Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Gersthofen: Hery-Villa wird abgerissen: Was Gersthofen verliert

Gersthofen

Hery-Villa wird abgerissen: Was Gersthofen verliert

    • |
    Die Hery-Villa in Gersthofen soll abgerissen werden.
    Die Hery-Villa in Gersthofen soll abgerissen werden. Foto: Marcus Merk

    Die Hery-Villa ist das noch letzte verbliebene große Bauwerk der Vergangenheit auf dem großen Hery-Areal im Westen Gersthofens. Sie steht seit Jahren leer und ist bereits deutlich heruntergekommen. Dennoch steht es für eine lange Phase Gersthofer Wirtschaftsgeschichte. Der Gersthofer Bauausschuss hat dem Abriss des Gebäudes zugestimmt.

    Nach Abbruch ist dieses Areal somit für eine eventuelle neue Bebauung verfügbar. Nach Angaben der Stadt liegen aber bisher keine Pläne darüber vor, wie das Grundstück künftig genutzt wird. Das kann nach Angaben der Gersthofer Verwaltung noch ein Jahr dauern. Diese erarbeitet derzeit ein Entwicklungskonzept für den gesamten Hery-Park.

    Nicht Bestandteil des Abbruchantrages ist die Beseitigung der immer noch sichtbaren Luftschutzanlagen. Die letzten Sägehallen fielen im Jahr 2002 dem Abbruch zum Opfer.

    Der Name Hery und somit auch die Villa mit ihren Büro- und Geschäftsräumen erinnern an ein Stück bedeutsamer Industrie- und Handelsgeschichte in Gersthofen und weit darüber hinaus. Zurück bis zum September 1905 reicht die Firmengründung durch Emil Hery, Jahrgang 1868.

    Der Park mit seinen Einzelhandelsmärkten und weiterem Gewerbe trägt noch den Namen Hery und die Hausnummer „Hery Park 3000“ erinnert an die Firmengründung Jahr 1905.
    Der Park mit seinen Einzelhandelsmärkten und weiterem Gewerbe trägt noch den Namen Hery und die Hausnummer „Hery Park 3000“ erinnert an die Firmengründung Jahr 1905. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Verkehrsgünstig an der Bahnstrecke Augsburg-Donauwörth und direkt am Gersthofer Bahnhof gelegen, entstand ein Unternehmen mit der Firmierung „Säge-, Hobelwerk - Kistenfabrik“. Schwerpunkte waren die Herstellung und der Handel von Eisenbahnschwellen. Das Holz hierfür erwarb der Unternehmer Hery vorwiegend aus den Wäldern der näheren Umgebung. Zu den Hauptabnehmern der Eisenbahnschwellen gehörte auch die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft. Sowohl das Rohmaterial Holz wurde per Bahn nach Gersthofen gebracht, als auch das fertige Produkt auf der Schiene abtransportiert.

    Gersthofer Sägewerk Hery wird im Jahr 1960 geschlossen

    Der Technikgeschichte der Firma Hery ist zu entnehmen, dass unter den Sägewerksmaschinen eine 27 Tonnen schwere Einzylinder-Auspuffdampfmaschine aus dem Jahr 1906 als ein bedeutendes Zeugnis des technischen Fortschritts große Bewunderung fand. Die Dampfpfeife dieser Dampfmaschine wurde zur Beerdigung des Firmengründers Emil Hery am 13. November 1956 für drei Minuten letztmalig in Betrieb genommen, ist in alten Unterlagen nachzulesen. Die beiden Söhne Emil und Otto Hery, geboren in den Jahren 1897 und 1900, übernahmen mit der im Jahr 1908 zur Welt gekommenen Tochter Wilhelmine Hery das Geschäft und führten es bis zur Einstellung des Sägewerkbetriebes bis zum Jahr 1960 weiter.

    Gersthofer Betriebsgebäude als Möbelhallen benutzt

    Danach wurden verschiedene Betriebsgebäude für eine neue Firmenstrategie als Möbelhallen benutzt. Bald war bei den interessierten Möbelkäufern das Unternehmen „Möbel Hery“ in Gersthofen, Am Bahnhof, als “1. Adresse“ in aller Munde.

    Werbung für Möbel Hery in Gersthofen.
    Werbung für Möbel Hery in Gersthofen. Foto: Archiv Karl-heinz Wagner

    Ältere Kunden des Unternehmens werden sich noch an die zum Jahreswechsel zugeschickten legendären Jahreswandkalender erinnern. Diese waren stabil aus festem Karton gefertigt und daher auch vielfältig verwendbar.

    Gersthofen: KUKA-Turm prägt Hery-Park heute

    In den 80er Jahren begann dann auf dem Gelände mit dem Bau eines Möbelhauses eine neue Ära. Es folgte im Jahr 2002 der Bau des weithin sichtbar und markanten früheren KUKA-Turms. Ein Verkauf des gesamten Gewerbeareals mitsamt aller Gebäude erfolgte durch die Unternehmerfamilie Hery im Jahr 2006 an die Frankfurter Freo-Group, die auf Immobiliengeschäfte spezialisiert ist und das britische Investmenthaus Revcap. Vor rund zwei Jahren wiederum kaufte der europaweit tätige Private-Equity-Fondsmanager Tristan Capital nach einem Bericht der deutschen Immobilienzeitung das Fachmarktzentrum für 53,5 Millionen Euro für einen seiner Fonds. Als Co-Investor wurde der Frankfurter Immobilien-Manager Kintyre Investments genannt.

    Neuer Besitzer ist nun ein Fonds. Private-Equity-Fonds sammeln Kapital und investieren es in Beteiligungen an Unternehmen mit dem Ziel, diese später wieder gewinnbringend zu verkaufen. Die Gewinne, die der Fonds erwirtschaftet, werden später an die Geldgeber weitergegeben.

    Nur der Park mit seinen Einzelhandelsmärkten und weiterem Gewerbe trägt noch den Namen Hery und die Hausnummer „Hery Park 3000“ erinnert an die Firmengründung Jahr 1905.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden