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Gersthofen: Industriepark Gersthofen: Werkfeuerwehr besteht seit 100 Jahren

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Industriepark Gersthofen: Werkfeuerwehr besteht seit 100 Jahren

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    Heute verfügt die Werkfeuerwehr über zehn Einsatzfahrzeuge, die mit der notwendigen chemiespezifischen Ausstattung ausgerüstet sind.
    Heute verfügt die Werkfeuerwehr über zehn Einsatzfahrzeuge, die mit der notwendigen chemiespezifischen Ausstattung ausgerüstet sind. Foto: Thomas Winterer/mvv

    Der Industriepark Gersthofen ist vor fast 120 Jahren als Filialwerk der damaligen "Farbwerke Hoechst AG" in Betrieb gegangen. Und schon 18 Jahre später wird erstmals eine "freiwillige Fabrikfeuerwehr" erwähnt – die Geburtsstunde der heute 31 Männer starken Werkfeuerwehr. Im Industriepark unterliegen fünf der insgesamt elf Unternehmen der Störfallverordnung. Eine Werkfeuerwehr ist Voraussetzung für die Betriebsgenehmigung derartiger Anlagen. Die Brandschützer des Industrieparks sind für den Schutz der rund 1200 Beschäftigten und für die Sicherheit der Produktionsanlagen am Standort im Einsatz. Darüber hinaus unterstützen sie Kommunen im nahen Umkreis bei größeren Unfällen, Bränden oder Naturereignissen.

    Die hundert Jahre Geschichte wurden von Andreas Schnepp (MVV/Leiter der Werkfeuerwehr) und Ingrid Knöpfle (MVV/Marketing & Kommunikation) in einer Broschüre aufgearbeitet. Die Geschichte reicht von der ersten Handdruckspritze mit Auszugsleiter (die per Hand zum Brandort gezogen wurde) bis hin zur heute sehr chemiespezifischen Ausstattung mit zehn Fahrzeugen und zahlreichen Hilfsmitteln zur Gefahrenabwehr.

    Die Aufgaben wandelten sich in hundert Jahren stark. So existierte zum Beispiel bereits im Jahr 1933 eine 75 Mann starke "Betriebsfeuerwehr". Im Dritten Reich wurde diese dann in "Werksluftschutz" umbenannt, der sich zusätzlich zur Brandbekämpfung auch um die Luftschutzräume kümmern musste.

    Die Aufnahme entstand schätzungsweise im Jahr 1930 und zeigt die Mannschaft  der Werkfeuerwehr mit den damals vorhandenen Geräten.
    Die Aufnahme entstand schätzungsweise im Jahr 1930 und zeigt die Mannschaft der Werkfeuerwehr mit den damals vorhandenen Geräten. Foto: Mvv Archiv

    Die Gersthofer Werkfeuerwehr ist seit 1952 offiziell anerkannt

    Im Februar 1952 wurde die 84 Mann starke Feuerwehr der "Lech-Chemie Gersthofen" durch das Landratsamt Augsburg gemäß des Bayerischen Feuerwehrgesetzes offiziell als Werkfeuerwehr anerkannt. Das erste Einsatzfahrzeug kam im Jahr 1953 und war ein VW-Bus T1 mit acht Sitzplätzen. Dieser wurde als Zugfahrzeug für die auf Anhängern montierten Tragkraftspritzen verwendet. Für den Transport der Mannschaft und der Gerätschaften des Dienstbetriebs wurden Kleinfahrzeuge mit Ladefläche eingesetzt, das erste Löschfahrzeug mit "zeitgemäßer" Technik wurde 1962 angeschafft.

    Die erste Unterkunft der Feuerwehr war eine Baracke, in der die im Jahr 1934 vorhandene Ausstattung mit Handspritze, Motorspritze, drei Schlauchwagen und eine fahrbare Schiebeleiter untergebracht war. Bis 1953 wurden alle Geräte auf Handkarren von der Mannschaft zur Einsatzstelle gezogen. Heute kann die Werkfeuerwehr jeden Einsatzort im Industriepark innerhalb von drei bis vier Minuten mit der kompletten Ausstattung erreichen.

    Wohngebäude im Industriepark wird 1966 zur Feuerwache umfunktioniert

    Mit der Aufstellung einer hauptberuflichen Wehr im Jahr 1966 wurden ein ehemaliges Wohngebäude zur Feuerwache umfunktioniert und eine Halle für die Einsatzfahrzeuge gebaut. In einem Anbau kamen dann 30 Jahre später eine neue Zentrale und zusätzliche Büro- und Sozialräume dazu. Im Zuge der Aufstockung der Einsatzmannschaft auf die heutige Mannschaftsstärke und der Erweiterung der technischen Ausstattung wurde 2011 eine neue Fahrzeughalle gebaut und zusätzliche Ruheräume geschaffen.

    Ausstattung der Werkfeuerwehr im Industriepark Gersthofen mit Einsatzfahrzeugen und Gerätschaften im Jahr 1966.
    Ausstattung der Werkfeuerwehr im Industriepark Gersthofen mit Einsatzfahrzeugen und Gerätschaften im Jahr 1966. Foto: Mvv Archiv

    Um das Jahr 1952 waren zusätzlich mehr als 80 Kollegen aus den Betrieben des Werks in der "Freiwilligen Werkfeuerwehr" organisiert. Diese führte regelmäßige Übungen durch und unterstützte die hauptberuflichen Kollegen bei Einsätzen. Wegen fehlender personeller Ressourcen wurde sie zum Ende des Jahres 2016 aufgelöst.

    Im Jubiläumsjahr 2020 waren 31 Männer hauptberuflich in der Werkfeuerwehr tätig. Über 365 Tage kann rund um die Uhr eine Anwesenheitsstärke von sieben Mann sichergestellt werden kann. Alle Einsatzkräfte verfügen über eine qualifizierte Fachausbildung zum Brandmeister und größtenteils zum Rettungssanitäter, die Führungskräfte sind zum Hauptbrandmeister oder zum Brandoberinspektor ausgebildet.

    Derzeit sind sechs junge Männer bei der Standortbetreibergesellschaft MVV Industriepark Gersthofen GmbH in einer technischen oder naturwissenschaftlichen Ausbildung, die im Anschluss an ihre Lehrzeit zur "Brandschutzfachkraft (IHK)" weitergebildet und dann in der Werkfeuerwehr tätig sein werden.

    Bei Gefahrgut-Einsätzen ist die Werkfeuerwehr bayernweit tätig

    Als 1982 der Verband der Chemischen Industrie TUIS gründete, das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem, über das bei Unfällen mit Chemikalien oder gefährlichen Stoffen Hilfe angefordert werden kann, nahm die Werkfeuerwehr daran teil. Bis heute ist sie in zahlreichen Einsätzen im Radius von rund 200 Kilometern um Gersthofen bayernweit tätig, um die kommunalen Feuerwehren und andere Einsatzkräfte zu unterstützen, wenn Gefahrgut freigesetzt wurde.

    "Das Jubiläum unserer Werkfeuerwehr bedeutet 100 Jahre Arbeit, Einsatz und Bereitschaft zum Schutz aller Beschäftigten, der Nachbarschaft und der Anlagen hier", sagt Heinz Mergel, Leiter des Industrieparks Gersthofen. "Eine bessere Visitenkarte könnte der Industriepark gar nicht haben."

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