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Gersthofen: Gersthofer müssen noch lange mit gechlortem Wasser leben

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Gersthofer müssen noch lange mit gechlortem Wasser leben

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    Vor knapp einem Jahr sind Keime im Gersthofer Trinkwasser festgestellt worden, seit Oktober wird das Wasser gechlort. Die Chlorung zu beenden, kostet viel Geld.
    Vor knapp einem Jahr sind Keime im Gersthofer Trinkwasser festgestellt worden, seit Oktober wird das Wasser gechlort. Die Chlorung zu beenden, kostet viel Geld. Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Vor knapp einem Jahr wurde eine Verkeimung des Gersthofer Trinkwassers festgestellt, seit Oktober wird das Wasser inzwischen gechlort. Um die Zuführung dieser Chemikalie beenden zu können, muss die Stadt Gersthofen möglichst bald diverse Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten unternehmen. Diese summieren sich nach einer groben Schätzung auf 3,4 Millionen Euro.

    Dennoch werden die Gersthofer mindestens bis ins Jahr 2021 hinein mit dem gechlorten Wasser leben müssen, hieß es im Werkausschuss. Der beratende Ingenieur Burkhard Bittner vom Büro PfK aus Ansbach stellte die erforderlichen Maßnahmen vor. „Wegen der Corona-Pandemie, fehlender Kapazitäten bei Firmen sowie eingeschränkter Kapazitäten bei der Gersthofer Verwaltung wird die Durchführung der Chlorung so lange notwendig sein“, machte Bittner deutlich. Das ist aber nur ein Teil der Mängel, die bei der Gefährdungsanalyse des Büros PfK festgestellt wurden. „Da gibt’s noch zahlreiche weitere Maßnahmen“, sagte der Experte.

    Arbeiten am Gersthofer Wassernetz werden Jahre dauern

    So ist, dies fügte Bürgermeister Michael Wörle hinzu, mit dem Neubau des Wasserwerks und weiterer Maßnahmen mit Gesamtkosten von zwölf bis 16 Millionen Euro zu rechnen. Die Arbeiten am Wassernetz werden fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen. Deren erhebliche Kosten machen es voraussichtlich erforderlich, EU-weite Ingenieurswettbewerbe auszuschreiben.

    Ziemlich fest steht auch, dass die Gersthofer künftig mehr als das Doppelte für ihr Wasser zahlen müssen. Denn allein durch den Störfall entstanden im Jahr 2019 Kosten von 966.000 Euro, im Jahr 2020 bis einschließlich Mai waren es 320.000 Euro. Bisher zahlen die Gersthofer einen Wasserpreis von 91 Cent pro Kubikmeter. „Im Herbst legen wir die neue Kalkulation der Gebühren für die Jahre 2021 bis 2024 vor“, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Bernhard Schinzel. „Wir werden empfehlen, den Wasserpreis auf 1,90 Euro pro Kubikmeter anzuheben.“

    Damit liegt Gersthofen künftig etwa gleichauf mit der Stadt Augsburg. Hier sind laut Schinzel je nach Verbrauch zwischen ungefähr 1,70 und 2,20 Euro pro Kubikmeter zu zahlen. Die Stadt Neusäß verlangt 1,99 Euro, Diedorf 1,25 Euro, Aichach 1,15 Euro, Friedberg 1,77 Euro und Bobingen 1,47 Euro. Spitzenreiter ist allerdings Aystetten mit 2,41 Euro.

    Chlor im Wasser: Was Gersthofen alles möglichst bald tun muss

    Um nun von der Chlorung wegkommen zu können, listete Burkhard Bittner eine Reihe von Maßnahmen, die kurzfristig realisiert werden müssen beziehungsweise derzeit bereits laufen. Dazu gehört unter anderem die Sofortsanierung des Hochbehälters Katharinaberg. „Die rechte Kammer darf derzeit ohne Chlorung überhaupt nicht mehr betrieben werden, so Bittner.

    Weiter müssen im Rohrnetz die Verbund- und die Spülschächte saniert werden. Überprüft werden müssen die privaten Hausanschlüsse, Brunnen, Regenwasseranlagen, Viehtränken und Gießwasserbecken. „Hier muss sichergestellt sein, dass von ihnen kein Wasser zurück ins Leitungsnetz fließen kann.“ Umgebaut und mit einer Trennstation ausgerüstet werden müssen die landwirtschaftlichen Zapfstellen.

    Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ist eine Erneuerung der Leitung Schmutterstraße/Martinstraße erforderlich, weiter wird eine Ersatzleitung an das Netz der Loderberggruppe gebraucht.

    Arbeiten am Wasserwerk in Gersthofen sind notwendig

    Auch wenn das Wasserwerk künftig neu gebaut werden soll, sind bereits jetzt Sanierungsarbeiten erforderlich: Sie betreffen die Saugbehälter, die Aufbereitungsanlage sowie die Netzdruckanlagen mit Behälter. Die Hydraulik muss zudem angepasst werden. Burkhard Bittner schlug auch vor, eine UV-Anlage zur Wasserdesinfektion anzuschaffen. Weiter braucht das Wasserwerk ein neues Notstromaggregat und eine Schaltanlage. Die Druckpumpenwerke Peterhof und Weidenlohe müssen dem Experten zufolge hygienisiert werden, das Druckpumpenwerk Martinstraße in Batzenhofen muss optimiert werden.

    Der Umfang der Maßnahmen brachte Julia Romankiewicz-Döll auf den Plan: „Die aufgeführten Dinge sind ja nicht erst gestern entstanden – warum hat man da nicht früher etwas gemacht?“ Bernhard Schinzel verwies darauf, dass man im Jahr 2015 mit ersten Studien angefangen habe: „Da kam raus, dass wir etwas machen müssen.“ Die jetzt genannten Arbeiten seien alle das Ergebnis jener Studie, pflichtete ihm Michael Wörle bei. „Es kam der Störfall dazwischen.“ Dieser habe keine zusätzlichen Erkenntnisse gebracht. „So viel wie im letzten Jahr hat man in den vielen Jahren zuvor nicht getan“, wandte der Bürgermeister sich gegen Kritik am langsamen Verlauf. Außerdem habe die Corona-Pandemie „uns mindestens drei Monate Zeit gekostet“.

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