Es sind ungewöhnliche Szenen, die sich am Mittwochmittag in einem Hotel an der Bahnhofstraße in Gersthofen abspielen: Bewaffnete Polizisten in Uniform stehen neben Reisenden mit Rollkoffern vor der Rezeption, dazwischen Zivilbeamte mit ihrer technischen Ausrüstung in der Hand und Pistolen im Gürtelholster. Was auf den ersten Blick wie die Szene eines Krimis wirkt, ist jedoch erschreckend real. Nur wenige Stunden zuvor hatte das Knattern des Rettungshubschraubers Christoph und lautes Sirenengeheul der Einsatzkräfte die Gersthofer aus ihrer Mittagsruhe gerissen. Der schreckliche Hintergrund des Einsatzes wurde jedoch erst im Laufe des Nachmittags bekannt.
Die Polizei sprach zunächst von einer verletzten Person, die in den Toilettenräumen des Hotels gefunden wurde. Die Art der Verletzungen des Mannes waren zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht bekannt. Die Polizei Gersthofen erklärte jedoch die nähere Umgebung des Hoteleingangs an der Bahnhofstraße, Ecke Schulstraße, zum „Tatort“.
Schaulustige und auch Pressevertreter wurden aufgefordert, das Areal zu verlassen. Etwa gegen 12.45 Uhr transportierten Sanitäter den Mann auf einer Trage aus dem Hotel in den Krankenwagen und die Einsatzkräfte rückten ab. Ein Beamter allerdings bezog Posten vor dem Hoteleingang.
Gersthofen: Verletzter in den Toilettenräumen des Hotels entdeckt
Ein Hotelgast, der kurz vor der Mittagszeit in dem Hotel an der Bahnhofstraße einchecken wollte, hatte den schrecklichen Fund in den Toilettenräumen des Hotels gemacht. „Der ganze Boden war voller Blut“, sagte er und zeigte sich auch Stunden später noch schockiert. Zudem habe er ein Messer auf dem Boden bemerkt. Der Verletzte habe auf dem Rücken gelegen und seiner Meinung nach unter anderem Schnittverletzungen am Hals aufgewiesen.
Lange blieb unklar, um welchen Vorfall es sich gehandelt haben könnte. Am Mittwochnachmittag teilte die Pressestelle der Polizei schließlich mit, dass der Einsatz wohl im Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt steht. Nach Auskunft der Polizei soll es sich bei dem verletzten Mann mutmaßlich um den Täter handeln, der seine Ex-Frau in der Gemeinde Graben, Eichenstraße, umgebracht haben soll.
Der im Landkreis Günzburg wohnhafte Deutsche, hatte sich nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen die lebensgefährlichen Verletzungen selbst mit einem Messer zugefügt. Ein Notarzt begleitete den 69-Jährigen in ein Krankenhaus, wo er notoperiert wurde.
66-jährige Frau wird leblos in Graben aufgefunden
Im Rahmen der weiteren Ermittlungen fanden Einsatzkräfte der Polizei gegen 13.45 Uhr die 66-jährige Ex-Ehefrau des Mannes in ihrer Wohnung in Graben leblos auf. Für die 66-Jährige kam jede Hilfe zu spät. Nichts deutete jedoch am Nachmittag darauf hin, dass in der ruhigen Wohnstraße in Graben ein schreckliches Verbrechen stattgefunden haben soll. Lediglich ein Rettungswagen sowie ein ziviles Einsatzfahrzeug der Polizei standen wenig später vor dem Haus. Zuvor war die Feuerwehr zur Unterstützung für die Türöffnung herangezogen worden. Anwohner zeigten sich ob der Nachricht, dass dort ein schreckliches Verbrechen stattgefunden haben soll, schockiert und überrascht.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand steht der 69-Jährige im Verdacht, seine Ex-Ehefrau getötet zu haben. Nach der Tat fuhr der mutmaßliche Täter nach Gersthofen in das Hotel und versuchte sich dort, das Leben zu nehmen. Die Kriminalpolizei Augsburg hat die Ermittlungen zum genauen Tatgeschehen und den Hintergründen der Tat aufgenommen.
Inzwischen ist klar, dass sich der 69-Jährige nicht mehr in Lebensgefahr befindet. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl erlassen. (mit bol und söbe)
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