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Gersthofen: Klärschlamm soll in Zukunft in Gersthofen verbrannt werden

Gersthofen

Klärschlamm soll in Zukunft in Gersthofen verbrannt werden

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    Die Entsorgung des in den Kläranlagen anfallenden Klärschlamms wird zunehmend zum Problem für die Kommunen. Eine spezielle Verbrennungsanlage in Gersthofen soll das Problem lösen.
    Die Entsorgung des in den Kläranlagen anfallenden Klärschlamms wird zunehmend zum Problem für die Kommunen. Eine spezielle Verbrennungsanlage in Gersthofen soll das Problem lösen. Foto: Nicolas Armer, dpa (Symbolfoto)

    Durch neue gesetzliche Vorgaben ist die bisherige Ausbringung auf den Feldern nahezu unmöglich geworden. Die Düngemittelverordnung wird Ausbringung von Klärschlamm einschränken. Durch den Ausstieg aus der Kohlekraft entfällt zudem die Möglichkeit einer Verbrennung in den Kraftwerken. "Eine Ausbringung auf landwirtschaftlichen Flächen ist daher nicht zukunftsfähig, nicht zuletzt auch wegen des Grundwasserschutzes", erklärte Holger Amberg, Geschäftsführer der MVV Industriepark Gersthofen GmbH im Stadtrat.

    Zudem fordere die Klärschlammverordnung Phosphorrecycling von den Kläranlagenbetreibern. Zu dieser späteren Phosphat-Verwertung ist eine Monoverbrennung erforderlich, so Amberg weiter. Das bedeutet, es braucht eine Anlage, in welcher nur Klärschlamm verbrannt wird.

    Diese Computeranimation zeigt den Aufbau der geplanten Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage im Industriepark Gersthofen. Wenn sie fertig ist, wird sie eingehaust, sodass von außen vom Aufbau kaum etwa zu erkennen ist.
    Diese Computeranimation zeigt den Aufbau der geplanten Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage im Industriepark Gersthofen. Wenn sie fertig ist, wird sie eingehaust, sodass von außen vom Aufbau kaum etwa zu erkennen ist. Foto: MVV Industriepark Gersthofen GmbH

    Aus der so entstehenden Asche kann dann Phosphor gewonnen und zu Dünger aufgearbeitet werden. Gerade hier setzt die Idee, welche Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle und die Vertreter der MVV vorantreiben möchten, an: "Denn es gibt zu wenige Monoverbrennungsanlagen in Bayern - nur in Ulm, München und in Kempten", so Amberg weiter.

    Gersthofer Schlamm wird aktuell in Kempten verbrannt

    Und Wörle fügte hinzu: "Bereits jetzt wird der Klärschlamm aus unseren beiden Kläranlagen nach Kempten transportiert." Mit dem Bau der Verbrennungsanlage in Gersthofen könne solcher Mülltourismus verhindert werden. Außerdem werde dadurch langfristige Entsorgungs- und Kostensicherheit geschaffen. Bereits jetzt wird der Gersthofer Klärschlamm so vorgetrocknet, dass er in einer solchen Anlage verbrannt werden kann.

    Eine zentrale Anlage im Industriepark bietet sich Amberg zufolge an. "Viele kleinere Anlagen können es vom Aufwand her gar nicht leisten, Phosphor zurückzugewinnen." Dies solle daher künftig in Gersthofen für die ganze Region Augsburg geschehen. "Die Stadt Augsburg haben wir unter anderem bereits mit im Boot", betonte Amberg.

    Jährlich 85.000 Tonnen Klärschlamm verbrennen

    Die Anlage soll den Angaben des Geschäftsführers zufolge eine Verbrennungskapazität von 85.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr haben. Bei der Verbrennung des Materials werden jedes Jahr 7500 Tonnen Phosphorasche gewonnen. Zusätzlich zu dem bereits regen Verkehrsaufkommen durch den Transportverkehr für die elf im Industriepark angesiedelten Unternehmen sollen künftig 20 Lastwagen am Tag anfahren. "Aus unserer Sicht wird man das wohl außerhalb des Industrieparks nicht merken", kündigte Dr. Herbert Rauscher, der Leiter der Energieversorgung beim MVV in Gershtofen an.

    Die MVV Industriepark GmbH will circa 40 Millionen Euro in die neue Anlage investieren. Um Geruchs- und Lärmbelästigungen für die Umgebung zu vermeiden, wird das Gebäude eingehaust und die Luft im Anlieferungsbereich abgepumpt. Und es sei auch keine große Geruchsbelästigung zu erwarten. "Wir müssen ja schon unsere 1200 Beschäftigten vor einer Geruchsbelastung schützen", so Rauscher auf eine Anfrage von Herbert Lenz (FW).

    Baubeginn im Industriepark Gersthofen im Sommer 2021

    Der Bau- und Genehmigungsantrag soll noch vor Montag, 5. Oktober, bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden. Läuft alles glatt, rechnet Amber mit einem Baubeginn nach der Sommerpause 2021 und mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2022.

    Markus Brem (BewegungZukunft) sah in der Anlage nur eine Übergangslösung: "Es ist ein Unding, wenn wir Klärschlamm von Menschen nicht mehr auf den landwirtschaftlichen Flächen aufbringen können, weil er zu belastet ist." Es braucht dringend eine Änderung des Produktionsverhaltens hin zu mehr Nachhaltigkeit.

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