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Moderator Christoph Frey, Reinhold Braun, Landrat Martin Sailer, Helmut Schütz, Ingo Wortmann, Bürgermeister Michael Wörle, Prof. Gebhard Wulfhorst (von links) diskutierten über Lösungen für Verkehrsprobleme.

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Noch hält der Combino der Straßenbahnlinie 4 an der Endhaltestelle Augsburg-Nord P+R. Ob sie jemals bis nach Gersthofen fahren wird, steht noch in den Sternen.

Gersthofen
21.02.2018

Ist die Straßenbahn nach Gersthofen die Lösung gegen den Kollaps?

Von Gerald Lindner

Experten suchen in Gersthofen nach Wegen, wie wir künftig trotz weiter wachsenden Einwohnerzahlen in der Region alle mobil sein können. Das ist gar nicht so einfach.

Können die Gersthofer in Zukunft direkt mit der Straßenbahn kostenlos nach Augsburg fahren? Der Vorstoß der Bundesregierung für einen kostenlosen Nahverkehr war eines der Themen, über das Experten in der Stadthalle Gersthofen diskutierten. Unter dem Motto „Stadt entwickelt Mobilität“ ging es bei dem Fachgespräch um ein Thema, mit dem alle konfrontiert werden: Wie werden wir uns in der Zukunft fortbewegen? Die Stadt Gersthofen ist in den vergangenen Jahren auf mehr als 22.000 Einwohner gewachsen. Künftig können es zwischen 25.000 und 30.000 Menschen werden, erklärte Bürgermeister Michael Wörle in der von Christoph Frey, Redaktionsleiter der AZ Augsburger Land, moderierten Veranstaltung.

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Stau in den wichtigsten Gersthofer Verkehrs-Achsen

Ob die von Wörle präferierte Straßenbahn sinnvoll sei, müsse eine Machbarkeitsstudie ergeben. Diese soll erst noch vorgestellt werden, gab sich der Bürgermeister zurückhaltend. Schon jetzt ist die wichtigste Ost-West-Achse der Stadt, die Bahnhofstraße täglich verstopft, ähnlich verhält es sich mit der Nord-Süd-Achse B17/B2, die vor allem in den Stoßzeiten zur nervenbelastenden Staufalle wird. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln benötige ein Pendler zwischen der Firnhaberau und Gersthofen 67 statt 14 Minuten mit dem Auto, so Frey. Könne man da von einer attraktiven ÖPNV-Verbindung sprechen?

Der Verkehrsplaner Prof. Gebhard Wulfhorst von der Technischen Universität München betonte: Verkehrsprobleme können nicht ohne eine kontrollierte Stadtentwicklung gelöst werden – durch eine detaillierte Gestaltung von Quartieren. Als Beispiel nannte er den Domagkpark im Norden Münchens. Hier gebe es Carsharing-Stationen sowie ein System mit Leih-E-Bikes und -Rollern und gute Anbindung ans U-Bahnnetz. Mit einer solchen Verknüpfung werde es nicht mehr nötig sein, dass jeder Einzelne sein Auto braucht. Eine Straßenbahn allein werde Gersthofens Probleme nicht lösen, könne aber Bestandteil einer Lösung sein zusammen mit Carsharing und Leihrad und innerstädtischen Bussen. „Wenn ich in 20 Jahren eine vernünftige Verkehrslösung haben will, muss ich jetzt damit beginnen.“

Netze ausbauen

Die Bahnlinien und die Straßenbahnnetze müssten ausgebaut werden, forderte Ingo Wortmann, der Chef der Münchner Verkehrsbetriebe. Aber: „Für eine Verkehrswende reichen die Mittel, welche die Groko zur Verfügung stellen will, nicht aus.“ Ein kostenloser ÖPNV werde weitere Probleme schaffen. Der Bedarf wird steigen, damit muss auch die Infrastruktur verbessert werden. „Am Ende zahlt der Steuerzahler.“

Helmut Schütz, der Chef der Obersten Baubehörde des Innen- und Verkehrsministeriums, dämpfte Hoffnungen auf ein drittes Gleis zwischen Augsburg und Donauwörth: „Es ist im Bundesverkehrsplan als potenzieller Bedarf eingestuft – also nicht draußen und nicht drinnen.“ Die Bundesrepublik habe in den vergangenen 50 Jahren allein auf das Auto gesetzt. Das ändere sich erst allmählich wieder.

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Mehr überregional denken

Sortimo-Chef Reinhold Braun, der die größte Energietankstelle Europas in Zusmarshausen bauen wird, forderte ebenfalls einen Ausbau der Schiene: „Mit Elektromobilität fährt zunächst einmal kein Auto weniger. Wichtig sei es, mehr in überregionalen Verbindungen statt in einzelnen lokalen Bauprojekten zu denken, forderte Braun auch aus Sicht der Unternehmen: „Wir brauchen eine direkte Verbindung zum Flughafen München.“

Und was wird aus der Straßenbahn nach Gersthofen? „Legt uns ein stimmiges Konzept vor, dann wird es der Augsburger Verkehrsverbund bezuschussen“, sagte AVV-Vorsitzender und Landrat Martin Sailer an Michael Wörle gerichtet.

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