Vom Dach läuft Wasser in die Dichtungsschicht, die Glaskuppel über der Aula ist undicht, ein Dachausstieg ist zu eng für „besser gebaute“ Menschen: Die hochmoderne, für rund 34 Millionen Euro gebaute neue Anna-Pröll-Mittelschule in Gersthofen kämpft mit schlecht ausgeführten Arbeiten. Den Stadträten platzte jetzt wegen des Pfuschs am Bau der Kragen.
Sie ist das größte Bauprojekt der Stadt Gersthofen und der teuerste Schulbau des Landkreises der vergangenen Jahren gewesen – die vor zwei Jahren eröffnete neue Anna-Pröll-Mittelschule. Während an den Außenanlagen immer noch gebaut wird und bereits ein Anbau errichtet wird, streitet die Stadtverwaltung immer noch wegen einiger größerer Baumängel mit den ausführenden Firmen.
Gersthofer Bauausschuss pocht auf mehr Tempo
Der Bauausschuss kritisierte, dass die Reparaturarbeiten mit zu wenig Nachdruck verfolgt werden. So ist nach Angaben von Tobias Roos vom renommierten Planungsbüro Behnisch Architekten der Dachanschluss undicht. In den Flügelbauten dringt daher Wasser unterhalb der Dämmung bis hin zu den Oberlichtern vor.
Bei einer Dichtigkeitsprüfung wurde Roos zufolge ein kleines Loch festgestellt. Im Zuge der in diesen Tagen startenden Dachaufbauarbeiten am Anbau soll alles neu geprüft werden. Andernfalls müsse das Dach komplett neu errichtet werden. Dies soll dann aber erst geschehen, wenn der Anbau fertig ist, weil der Kiesbelag des Dachs dann auf einer Ebene weitergeschoben werden kann.
„Inzwischen läuft das Wasser in Strömen in den Werkraum, die Schränke gehen kaputt“, fügte Schulbeauftragte Sandra Meitinger (CSU) hinzu. „Ich bin richtig sauer, wie unprofessionell das Planungsbüro und die Bauleitung mit der Mängelbeseitigung umgehen.“ In dieselbe Kerbe hieb Bernhard Happacher (FW). Der Wasserschaden ist seit einem Jahr bekannt, und immer noch nicht behoben.“
Dreimal ohne Erfolg überarbeitet
Das Oberlicht in der Aula ist defekt, eine dreifache Überarbeitung hat laut Tobias Roos nichts gebracht. Die Querverstrebung wurde bereits dreimal überarbeitet – ohne Erfolg. Demnächst soll noch einmal bei einem Termin mit der entsprechenden Firma nach einer Lösung gesucht werden. Zudem gibt es Risse in den Scheiben, ein Gutachter muss daher jede einzelne Scheibe prüfen.
Die Funkuhren in den Klassenzimmern funktionieren nicht, sie sollen nun in den Faschingsferien oder spätestens in den Osterferien repariert werden. „Die Beleuchtung ist zwar wunderschön, aber sie lässt sich in fast allen Klassen erst nach fünfmal Drücken einschalten oder geht mitunter einfach von selber aus“, fügt Schulleiterin Sigrid Puschner auf Anfrage hinzu.
Schwierigkeiten für den Unterricht bereiten auch die Nottüren. „Sie haben keine Jalousien, sondern sind gepixelt. Wenn die Sonne scheint, sieht man gerade auf der Ostseite der Schule auf den Whiteboards nichts“, so Puschner.
Erneuert werden müssen auch die Kochplatten in der Schulküche. Denn die Drehknöpfe sind dort so angelegt, dass sie mit den Kochtöpfen zusammenstoßen.
Ungehalten war auch Albert Kaps (Pro Gersthofen): „Dass es bei einem solch großen Projekt Änderungen gibt, ist normal. Die Zahl der erforderlichen Änderungen hier können wir so nicht hinnehmen.“ Da müssten „Mehrkosten vom Honorar abgezogen werden.“ Tibor Sroka von der Bauverwaltung versicherte: „Die Kosten der Gutachter haben wir auf dem Schirm, wir werden entsprechend Geld einbehalten.“
Michael Schmid (W.I.R.) forderte eine genauere Zeitaufstellung, wann welche Schäden behoben werden sollen. Bürgermeister Michael Wörle betonte, dass die Behebung der Mängel nicht auf Kosten der Stadt gehen dürfe.
Sigrid Puschner betont: „Ich lebe hier in einer Mangelwirtschaft, mit zu wenig Lehrern, Kranken – und muss den Unterricht für meine Schüler auf die Reihe kriegen.“ Umso wichtiger sei es, dass die Schäden schnell behoben werden.
Gersthofen muss mehr Geld hinblättern
Kosten Tibor Sroka von der Bauverwaltung gab auch Auskunft über den derzeitigen Stand der Baukosten: „Von veranschlagten 33,67 Millionen Euro sind 32,34 bezahlt.“ Am Ende werde die Stadt wohl bei Kosten von 34,79 Millionen Euro landen. Wir haben im Jahr 2013 mit den Planungen begonnen, eine Kostensteigerung von circa 3,1 Prozent ist aus unserer Sicht erfreulich“, so Sroka.
Die Schule könnte allerdings bis zu 36,06 Millionen teuer werden. „Es stehen noch mehr als 1,27 Millionen strittige Forderungen im Raum – aber selbst im schlimmsten Fall läge die Steigerung bei sieben Prozent.“ Allerdings ist Michael Wörle zufolge die Erweiterung der Schule in dieser Berechnung nicht mit eingeschlossen.
Höhere Preissteigerungen als vorgesehen
Er betonte: Die Preissteigerungen waren mit Sicherheit stärker als wir bei Planungsbeginn 2013 vermutet hatten. Außerdem hat uns der Abriss der alten Schule auch richtig Geld gekostet.“ Wie berichtet, wurden beim Abriss Asbestrückstände gefunden, die nun aufwendig besonders behandelt und entsorgt werden mussten.
„Das klingt angesichts der wahnsinnig vielen Nachträge und der ohnehin stetig steigenden Baukosten relativ erfreulich“, kommentierte Sandra Meitinger. Bernhard Happacher betonte: „Wir haben sämtliche Änderungen beschlossen, dann brauchen wir nicht zu klagen, dass die Kosten gestiegen sind.“
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