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Gersthofen: Deshalb kauft die Stadt das Gersthofer Loch erst nach zehn Jahren

Gersthofen

Deshalb kauft die Stadt das Gersthofer Loch erst nach zehn Jahren

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    Rührt sich nun bald etwas im seit mehr als zehn Jahren vor sich hingammelnden „Gersthofer Loch“? Der Stadtrat hat jedenfalls mehrheitlich beschlossen, dass die Stadt nun das Vorkaufsrecht nutzen und das Areal kaufen soll.
    Rührt sich nun bald etwas im seit mehr als zehn Jahren vor sich hingammelnden „Gersthofer Loch“? Der Stadtrat hat jedenfalls mehrheitlich beschlossen, dass die Stadt nun das Vorkaufsrecht nutzen und das Areal kaufen soll. Foto: Marcus Merk

    In eine neue Phase geht die bereits mehr als zwölf Jahre währende Geschichte des „Gersthofer Lochs“ mitten im Stadtzentrum: Mit 18:13 Stimmen beschloss der Stadtrat am Mittwochabend, das rund 7000 Quadratmeter große Areal zu kaufen.

    Möglich wurde dieser Schritt erst durch eine Vorkaufssatzung im Zuge einer „städtebaulichen Sanierungsmaßnahme“, welche der Rat im August beschlossen hatte: Sie räumt der Stadt ein Vorkaufsrecht ein, wenn Grundstücke in der Innenstadt auf den Markt kommen.

    Wie berichtet, hatte zunächst der Dasinger Investor Peter Pletschacher das Grundstück erworben und wollte dort ein Einkaufscenter mit Praxen und Büros errichten. Als er sich nach zehn Jahren Verhandlungen mit der Stadt über die Art und das Maß der Bebauung nicht einig werden konnte, verkaufte Pletschacher es im Herbst 2018 an den Augsburger Investor Johann Pfoo. Nach Informationen unserer Zeitung lag der Kaufpreis damals im Bereich von 17 Millionen Euro. Auch Pfoo konnte keine Einigung mit der Stadt erzielen und verkaufte das „Loch“ im Oktober 2019 dann zu einem wohl kaum geringeren Preis als er selbst bezahlt hatte, an den Investor Bernd Schwarz aus Pullach. Bis Ende des Jahres musste nun entschieden werden, ob die Stadt vom Vorkaufsrecht Gebrauch macht.

    Drei Varianten legte die Stadtverwaltung den Räten zur Entscheidung vor

    • Variante I Der Kauf des Grundstücks zum notariell beurkundeten Preis, den Investor Bernd Schwarz zu zahlen bereit ist.
    • Variante II Der Kauf des Areals zu einem reduzierten Kaufpreis, den ein eigens angefertigtes Gutachten ermittelt hatte.
    • Variante III Verzicht auf das Vorkaufsrecht und Kauf- oder Tauschverhandlungen mit dem neuen Eigentümer Schwarz.

    Bürgermeister Michael Wörle machte deutlich, dass für ihn persönlich nur die Variante I infrage komme: „Wir haben jetzt die einmalige Chance, das Grundstück endlich in eigenen Besitz zu bekommen – und können dann selbst entscheiden, wie wir es nutzen.“ Die Rechtsaufsicht am Landratamt habe keine Einwände. Es sei auch nicht zu befürchten, dass in der Umgebung die Grundstückpreise massiv ansteigen, weil das Areal als unabhängige Einheit bewertet werde. Bei Vari-ante II habe der bisherige Eigentümer deutlich gemacht, dass er gegen die Vorkaufsrechtssatzung und die Stadt gerichtlich vorgehen werde.

    Josef Koller (W.I.R.) lehnte den Kauf des Lochs kategorisch ab. „Das wäre ein verheerendes Signal für den Grundstücksmarkt in Gersthofen, denn der Preis sei in der Höhe völlig überzogen. Zudem stünden im Bereich der Schulen große Investitionen an, für die über kurz oder lang Schulden gemacht werden müssten. „Der Bürger soll nicht für die Fehler der Investoren aufkommen müssen“, so Koller.

    CSU-Fraktion zeigt sich gespalten

    „Es ist sicher ein Luxuskauf, aber der Wert und der Nutzen sind letztendlich viel höher als der Kaufpreis – das Grundstück wird nie mehr billiger werden“, plädierte Bernhard Happacher (FW) für Variante I. „Dort kann ein multifunktionaler Bereich für alle Bürger entstehen.“ Und was die Stadt an „Luxusanteil“ bezahle, sei nur im Promillebereich im Vergleich zu den Steuereinnahmen der vergangenen Jahrzehnte.

    Peter Schönfelder (SPD/Grüne) pflichtete dem bei: „Wenn wir einen Beitrag für die Zukunft der Stadt leisten wollen, müssen wir handeln können, und dazu brauchen wir das Grundstück in unserem Eigentum.“ In diesem Sinne argumentierte ebenfalls Albert Kaps (Pro Gersthofen): Jede, der heute gegen Variante I stimmt, nimmt billigend in Kauf, dass die Stadt das Grundstück in absehbarer Zeit nicht bekommen wird.“

    Gespalten in dieser Frage zeigte sich die CSU-Fraktion: Max Poppe sah eine historische Chance für die Stadt, ein neues zentrales Kapitel aufzuschlagen.“ Er werde dem Kauf des „Luxusartikels“ zustimmen, auch wenn das Grundstück den Preis nicht wert sei. Zudem sei der heutige Beschlussvorschlag nicht zu Ende gedacht und nicht ausreichend vorbereitet.

    Die Gegner eines Kaufes in der CSU vertrat Frank Arloth: „Der Preis im Verkaufsvertrag überschreitet den Verkehrswert um das Doppelte.“ Er wolle „den Bürgern nicht erklären müssen, dass wir für einen Stadtpark schulden machen.“

    Gegen den Grundstückskauf zum notariellen Preis stimmten alle sieben Stadträte der W.I.R.-Fraktion sowie sechs der insgesamt neun CSU-Stadträte.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar:Der Kauf des Gersthofer Lochs ist teuer, aber die einzige Lösung

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