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Gersthofen: Knappe Mehrheit für die Stolpersteine

Gersthofen

Knappe Mehrheit für die Stolpersteine

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    Stolpersteine für Nazi-Opfer, die in Meitingen wohnten, wurden bereits vom Künstler Demnig dort in den Boden eingelassen. Sie erinnern unter anderem an Dr. Max Josef Metzger, der wegen seines Einsatzes für den Frieden schließlich 1944 durch das Fallbeil hingerichtet wurde.
    Stolpersteine für Nazi-Opfer, die in Meitingen wohnten, wurden bereits vom Künstler Demnig dort in den Boden eingelassen. Sie erinnern unter anderem an Dr. Max Josef Metzger, der wegen seines Einsatzes für den Frieden schließlich 1944 durch das Fallbeil hingerichtet wurde.

    Gersthofen Sie sind aus Messing und werden vor Gebäuden in den Boden eingelassen. Die relativ kleinen „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig haben allerdings hohes Konfliktpotenzial, nicht zuletzt auch in Augsburg. Auch in

    Der Anstoß für Stolpersteine kam vom Historiker Bernhard Lehmann und wurde bereits im Oktober im Stadtrat kontrovers diskutiert. Das Prinzip ist einfach: Die Stolpersteine werden vor den Gebäuden verlegt, in denen ein Nazi-Opfer zuletzt frei gelebt hat und machen auf dessen Schicksal aufmerksam. In Meitingen wurden bereits vor Jahren solche Erinnerungssymbole installiert.

    Für alle Opfergruppen in Gersthofen

    Erinnert werden soll an alle Opfergruppen, unabhängig von ihrer politischen, weltanschaulichen, religiösen oder sexuellen Orientierung, der ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht oder einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung, Zwangsarbeiter und Deserteure.

    Die Verwaltung hatte nun zu drei Städten Kontakt aufgenommen, die bereits Stolpersteine verlegt haben. In Augsburg werden nur Steine verlegt, die an Opfer erinnern, die während des Zweiten Weltkriegs oder kurz danach an den Folgen des NS-Regimes gestorben sind. In Memmingen und Mindelheim wird, wie der Künstler Gunter Demnig es vorsieht, auch an Überlebende erinnert, die während der Nazizeit verfolgt wurden. Die Stadt nahm auch Kontakt zu Demnig selbst auf. Dieser lehne den eingeschränkten Opferbegriff, wie er in Augsburg verwendet wird, ab.

    In der Kulturausschusssitzung kam es, wie Bürgermeister Michael Wörle danach auf Anfrage erklärte, zu keiner Diskussion über das von der Verwaltung vorgelegte Konzept. Doch die Argumente seien ja von den vorausgegangenen Sitzungen her klar gewesen.

    Gersthofer Bürger sollen Vorschläge machen

    Es ist erwünscht, dass die Vorschläge zu Stolpersteinen aus der Gersthofer Bürgerschaft heraus erfolgen. Die Auswahl der Personen soll dann ein Fachbeirat treffen. Diesem sollen Kulturamtschef Thomas Kazianka als Leiter angehören sowie Initiator Bernhard Lehmann, Stadtarchivar Lukas Kleinle, ein Opfervertreter sowie ein Historiker – möglichst aus dem Schulbereich.

    Erstellt werden könnte dann auch ein Gedenkbuch mit biografischen Porträts der Opfer. Die Recherche der Biografien sowie der Betrieb der Website sollte ebenfalls von Bürgern übernommen werden (Schulklassen, Initiativen, Vereine, Privatpersonen). Die Angehörigen der Opfer müssen in das Projekt miteinbezogen werden. Ohne deren Zustimmung dürfen keine Stolpersteine verlegt werden. Die Finanzierung soll privat organisiert werden, beispielsweise über Stiftungen oder Spenden, die Verwaltung soll das Projekt bei Recherche, Organisation und der Verlegung der Steine unterstützen.

    Gegen diesen Vorschlag stimmten laut Auskunft von Bürgermeister Michael Wörle alle drei Ausschuss-Vertreter aus der W.I.R.-Fraktion. Deren Vorsitzender Georg Brem hatte bereits bei früheren Beratungen des Themas betont, dass sich unter anderem die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, gegen die Stolpersteine ausgesprochen hatten. Unter den sechs Gegenstimmen waren auch zwei Vertreter der CSU sowie ein Mitglied der Freien Wähler.

    Endgültig entscheidet nun der Gersthofer Stadtrat.

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