilfe Daten zur Verfügung stellen. Wörle kann die hier geübte Zurückhaltung nicht verstehen.

    Das Landratsamt vertritt hier eine klare Linie: "Wir dürfen diese Daten aus Datenschutzgründen nicht weitergeben", erklärt Pressesprecherin Annemarie Scirtuicchio. "Auch im Rahmen der Amtshilfe dürfen Daten nur weitergegeben werden, wenn die andere amtliche Stelle diese zur Erfüllung ihrer Aufgaben zwingend benötigt." Das gelte selbst zwischen den einzelnen Fachbereichen des Landratsamtes "und erst recht gegenüber anderen Behörden beziehungsweise gegenüber den Gemeinden", so Annemarie Scirtuicchio.

    Werden Corona-Positive zu spät unterrichtet?

    Doch Wörle ist noch ein anderer Punkt bei der Bekämpfung der Pandemie wichtig. So würden nach seinem Eindruck Menschen, die wegen positiver Tests eigentlich sofort in Quarantäne müssten, lange nicht vom Landratsamt informiert. "Da brauche ich mich nicht wundern, dass die Fallzahlen hochgehen." Wenn nicht einmal die Nachverfolgung klappe, "wie können wir dann vermeiden, dass Superspreader andere anstecken?"

    Er macht deswegen ein Angebot an den Landkreis: "Falls das Landratsamt nicht genügend Kapazitäten hat, würde ich einen Mitarbeiter zur Verfügung stellen, der für jeden positiv getesteten Gersthofer die Nachverfolgung und Erstinformation übernimmt und die Anordnung der Quarantäne überbringt." Dazu brauche er aber vom Landratsamt die betreffenden Daten. "Die jeweiligen betroffenen Gersthofer hätten dann innerhalb von 24 Stunden die Informationen über die Quarantäne. Und wenn ich das selber mache."

    Er sehe diesen Vorschlag als Unterstützung, nicht als Kritik, betont der Bürgermeister. "Wenn wir als Stadt dem Landratsamt Unterstützung leisten können - der Landrat hat meine Telefonnummer", sagt Michael Wörle. Der Landrat sieht hier keinen Bedarf: "Amtshilfe ist in diesen Fällen nicht nötig und die Zuständigkeiten klar geregelt", betont Martin Sailer.

    Lesen Sie auch

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden