Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Gersthofen: Chlorung des Gersthofer Trinkwassers wird noch länger dauern

Gersthofen

Chlorung des Gersthofer Trinkwassers wird noch länger dauern

    • |
    Die Gersthofer Bürger müssen wohl noch monatelang mit gechlortem Trinkwasser leben.
    Die Gersthofer Bürger müssen wohl noch monatelang mit gechlortem Trinkwasser leben. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Stadtwerke-Geschäftsführer Bernhard Schinzel berichtete über den Stand der Arbeiten am Wassernetz. Es gebe zwei zentrale Hausaufgaben, die erledigt werden müssten, um die Chlorung des Trinkwassers in Gersthofen beenden zu können. Und dies werde noch mehrere Monate dauern, so das Fazit.

    "Zum einen muss jeder ans Wassernetz angeschlossene Haushalt schriftlich nachweisen, dass er am Übergang vom städtischen Netz zum Hausnetz einen KFR-Filter nach aktuellem technischen Standard eingebaut hat. Ein KFR-Ventil ist ein kombiniertes Ventil, durch welches das Wasser frei ins Hausnetz strömen kann, das aber verhindert, dass Wasser aus dem Hausnetz wieder in die öffentlichen Leitungen zurückfließt und so gegebenenfalls Keime mit sich trägt.

    "Es gibt in Gersthofen circa 4900 Hausanschlüsse", zählte Bernhard Schinzel auf. "Bisher wurden 878 davon beanstandet." Den Nachweis des KFR-Ventils erbracht hätten lediglich 351 Hausbesitzer, von 547 sei überhaupt keine Rückmeldung gekommen. Bürgermeister Michael Wörle ergänzte: "Wir müssen dem Gesundheitsamt von jedem einzelnen Haushalt und Firmenanschluss eine schriftliche Dokumentation vorlegen können, sonst kommen wir aus der Chlorung nicht raus." Das Gesundheitsamt habe gesagt, solch einen schlechten Rücklauf habe man noch in keiner Kommune erlebt.

    Gersthofer Wasserwerk setzt Frist bis Ende März

    Die Verwaltung hat Schinzel zufolge die Eigentümer der beanstandeten Anschlüsse noch einmal angeschrieben und ihnen eine Frist bis Ende März gesetzt. "So lange müssen wir nun abwarten, bevor wir Maßnahmen ergreifen." In letzter Konsequenz sei denkbar, dass die Stadt bei Hausbesitzern, welche nicht reagieren, Bußgeld verlangt oder gar das Wasser abstellt. "Die Hausbesitzer haben also einen entscheidenden Anteil daran, wie schnell wir auf den Zusatz von Chlor verzichten können", appellierte Wörle an das Verantwortungsgefühl der Gersthofer.

    Auch im Wasserwerk ist noch einiges zu tun. Mittelfristig soll an geeigneter Stelle ein Neubau entstehen.
    Auch im Wasserwerk ist noch einiges zu tun. Mittelfristig soll an geeigneter Stelle ein Neubau entstehen. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Weiter sind die Eigentümer selbst dafür verantwortlich, dass ihre Anlagen im Hausnetz den geltenden DIN-Vorschriften entsprechen. "Aber dies ist nicht entscheidend für ein Ende der Chlorung", so Bernhard Schinzel.

    Trinkwasser-Chlorung: Auch die Stadt Gersthofen ist gefragt

    Die zweite wichtige Hausaufgabe auf dem Weg aus der Chlorung betrifft die Stadt selbst. "Alle Totleitungen müssen vom Netz getrennt werden." Unter diese Kategorie fallen zum Beispiel Leitungen zu unbewohnten oder abgerissenen Häusern sowie Rohre zu Grundstücken, welche später einmal bebaut werden sollen. "Wir haben rund 300 davon überprüft", erklärte Schinzel. Dabei habe sich ergeben, dass noch viel mehr solcher Rohre in Gersthofen vorhanden seien, als die 160, welche das digitale Register der Stadt aufgeführt habe. Schinzels Fazit: "160 Totleitungen müssen nach der Winterpause zurückgebaut werden." Dies werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen. "Wir wissen gar nicht, was wir beim Aufgraben finden, das macht eine Zeitplanung schwer", gab Schinzel zu bedenken. "Deswegen werde ich auch keine Prognosen mehr aufstellen, wann wir aus der Chlorung rauskommen", betonte Wörle.

    Geprüft wurden auch weitere "kritische" Anschlüsse. So gibt es laut Schinzel 329 Brunnen in Gersthofen. Wenn aus ihnen Wasser ins Hausnetz eingespeist wird, muss sichergestellt werden, dass nichts davon ins allgemeine Trinkwassernetz gelangt und dieses kontaminiert. Weiter finden sich 21 Viehtränken, wovon elf bemängelt wurden, sowie 87 Regenwassernutzungsanlagen. "Alle fünf landwirtschaftlichen Zapfstellen müssen umgebaut werden."

    Kritik an mangelnden Informationen

    Saniert werden müssen die Be- und Entlüfter. "Dies wurde durch die Winterpause aufgehalten, soll aber bis Ende März erledigt sein." Auch im Wasserwerk ist noch einiges zu tun: Im März sollen zunächst Drucktüren eingebaut werden. "Mittelfristig ist der Einbau einer UV-Desinfektionsanlage zur Sicherung eines nachhaltigen Betriebs geplant", so Schinzel weiter. Die Druckpumpwerke Peterhof und Weidenlohe sollen kurzfristig hygienisiert werden. Mittelfristig soll an geeigneter Stelle ein Neubau entstehen. Eine der beiden Wasserkammern des Hochbehälters am Katharinenberg ist bereits saniert, die zweite soll kurzfristig mit Folie ausgekleidet werden. "Bis wir sie mit Edelstahl auskleiden können wir etwa vier bis fünf Jahre warten - so lange hält die Folie."

    Frank Arloth (CSU) kritisierte: "Es wurde zunächst kommuniziert, dass das Gesundheitsamt mehr fordert als unsere Gutachter - dass es an den KFR-Ventilen liegt, ob wir die Chlorung beenden können, hat man auch den Hauseigentümern nicht mitgeteilt." Dieses Ergebnis sei erst nach langen Gesprächen mit dem Gesundheitsamt herausgekommen, betonte Bernhard Schinzel. "Viele Sachen sollten schon erledigt sein", kritisierte Albert Kaps (Pro Gersthofen). Sandra Meitinger (CSU) forderte, dass künftig dem Stadtrat alle zwei Monate ein Sachstandsbericht vorgelegt werden solle.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden