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Gersthofen: Klima-Aktivisten kämpfen um Bäume am Gersthofer Festplatz

Gersthofen

Klima-Aktivisten kämpfen um Bäume am Gersthofer Festplatz

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    Aktivisten besetzten Bäume am Festplatz in Gersthofen, die für den Neubau des Gymnasiums weichen sollen.
    Aktivisten besetzten Bäume am Festplatz in Gersthofen, die für den Neubau des Gymnasiums weichen sollen. Foto: Marcus Merk

    Seit dem Wochenende ist der Parkplatz an der Ecke Schubertstraße/Tiefenbacherstraße gesperrt. Der Grund dafür sind Baumfällarbeiten. Das Landratsamt als Bauherr erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: "Die Baumfällungen hängen mit dem im April 2021 geplanten Baubeginn für das neue Paul-Klee-Gymnasium zusammen und werden bis Ende Februar abgeschlossen sein." Sie seien notwendig, um mit der Baumaßnahme beginnen zu können, da sich die betreffenden Bäume im Baufeld befinden.

    Am Montagmorgen ab 6 Uhr in der Früh haben Klimagerechtigkeits-Aktivisten und Aktivistinnen verschiedener Initiativen die Bäume in Gersthofen, die im Zuge der Bauarbeiten am Parkplatz Schubertstraße/Tiefenbacherstraße gefällt werden sollen, besetzt, um so die Fällung zu verhindern. So waren Vertreter des Klimacamps, von Fridays for Future sowie "Ende Gelände" vor Ort an der Schubertstraße. Sie enthüllten Transparente wie "Mehr Räume für Bäume" direkt bei der Bautafel nahe dem Kreisverkehr an der Schubert-/Augsburger Straße.

    Aktivisten in Gersthofen haben kein Vertrauen in die Behörden

    Mathematiker Ingo Blechschmidt (32) aus Haunstetten, der an der Aktion beteiligt ist, bezieht sich auf einen Hinweis einer Gersthofer Bürgerin in unserer Zeitung und den Bericht über die geplanten Fällungen. "Natürlich gibt es durchaus einige wenige sinnvolle Gründe, Bäume zu fällen. Wir haben aber kein Vertrauen in die Stadt, dass sie die Baumfällungen mit der nötigen Ernsthaftigkeit prüfte und sorgfältig Alternativen abwog." Gerade wegen der Klimakrise würden noch viel mehr Bäume gebraucht, so Blechschmidt.

    Für den Erhalt von rund 30 Bäumen setzen sich Aktivisten in Gersthofen ein.
    Für den Erhalt von rund 30 Bäumen setzen sich Aktivisten in Gersthofen ein. Foto: Marcus Merk

    Blechschmidts Mitstreiterin Ute Grathwohl (47) fügt hinzu: "Dass Bäume immer noch von unseren Regierungen kontinuierlich geringgeschätzt werden, fügt sich leider in ein immer präsentes Muster ein."

    Klima-Aktivisten fordern ein wissenschaftliches Gutachten

    Die Aktivisten fordern, dass die Stadt ein wissenschaftliches und unabhängiges Gutachten vorlegt, das die Notwendigkeit der Baumfällungen nachweist und sich bei ihren Bürger und Bürgerinnen für ihre Täuschung förmlich entschuldigt und künftig dem Schutz unserer Lebensgrundlagen einen höheren Stellenwert beimisst. Er und seine Mitstreiter hätten sich darauf eingestellt, notfalls den ganzen Tag auf den Bäumen zu verbringen. "Und wenn heute die Bauarbeiter noch nicht anrücken, dann behalten wir den Platz im Auge und werden die Bäume dann wieder besetzen", kündigt Blechschmidt an. Dabei ist die Stadt gar nicht zuständig, da es sich um ein Bauverfahren des Landkreises handelt.

    Im Landratsamt erklärte Pressesprecher Jens Reitlinger: "Ziel war es, in Abwägung mit allen anderen Planungsparametern möglichst viele Bäume zu erhalten und Fällungen nur im absolut notwendigen Umfang durchzuführen." In einigen Fällen lasse sich das aufgrund der Größe der Baugrube und der Lage des geplanten Gebäudes allerdings nicht vermeiden. "Insbesondere im Bereich der zukünftigen Dreifachsporthalle und des Allwetterplatzes im nördlichen und westlichen Grundstücksbereich sowie entlang der Schubertstraße im neuen Eingangsbereich müssen einige Bäume gefällt werden." Beseitigt würden nur solche, die sich im Baufeld von Turnhalle, Tiefgarage, Tiefgarageneinfahrt, Allwetterplatz befinden oder entlang der Schubertstraße mit zu geringem Abstand zur Entwässerungsrinne, zu Feuerwehrzufahrten, zu Fundamenten und Dächern der Fahrradstellplätze haben.

    Insgesamt müssen in Gersthofen rund 30 Bäume gefällt werden

    Die Bäume entlang der Tiefenbacher Straße waren innerhalb weniger Minuten gefällt. Auf dem daneben gelegenen Parkplatz besetzten die Aktivisten Bäume. Ein wütender Anwohner richtete sich an die anwesenden Vertreter des Landratsamts: "Uns wurde versprochen, dass wir Unterlagen bekommen." Er habe sogar beim Amt um einen Aufschub der Arbeiten bis Mitte der Woche gebeten, damit er noch Klage beim Verwaltungsgericht einreichen kann. "Und jetzt stellt man uns vor vollendete Tatsachen."

    Die Polizei schritt nicht weiter ein, weil friedlich demonstriert wurde. Wegen der Proteste konnten die Baumfällarbeiten dann nicht mehr fortgesetzt werden. "Obwohl für die Maßnahme sämtliche erforderlichen Genehmigungen vorliegen und der Protest auf einem Grundstück des Landkreises stattfindet, will man auf Verwaltungsseite von einer Eskalation der Situation unbedingt absehen", heißt es in einer Stellungnahme des Landratsamts. "Wir weisen allerdings noch einmal darauf hin, dass die zu fällenden Bäume (Spitzahornbäume an der Schubertstraße und Winterlinden an der Tiefenbacherstraße und am Parkplatz) für die Umsetzung der Baupläne keinesfalls erhalten werden können sowie umfangreiche Neupflanzungen auf dem Gelände vorgesehen sind." Insgesamt müssten circa 30 Bäume gefällt werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten würden im Zuge der Gestaltung der Außenanlagen zusammengenommen rund 80 Bäume gemäß dem genehmigten Gestaltungsplan neu gepflanzt. Bei der Pflanzung sollen diese je circa vier bis fünf Meter hoch sein. Insgesamt entstehe ein durchgrüntes Schulgelände, das langfristig zu einer Verbesserung der ökologischen und klimatischen Situation im Umfeld beitrage.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar Es kann nur besser werden

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